Von Wien nach Nizza in 168 Stunden. Wir ziehen den Hut vor Veloplus-Mitarbeiter Mathias Jäger, der am diesjährigen Three Peak Bike Race teilgenommen und es erfolgreich beendet hat.
Was für eine Leistung! Veloplus-Mitarbeiter Mathias Jäger hat das Three Peak Bike Race geschafft. Ein Rennen mit Startpunkt in Wien und Zieleinfahrt in Nizza. Dazwischen liegen drei Checkpoints, die erreicht werden mussten, wovon auch der Name des Rennens kommt. Welche Route die Teilnehmenden wählten, um die Checkpoints zu erreichen, war ihnen selbst überlassen.
Die Route von Mathias Jäger
Die Strecke wurde von allen Teilnehmenden nach den eigenen Stärken und Schwächen geplant. Manche machten lieber mehr Kilometer und weniger Höhenmeter, andere wählten doch lieber einen direkten Weg mit mehr Höhenmetern. So oder so, streng war es auf allen Wegen, egal welche Route gewählt wurde. Mathias hat sich für eine sehr direkte Linie entschieden (siehe Strava-Map unten). Dabei legte er rund 2155 Kilometer und 33`000 Höhenmeter in 168 Stunden zurück (107 Stunden auf dem Velo, 21 Stunden Schlaf, 40 Stunden nicht gefahren und nicht geschlafen). Auf dem Weg gab es für ihn zwei Sektionen auf welchen er sein Velo tragen und wandern musste (zeitlich war es aber dennoch der schnellstmögliche Weg).
Im folgenden Abschnitt schildert Mathias Jäger seine Erfahrung in seinen eigenen Worten. Am Ende des Beitrags findet ihr noch eine Packliste mit dem Material, das er während dem Rennen dabeihatte:
Mit kleinen Zielen zum grossen Ziel
Nach dem Start in Wien ging es mit einem 30er Schnitt auf die ersten rund 300 Kilometer. Das Wetter war perfekt, die Beine frisch und es rollte gut dahin. Auf so langen Strecken denke ich nicht an das Ziel, oder dass ich noch 2000 Kilometer vor mir habe. Immer schön kleine Ziele setzen. Der nächste Checkpoint, die nächste Grenze oder aber auch das nächste Essen. Denn essen und trinken darf man auf keinen Fall vernachlässigen. Laut Garmin habe ich rund 56 Liter geschwitzt und über 50`000 Kalorien verbrannt. Viele davon habe ich aber auch wieder zu mir genommen in Form von Pizza, Pasta, Schokoladenriegel und viel süsser Backware. Zum trinken gab es ein paar Liter Cola, viele Elektrolyte und natürlich Wasser.
In den Dolomiten ging es das erste Mal richtig steil berghoch. Die drei Zinnen (tre cime) hatten über rund 3.5 Kilomter immer mindestens eine Steigung von 15 Prozent. Mit Gepäck und 30 Grad kein Leckerbissen, aber oben angekommen war ich froh den ersten Checkpoint erreicht zu haben.
Dann ging es über unzählige Pässe in Richtung Val Müstair und somit in die Schweiz. Kurz vor der Grenze habe ich in einem Hotel drei Stunden geschlafen und dann ging es morgens um 01:30 Uhr weiter. Hier eine kleine Aufzählung der Pässe in der Schweiz. Ofenpass, Albulapass, Rheinschlucht, Oberalp, Susten und dann hoch zum Engstalpsee, wo der zweite Checkpoint nur noch 30 Minuten zu Fuss weg war (Melchseefrutt).
6 Steinböcke und ein perfekter Sonnenaufgang
In Innertkirchen habe ich mich am morgen zwischen 4 und 6 Uhr auf der öffentlichen Toilette schlafen gelegt, bevor es über den Grimselpass ins Wallis bis nach Martinach ging. Von dort über den Grossen St. Bernhard und dieser war echt ein Highlight. Vor dem Schlussaufstieg rund 13 Km vor dem Gipfel habe ich mich nochmals hingelegt und mich in einem Holzstapel vor dem Wind versteckt. Es war aber zu kalt zum schlafen und nach rund 2 Stunden habe ich mich wieder auf den Weg gemacht zum Pass. Dort kam ich morgens um 06:30 Uhr an und mich begrüsste ein perfekter Sonnenaufgang und 6 Steinböcke, welche mich in aller Ruhe beobachteten.
„Gefühlsmässig war es jetzt ein reines auf und ab. Eine Stunde lief es super und ich war topmotiviert, dann wieder todmüde und ich habe mich gefragt, ob ich nicht einfach aufhören soll.“
Angekommen in Italien gab es nach einer sehr kalten Abfahrt in Aosta ein gutes Frühstück und weiter zum Checkpoint Nummer drei, dem Col du Nivolet. Hier erwartete mich mein zweiter Hike. Mit Velo ging es rund 1.5 Stunden steil den Berg hoch, bevor ich oben auf eine alte Gravelstrasse kam und wieder fahren konnte.
