Über 5 Milliarden sollen in den Ausbau von Autobahnen in der Schweiz investiert werden. Dagegen wehrt sich eine breit aufgestellte Allianz. Denn ein massloser Autobahn-Ausbau ist definitiv das falsche Zeichen für die Schweizer Verkehrspolitik.
Am 24. November 2024 steht eine folgenschwere Entscheidung an der Wahlurne an: Soll der «Bundesbeschluss über den Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen» angenommen werden, der sechs stark frequentierte Autobahnabschnitte erweitern will? Ganz gemäss unserem Öko-Leitbild empfehlen wir von Veloplus ein klares Nein zu dieser Vorlage. Veloplus setzt sich für eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik ein, mit dem Fokus einer Förderung der Kombination von öffentlichem Verkehr und Veloinfrastruktur. Was mit dem Ausbau der Nationalstrassen als Lösung für den Verkehr präsentiert wird, bringt ernsthafte Probleme für die Umwelt und ist unserer Meinung nach ein Schritt in die falsche Richtung einer zukunftsorientierten Mobilität.
Was bedeutet die Vorlage?
Die Vorlage sieht vor, verschiedene Autobahnabschnitte zu erweitern, um Staus zu reduzieren und die Mobilität zu fördern. Die Argumente der Befürworter konzentrieren sich auf die Verringerung von Staus, die Entlastung von Wohngebieten und die Sicherheit auf den Autobahnen.
Warum wir gegen diese Vorlage sind
1. Der Ausbau der Autobahnen generiert mehr Verkehr – nicht weniger
Autobahnerweiterungen mögen kurzfristig Stauprobleme lösen, aber langfristig führen sie zu mehr Verkehr. Das Phänomen der „induzierten Nachfrage“ ist längst bekannt: Je mehr Platz für Autos geschaffen wird, desto mehr Autos werden diesen Platz nutzen. Das bedeutet, dass am Ende nicht nur die Autobahnen voller werden, sondern auch städtische Strassen und Strassen in ländlichen Regionen. Dies bringt noch mehr Lärm, Umweltverschmutzung und gefährliche Verkehrssituationen in die Nähe von Wohngebieten und Schulwegen – eine Situation, die nicht nur Autos betrifft, sondern insbesondere auch Velofahrer:innen und Fussgänger:innen.
2. Ein Milliardengrab für eine veraltete Mobilitätsstrategie
Die Kosten von mehreren Milliarden für den Ausbau sind gewaltig. Diese Gelder fliessen in eine Verkehrsplanung, die auf noch mehr motorisierten Individualverkehr setzt und nicht in alternative, nachhaltige Mobilitätslösungen investiert. Wenn wir den Ausbau ablehnen, setzen wir ein Zeichen für eine Verkehrspolitik, die den Anforderungen einer modernen, umweltfreundlichen Mobilität entspricht. Jeder Franken, der in den Autobahnausbau fliesst, fehlt in anderen Bereichen – insbesondere beim Ausbau von Velowegen und anderen umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Statt den motorisierten Verkehr weiter zu fördern, sollten wir die Finanzierung gezielt auf die Förderung von Velo-Infrastrukturen und den öffentlichen Verkehr lenken.
3. Der Ausbau gefährdet die Sicherheit und Lebensqualität von Velofahrenden
Mehr Autobahnverkehr bedeutet auch mehr Druck auf das Verkehrsnetz in und um Städte. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass die Folge eines Autobahnausbaus oft mehr Verkehr auch auf städtischen Strassen ist. Das erhöht nicht nur den Stress auf den Strassen, sondern gefährdet auch die Sicherheit für schwächere Verkehrsteilnehmende, wie Velofahrende und Fussgänger:innen. Je mehr Strassen und Parkplätze in Städten den Autos zur Verfügung gestellt werden, desto weniger Raum bleibt für sichere Velowege. Velofahrende werden gezwungen, sich zwischen parkenden Autos, engen Fahrspuren und starkem Verkehrsaufkommen zu bewegen – eine erhebliche Gefährdung für alle, die sich umweltfreundlich und gesund fortbewegen wollen.
