Das Fahrrad als Waffe gegen friedliche Demonstranten

Trek-Velos wurden in diversen Videos und Medienberichten im nicht angemessenen Einsatz bei der Polizei-Arbeit gezeigt. Veloplus verurteilt die rassistischen Vorfälle in den USA und hofft auf eine nachhaltige Polizei-Reform. Denn das Velo darf nicht als “Waffe”, aber durchaus friedlich im Polizeieinsatz eingesetzt werden.

von Dominique Metz, Geschäftsführer und Teilhaber Veloplus

Veloplus wurde 1987 gegründet und verkaufte bis Ende 2013 keine kompletten Velos und E-Bikes sondern war spezialisiert auf Velozubehör. Nach erfolgreichem Einbau von Velo-Werkstätten in unseren Läden im 2012, fingen wir im 2014 an komplette Velos und E-Bikes zu verkaufen. 

Wir haben unsere Marken sorgfältig ausgewählt und uns neben Schweizer Marken (Ibex, Cresta), für Deutsche (Flyer, Toutterrain)  sowie für die familiengeführte Amerikanische Marke Trek (auch Diamant) entschieden. 

Seit 2014 arbeiten wir sehr gut und partnerschaftlich mit Trek zusammen. Trek hat den Europäischen Hauptsitz mit Büros, Service-Werkstätten und vielen Arbeitsplätzen in der Schweiz. 

Nachhaltigkeit heisst für uns auch, dass wir möglichst über viele Jahre mit unseren Lieferanten und Geschäftspartnern zusammenarbeiten. Da gibt es Hochs und Tiefs auf beiden Seiten. Für Trek ist es eine schwierige Zeit, weil die Velos wegen Missbrauch urplötzlich im Mittelpunkt stehen. Erfreulich zu hören war indes, dass John Burke auf diversen Kanälen klar Stellung dazu bezog. 

Folgende Beiträge hat John Burke als CEO und Inhaber von Trek zur aktuellen Situation in den USA publiziert:

  • Ebenso hat John Burk folgenden Kommentar zu Police Bikes am 10.6.2020 geschrieben (Übersetzt aus dem Englischen):
    „Kürzlich haben wir Fotos und Videos von Trek-Fahrrädern gesehen, die von der Polizei in einer Weise benutzt wurden, die verabscheuungswürdig ist und sich von ihrer beabsichtigten Verwendung erheblich unterscheidet. Seit mehr als 25 Jahren sehen wir Polizisten auf Fahrrädern, auf Cruisern und in Büros, die in den Vierteln, in denen sie Dienst tun, stärkere Beziehungen aufbauen. In den letzten zwei Wochen hat sich die Sicht der Polizei auf Fahrräder von einem Gemeinschaftsgut zu einer Belastung entwickelt. Ein positives Ergebnis der jüngsten Proteste ist, dass auf lokaler und nationaler Ebene allmählich eine echte Polizeireform diskutiert wird. Wir glauben, dass Fahrräder in reformierten Polizeidienststellen eine positive Rolle spielen werden, indem sie die Beamten weiterhin aus Autos und gepanzerten Lastwagen heraus und in die Gemeinde bringen, wo Vertrauen aufgebaut werden kann. Fahrräder werden Teil der Lösung sein“.
  • Und den detailliertesten Artikel mit Lösungsvorschlägen hat John Burke hier verfasst (Englisch).

Übersetzt mit DeepL:

“Das wachsende Gleichstellungsgefälle und was dagegen getan werden kann

Die Auswirkungen der unaussprechlichen Tragödie der Ermordung von George Floyd sollten sich weit und breit über unser Land erstrecken. Floyds Tod stellt das Schlimmste von dem dar, was in unserer Gesellschaft viel zu häufig geworden ist – polizeiliche Brutalität und Rassismus. Ich hoffe, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird, aber die Frage, die ich mir stelle, ist folgende: Ist Gerechtigkeit genug?

Ich bin der Meinung, dass der Mord an George Floyd mehr bedeutet als die rohe Polizeibrutalität, die Afroamerikaner seit Generationen erlebt haben. Floyds Tod und die darauf folgenden Unruhen bedeuten in einem größeren Sinne die wachsende Kluft zwischen den Realitäten, die Schwarze und Weiße in den Vereinigten Staaten erleben.