Höhen und Tiefen
Auf nach Frankreich hiess es nun. Aber zuerst durch die Gluthitze von Italien. Rund 40 Grad hatte es dort eigentlich immer und jeder Brunnen war eine gute Gelegenheit, um den Kopf und Körper zu kühlen. Gefühlsmässig war es jetzt ein reines auf und ab. Eine Stunde lief es super und ich war topmotiviert, dann wieder todmüde und ich habe mich gefragt, ob ich nicht einfach aufhören soll.
Der einzige Wermutstropfen war, dass es allen gleich ging. Wenn man wieder mal jemanden traf, waren die Gefühle bei dieser Person genau gleich und man versuchte sich gegenseitig zu motivieren. Längere Zeit bin ich aber selten mit jemandem gefahren. Man muss einfach seinen Rhytmus fahren, ansonsten kommt man nicht ins Ziel.
So langsam kam der Mont Ventoux in Reichweite, der wirklich ein absolutes Highlight war. Schwierig ist der Berg nicht zu fahren, steil nur die letzten paar hundert Meter. Aber fast ohne Verkehr dort in den Sonnenuntergang zu fahren war schon sehr schön und ein Grund, solche Strapazen auf sich zu nehmen.
Der „Endspurt“
Nun fehlte nur noch der Schlussparcours und die ersten WhatsApp-Nachrichten von zuhause erreichten mich nach dem Motto: „Jetzt nur noch der Endspurt!“. Der „Endspurt“ war 450 Kilometer lang und hatte 8500 Höhenmeter… Soviel zum Thema Endspurt. Ich wartete ab mit Sprinten und ging mein inzwischen gemütliches Tempo weiter. Todmüde musste ich in einer Nacht bei einem weiteren Anstieg dreimal einfach am Strassenrand stoppen und schlief auf der Stelle ein. Kurz Wecker auf 30 Minuten stellen und schon schlief ich tief und fest.
Nun war aber Nizza definitiv in Reichweite, wollte aber nur sehr langsam näherkommen. Noch ein Berg, noch eine Schlucht (Verdon), noch ein Gegenanstieg bis es dann endlich die letzten 30 Kilometer runter in Richtung Meer ging. Für diese letzte Passage begleitete mich meine Freundin, welche ebenfalls mit dem Velo von der Schweiz gekommen ist und ich konnte glücklich, zufrieden, aber auch todmüde im Ziel in Nizza einfahren.
Mein Fazit: Zu schnell gestartet und die Pausen nicht immer effektiv genug genutzt. Super Erlebnis, top Material (das allermeiste von Veloplus) und stolz gefinisht zu haben in genau einer Woche.
Die Packliste und Ausrüstung von Mathias Jäger
Velo:
- Trek Emonda SLR9 etap
Ausrüstung
- Assos Equipe RSR S9
- Oberteil 1987 TEAM Kurzarmshirt
- Socken Compress von Dirtysocks
- Schuhe Suplest Edge Road Performance
- Helm POC Ventral Air Spin
- Brille REACT Optray
- Armlinge Veloplus Swiss Design Flexi
- Beinlinge Veloplus Swiss Design Flexi
- Unterhemd ODLO Performance X Light
- Thermo Jacke Gore C5 GTI
- Regenjacke Gore C5 Shakedry
- Regenhose Gore C5 GTX
- Buff
- Handschuhe (Decathlon)
Technik
- Powerbank Anker 20`000 MAH
- Licht Apollo 2000 inkl. Eratzakku
- Navigation Garmin 1040 Solar inkl. Zusatzbatterie
- Diverse Ladekabel für IPhone, Licht, Garmin etc.
Diverses
- Kleines 1. Hilfe Set (privat zusammengestellt)
- Leuchtweste und Leuchtbänder um die Füsse
- Ultralite Bivi
- Trinkflaschen 2x Veloplus
- Halterung Trinkflaschen/Stabilisator für „Arschrakete“
Taschen
- Ortlieb Seat Pack M
- Ortlieb Rahmentasche Frame Pack RC M
- Apidura Oberrohrtasche Backcountry Top Tube 1 L
- Veloplus Tools and Tubes mit Multitool, Ersatzschlauch, Flickzeugs, Reifenheber, Kabelbinder, Tape und kleines Taschenmesser
Wir gratulieren unserem Mitarbeiter Mathias Jäger ganz herzlich zu dieser unglaublichen Leistung, und freuen uns auf weitere Challenges, über die wir berichten können!
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1 Kommentar
11. August 2022
Super Leistung (!) Mathias. Anscheinend war das Wetter abgesehen von der Hitze nicht schlecht. Interessant deine min. Ausrüstung (hattest du ein Kopfkissen dabei, Reifen / Druck ?)
PS. Das war wohl ein Einfahren für die nächste TCR Austragung….? PS2 Fährst du 2023 Paris-Brest-Paris ?
Gruess us Wollerau, Charles