4. Der Umwelt- und Klimaschutz gerät ins Hintertreffen
Die Schweizer Bevölkerung hat sich immer wieder für eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft ausgesprochen. Der Bau neuer Straßen und Tunnel für den Autoverkehr steht in direktem Widerspruch zu diesen Zielen. Durch den Ausbau von Autobahnen werden zusätzliche Flächen zubetoniert, Lebensräume zerstört und der Ausstoss von CO₂ gefördert. Ein echter Wandel hin zu einer klimaneutralen Schweiz muss bei der Reduktion des motorisierten Verkehrs ansetzen – nicht bei seiner Förderung. Die Förderung von Velo-Infrastrukturen ist dagegen ein direkter Beitrag zur Reduzierung der Emissionen und zur Entlastung unserer Umwelt.
5. 340 Mobilitätsfachleute empfehlen eine Ablehnung der Autobahn-Vorlage
340 Mobilitätsfachleute sind davon überzeugt, dass eine effiziente, nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität möglich ist. Der Verzicht auf den Autobahnausbau wäre ein wichtiger erster Schritt, um die
vorhandenen finanziellen Mittel für zielorientierte, zukunftsfähige und ressourcensparende
Mobilitätslösungen freizusetzen. Hier geht es direkt zum Appell der Mobilitätsfachleute.
Unsere Vision: Eine Schweiz für das Velo und die Zukunft
Eine Schweiz, die den Veloverkehr stärkt, ist eine Schweiz mit weniger Umweltbelastung, weniger Stau und mehr Lebensqualität für alle. Wenn wir den Ausbau der Autobahnen stoppen, geben wir Raum für nachhaltige Mobilitätskonzepte und setzen ein Zeichen für eine Verkehrspolitik, die nicht nur für Autos, sondern für alle da ist. Statt Milliarden in den Autobahnausbau zu stecken, sollten wir diese Mittel in den Ausbau sicherer Velowege, den öffentlichen Verkehr und innovative Mobilitätslösungen investieren.
Aus diesen Gründen empfehlen wir am 24. November mit NEIN zum unverhältnismässigen Autobahn-Ausbau abzustimmen. Gemeinsam setzen wir uns so ein für eine lebenswerte, klimafreundliche und zukunftsorientierte Schweiz.
Dominique Metz – Geschäftsführer von Veloplus
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7 Kommentare
7. November 2024
die Schweiz hatte mal 6 Millionen Einwohner – heute sind wir über 9 Mio. und in Bälde
10 Mio. Da ist es nichts als logisch, dass viel mehr Autos zirkulieren als zur Zeit des Autobahnbaus. Damit Handwerker, LKW-, Lieferwagen- und Busfahrer sowie der Individualverkehr rasch und möglichst ohne Stau ans Ziel kommen, braucht es die Anpassungen auf den 6 Autobahnabschnitten.
Es sind ja die Autofahrer selbst, die diesen Ausbau finanzieren werden. Wo wären wir heute, wenn wir die Autobahnen nicht ausgebaut hätten. Nehmen sie mal das Beispiel Kerenzerbergtunnel, wo sich früher alle Autos durch die Ortschaften und über den Kerenzerberg gequält haben. Man könnte auch sagen, dass es keine Schulhauserweiterungen mehr geben darf, selbst wenn der Mehrbedarf ausgewiesen ist und sich die Zahl der Schüler verdoppelt hat. In den öffentlichen Verkehr muss und wird selbstverständlich ebenfalls investiert – sogar mehr als in die Autobahnen.Deshalb: bitte das eine nicht gegen das andere ausspielen.
9. November 2024
Guten Tag Herr Amrein.
Selbstverständlich braucht es auch in Zukunft ein passendes Autobahnnetz und daher auch Anpassungen. Die Schweiz wächst mit bald 10 Mio. Einwohner:innen. Hier stellt sich die Frage wie eine zukunftsfähigen Mobilität für die Schweiz aussehen soll? Das selbe wie gestern einfach in breiter, grösser, schneller oder eben neue Ansätze wie Road-Pricing, autonomes Fahren, Spuren für Carsharing oder ganz neue Konzepte?