Zu oft betrachten wir in unserem Land eine Krise durch eine von Emotionen getrübte Linse, und sie veranlasst uns, die Tatsachen zu ignorieren.

Was die Wirtschaft und die Rasse betrifft, so ergab eine im Februar veröffentlichte Studie der Brookings Institution, dass der Medianwert des Reichtums weißer Familien bei 171.000 Dollar liegt im Vergleich zu 17.000 Dollar bei schwarzen Familien – ein Verhältnis von 10 zu 1.

Von 100 schwarzen Kindern, die im unteren Fünftel der Einkommensverteilung der Nation aufwachsen, schaffen es weniger als drei als Erwachsene in das obere Fünftel. Nach einer Studie von Forschern der UCLA, Stanford, Harvard und des U.S. Census Bureau ist die Wahrscheinlichkeit, dass weiße Kinder vom unteren Ende der Einkommensskala in das obere Fünftel aufsteigen, mehr als viermal so hoch.

Zwischen 1950 und 1980 erhielten die obersten 1% der Lohnempfänger 10% des Vor-Steuer-Einkommens des Landes. Bis 2012 war ihr Anteil am Einkommen auf 23% gestiegen, so eine Studie der University of California-Berkeley. Gleichzeitig hat sich der Anteil der unteren 50% der Verdiener am Vor-Steuer-Einkommen fast halbiert, von 20% auf 12,5%.

Nach Angaben des US Census Bureau leben derzeit fast 12% der Amerikaner in Armut. Am beunruhigendsten sind die 13 Millionen Kinder in ganz Amerika, die in einkommensschwachen Haushalten leben, von denen die Hälfte der Familien versucht, mit einem Einkommen unter 50% der Armutsgrenze über die Runden zu kommen.

Wenn Sie den Rassismus in Amerika verringern wollen, dann besteht die Antwort nicht darin, weiße Politiker zu den Beerdigungen der Schwarzen zu schicken, sondern einen einfachen, kühnen Plan zu entwerfen, der allen die gleichen Chancen bietet. Ein Kapitel meines kürzlich erschienenen Buches ist genau diesem Thema gewidmet, und ich möchte einige dieser Ideen mit Ihnen teilen.

Unsere politischen Führer in Washington scheinen kreativ bankrott zu sein, wenn es darum geht, große Probleme zu lösen, wie zum Beispiel die Erhöhung der Chancen für alle. Ich würde vorschlagen, dass wir die folgenden nationalen Wirtschafts Ziele festlegen, die bis zum Jahr 2030 erreicht werden sollen:

  • Erhöhung des Einkommens Anteils für die unteren 50% der Lohnempfänger in diesem Land von derzeit 12% des Einkommens vor Steuern auf 20%.
  • Halbierung des Wohlstandsgefälles zwischen weißen und schwarzen Haushalten von 10:1 auf 5:1.
  • Geben Sie jedem Kind in Amerika die Chance auf Erfolg, indem Sie die Kinderarmut um 50% reduzieren.

Um diese Ziele zu erreichen, sollten wir den “War on Poverty Act” auf den Weg bringen, der diese vier konkreten Vorschläge enthält:

  • Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Dollar pro Stunde. Und zwar jetzt. Der derzeitige föderale Mindestlohn von 7,25 Dollar senkt ihn nicht. Dieser Lohn beläuft sich auf 15.000 Dollar pro Jahr. Eine Familie kann keine Miete zahlen, sich nicht ernähren, keine Kleidung kaufen und nicht überleben. Durch die Anhebung des bundesstaatlichen Mindestlohns auf 15 Dollar pro Stunde hätten die Bedürftigsten eine sicherere Basis auf der ersten Stufe der wirtschaftlichen Leiter und wären weniger abhängig von Regierungsprogrammen.
  • Schaffen Sie das Programm „Every Kid Has a Chance“ (Jedes Kind hat eine Chance). Es gibt 13 Millionen amerikanische Kinder, die in Armut leben. Für diese Kinder, deren Familien weniger als 50% der Armutsgrenze erreichen, sollte die Regierung ein einfaches Programm anbieten:
    • Drei grundlegende Mahlzeiten pro Tag bis zum Alter von 22 Jahren
    • Kostenlose medizinische Grundversorgung bis zum Alter von 22 Jahren
    • Kostenlose Bildung bis zum Alter von 22 Jahren
  • Dieses Programm würde den ärmsten Kindern in unserer Gesellschaft eine Chance im Leben geben, und es würde produktive, steuerzahlende Bürger für die Zukunft schaffen.  Es würde auch Kindern am unteren Ende der sozioökonomischen Leiter zusammen mit ihren Familien Hoffnung für die Zukunft geben.
  • Lassen Sie das US-Bildungsministerium die öffentlichen Schulen des Landes mit den schlechtesten Leistungen übernehmen. Der Oberste Richter Earl Warren schrieb 1954 in der Entscheidung Brown gegen den Bildungsrat,

„Es ist zweifelhaft, dass von einem Kind vernünftigerweise erwartet werden kann, im Leben Erfolg zu haben, wenn ihm die Möglichkeit einer Ausbildung verwehrt wird. Eine solche Chance, wenn der Staat sich verpflichtet hat, sie zu bieten, ist ein Recht, das allen auf gleichem Niveau zur Verfügung gestellt werden muss.

Die Realität des heutigen öffentlichen Bildungssystems besteht darin, dass öffentliche Schulen in reichen Postleitzahlen wesentlich besser finanziert sind als Schulen in armen Postleitzahlen. Geben Sie den Staaten die Möglichkeit, ihre schlechtesten Schulen unter die Zuständigkeit der Bundesregierung zu stellen. Lassen Sie die Bundesregierung die Mittel bereitstellen, um unsere schlechtesten Schulen auf eine Stufe mit unseren besten Schulen zu stellen, und zwar mit angemessener Finanzierung und durch die Schaffung eines SEAL-Teams für Sonderpädagogik, das diese Schulen mit einem Gefühl der Dringlichkeit umgestalten würde. Wenn dieses Programm funktioniert, erweitern Sie es. Wenn es scheitert, schließen Sie es.”

Ende Artikel

Veloplus denkt in allen Bereichen langfristig und nachhaltig. Wir setzen uns in der Schweiz aktiv für bessere Bedingungen für Velofahrende ein, sei dies in der Politik oder auch bei der Infrastruktur. Wir unterstützen diverse geniale Veloprojekte wie BiketoWork, Velafrica, Bikeable und weitere Projekte an Schulen.

Sehr wohl sind wir enttäuscht über die rassistischen Entwicklungen in den USA und auch in weiteren Ländern. Diese ist aber nicht neu und besteht ungelöst seit vielen Jahrzehnten. 

Veloplus begrüsst es, dass Polizisten auf der ganzen Welt mit dem Velo unterwegs sind. Die Velo-Polizei ist dadurch Nahe bei der Bevölkerung, in den Städten, beim Geschehen und erlebt das Velo und die (oft mangelhafte) Velo-Infrastruktur selber hautnah. Wie Polizisten ausgesucht und ausgebildet werden, was die Polizisten tun und lassen und welches ihre Aufträge sind hat indes nichts damit zu tun, ob sie auf dem Velo, Pferd, zu Fuss oder mit dem Auto unterwegs sind. Das aktuelle Problem ist nicht ein Polizist-Velo-Problem, sondern ein Polizei-Reform-Problem in den USA, in das Trek ungewollterweise reingeraten ist. 

SOPA Images/LightRocket via Getty Images

Veloplus verurteilt klar die rassistischen Vorfälle in den USA und natürlich auch in der Schweiz und weltweit. Wir arbeiten nicht mit rassistischen und ausländerfeindlichen Personen, Medien und Firmen zusammen. 

Aufgrund der Stellungnahme von Trek CEO und Inhaber John Burke und den oben genannten Gründen werden wir die nachhaltige Zusammenarbeit mit Trek in dieser herausfordernden Zeit auch so weiterführen.

Dominique Metz, Geschäftsführer und Teilhaber Veloplus

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