Bzgl. Bezahlen ist dies so eine Sache: Aktuell gibt es eine grosse Diskussion, was die wirklichen Kosten inkl. den externen Kosten (Luft, Lärm, Krankheit, etc.) des motorisierten Verkehrs sind.
Wir setzen uns für eine nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität ein und finden diese Abstimmung mit dem grossen Topf an diversen Ausbauten nicht zukunftsfähig. Es wäre ein Signal an die Politik, dass die Schweiz eine nachhaltige Verkehrspolitik will.
Selbstverständlich braucht es auch in Zukunft Wege für die unterschiedlichen Mobilitätsformen nebeneinander. Stellt sich die Frage, welche Form wieviel Platz erhält und ob diese auch Netto Null 2050 und anderen Zielen/ Vorgaben entspricht?
8. November 2024
Ich finde, dass sich der Veloplus nicht in politische Diskussionen einmischen sollte! Ich bin ein Fan von Veloplus, aber er ist keine politische Partei.
9. November 2024
Guten Tag Herr Wiedmer. Besten Dank für ihr Feedback und toll sind sie Veloplus-Fan. Es ist richtig, wir sind keine Partei.
Wir haben ein Leitbild seit der Gründung 1987 und setzen uns für eine umweltvertägliche Mobilität ein. Wir unterstützen die Mobilitätswende für eine effiziente, nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität. In dieser Abstimmung wird das bestehende zementiert ohne neue Lösungen und Wege aufzuzeigen. Sogar eine Vielzahl an Mobiltätsexperten beteuert dies.
Wie die Schweiz Absenkpfade für Netto Null 2050 mit diesem Ausbau erreichen will bleibt uns schleierhaft.
Selbstverständlich braucht es auch in Zukunft ein entsprechendes Autobahnnetz, stellt sich einfach die Frage der Dimension. Entscheiden darf am Ende jeder selber. Freundliche Grüsse, Dominique Metz
13. November 2024
geht gar nicht, dass sich velo+ politisch einmischt und gegen dringend benötigte autobahnen wettert. eure logik ist in meinen augen absurd. ich meine, wenn mehr autos auf autobahnen fahren werden, so hat es logischerweise weniger auf den dorf/ueberlandstrasse und das ist gut für velofahrer. also haltet euch raus mit politischen statements! ich habe eben deswegen den velo+ newsletter annulliert.
13. November 2024
Hallo Liza. Besten Dank für dein Feedback.
Veloplus wurde 1987 gegründet aus Freude am Velofahren und aus der Überzeugung, dass ökologisch vertretbare Fahrzeuge wie Velos eine Zukunft haben. Politisch äussern wir uns dann, wenn es um Mobilitätsfragen geht und diese Abstimmung ist richtungsweisend für die zukünftige Verkehrspolitik der Schweiz. Jeder kann selber an der Urne entscheiden, welche Zukunft er in der Schweiz möchte.
Wir setzen uns für eine nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität ein und finden diese Abstimmung mit dem grossen Topf an diversen Ausbauten nicht zukunftsfähig. Es wäre ein Signal an die Politik, dass die Schweiz eine nachhaltige Verkehrspolitik will.
Selbstverständlich braucht es auch in Zukunft Wege für die unterschiedlichen Mobilitätsformen nebeneinander. Stellt sich die Frage, welche Form wieviel Platz erhält und ob diese auch Netto Null 2050 und anderen Zielen/ Vorgaben entspricht?
Es würde mich freuen, dich weiterhin als Kundin begrüssen zu dürfen.
21. November 2024
Jetzt würden nach Jahrzehnten endlich die „Flaschenhälse“ ausgebaut.
Dabei würde einmalig 53ha Kulturland verbaut und nein, es sind nicht neue Strassen, die bestehenden werden erweitert um den Strassenverkehr nicht in die Dörfer zu leiten.
Wegen der Zuwanderung wird pro Jahr 830ha Kulturland überbaut und da schreit kein Hahn etwas.
Das sind 16-mal mehr…., und das jedes Jahr!!!