Zwei Jahre nach Inkrafttreten zieht die Schweiz Bilanz: Das Veloweggesetz bringt eine spürbare Dynamik in Kantone und Gemeinden, doch Planung alleine reicht nicht, um bis 2042 durchgehende, sichere Velowege zu realisieren. Veloplus setzt sich klar für eine konsequente Umsetzung ein und unterstützt aktiv dieses wichtige Vorhaben.
Quelle Titelbild: Velokonferenz Schweiz / co.dex production ltd. & Julien Joliat
Das Veloweggesetz (VWG) hat seinen Ursprung in der 2015 lancierten Velo-Initiative von Pro Velo und weiteren Organisationen. Als direkter Gegenvorschlag wurde der Bundesbeschluss Velo erarbeitet – und 2018 von der Schweizer Stimmbevölkerung mit überwältigenden 74 % Ja-Stimmen angenommen. Damit wurden Velowege in der Bundesverfassung verankert und den Fuss- und Wanderwegen rechtlich gleichgestellt. Das Veloweggesetz basiert weitgehend auf dem bewährten Fuss- und Wanderweggesetz (FWG) von 1985 und ist ein Meilenstein für die Schweizer Velopolitik mit grossem Rückenwind aus der Bevölkerung.

Wo stehen wir mit dem Veloweggesetz?
Seit dem 1. Januar 2023 gilt nun das Veloweggesetz (VWG), das Bund, Kantone und Gemeinden dazu verpflichtet, bis Ende 2027 ein planmässiges Velowegnetz aufzuzeigen und bis spätestens 2042 vollständig umzusetzen. Laut dem Bundesamt für Strassen (ASTRA) und Pro Velo läuft die Planung in nahezu allen Kantonen planmässig, aber es ist noch viel zu tun. In einem ausführlichen Bericht zur Zwischenbilanz der Umsetzung des Veloweggesetzes, zeigt Pro Velo den aktuellen Stand nach Halbzeit der Planungsphase auf.
Das wichtigste in Kürze:
- Hohe Planungsaktivität in den Kantonen: Rund 90 % der Kantone erwarten, die gesetzliche Frist für die Planung einzuhalten. Die meisten Planungen sind jedoch noch nicht abgeschlossen.
- Velofachstellen und Gesetzesanpassungen meist vorhanden: In den meisten Kantonen sind Velofachstellen eingerichtet und deren Aufgaben definiert. Auch gesetzliche Grundlagen wurden vielfach angepasst oder entsprechende Prozesse eingeleitet.
- Grosser Nachholbedarf bei Geodaten: Rund die Hälfte der Kantone hat noch kein klares Vorgehen zur Abgabe der Velonetz-Geodaten an den Bund definiert – ein Hindernis für Monitoring, Kartenwerke und digitale Anwendungen.
- Föderale Vielfalt bei der Umsetzung: Die Wege der Kantone sind unterschiedlich: je nach politischer Ausgangslage, bestehender Gesetzgebung und regionaler Organisation. Wer früh begann, ist heute weiter.
- Koordination, Finanzierung und Standards bleiben Schlüsselthemen: Unterschiede bestehen nicht nur bei den Planungen, sondern auch bei Zuständigkeiten, Finanzierungsmodellen und Qualitätsstandards – zentrale Aspekte für eine fristgerechte Umsetzung bis 2042.
Was fehlt noch? Vom Papier auf die Strasse
Jetzt muss gehandelt werden!
Planung allein reicht nicht. Es braucht konkrete Realisation, das heisst Bau hochwertiger Velowege und Sofortmassnahmen an kritischen Gefahrenstellen – und zwar mit gesicherter Finanzierung. Denn auch wenn 2042 scheinbar noch weit in der Ferne liegt, muss die Umsetzung so rasch wie möglich voranschreiten.
Unterstützung durch Bund und Kantone gefordert
Pro Velo macht Druck: Bund und Kantone sollen finanzielle Zuschüsse leisten, einheitliche Standards – etwa ein Velostrassensignal – einführen und für das Finanzielle endlich voll Verantwortung übernehmen.
Geodaten – das grosse Sorgenkind
Wenig erfreulich ist die Situation bei den Geodaten, die für Monitoring, Kartenwerke und digitale Anwendungen zentral sind. Hier zeigt der Bericht grossen Nachholbedarf: Etwa die Hälfte der Kantone hat noch kein klares Vorgehen zur Datenabgabe an den Bund definiert. Kein einziger Kanton hat diesen Schritt bisher abgeschlossen.

Regionale Perspektive: Ein Blick nach Zürich
Im Kanton Zürich ist man auf Kurs, aber auch hier lautet die Devise: nicht nur planen, sondern auch bauen. Kritische Punkte wie Gefahrenstellen müssen sofort geregelt werden, die Netzpläne sind realistisch umzusetzen und die Finanzierung muss klar geregelt werden. Mit der Eröffnung des neuen Stadttunnels für das Velo wurde beim Zürcher Hauptbahnhof erst kürzlich ein prestigeträchtiges Veloprojekt realisiert. Doch es braucht noch viel mehr davon.

Jetzt zählt das Umsetzen – für ein sicheres Velonetz bis 2042
Mit dem Bundesbeschluss Velo hat das Schweizer Stimmvolk bereits 2018 ein starkes und klares Zeichen gesetzt: 74 Prozent sagten Ja zu sicheren und durchgehenden Velowegen. Der Auftrag an Politik und Verwaltung und das Ziel sind klar: Bis 2027 soll jedes Velowegnetz geplant, bis 2042 schweizweit umgesetzt sein.
Die Zwischenbilanz zeigt: In vielen Kantonen laufen die Arbeiten, Strukturen wurden geschaffen, Netzplanungen sind im Gang. Doch Planung allein reicht nicht. Es braucht jetzt konkrete Bauprojekte, klare Zuständigkeiten, gesicherte Finanzierung und einheitliche Standards – und das über Kantons- und Gemeindegrenzen hinweg.
Veloplus unterstützt diesen Weg aktiv mit Engagement in der Praxis, mit Fachwissen und mit Dialog auf Augenhöhe. Denn nur wenn Pläne nicht in Schubladen verschwinden, sondern auf der Strasse sichtbar werden, entsteht echte Velosicherheit.
Veloplus: Engagement für das Velo – gemeinsam für Fortschritt!
Veloplus engagiert sich stark für bessere Velosicherheit und Veloinfrastruktur. Wir unterstützen das Veloweggesetz aus voller Überzeugung und setzen uns aktiv dafür ein, dass die Planung nicht auf dem Papier stoppt. Dazu gehören:
- Partnerschaften mit Pro Velo und anderen Organisationen, beispielsweise bei Veranstaltungen und Fachanlässen.
- Interessenvertretung bei Behörden – national und kantonal – für klare Standards und rasche Umsetzung.
- Eigenes Engagement: Ausbildung, Beratung und Infrastrukturlösungen an unseren Standorten – wir leben Veloförderung praktisch!
Mit deiner Unterstützung tragen wir gemeinsam dazu bei, dass die Schweiz das Veloweggesetz konsequent umsetzt. Ein sicheres, durchgängiges Velonetz ist das gemeinsame Ziel – für dich, uns und alle Velofahrenden! Mehr Informationen zu unserem Engagement und Veloförderung findest du hier:

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6 Kommentare
28. Juli 2025
Nach den sehr positiven Erfahrungen als Velofahrende in Frankreich zählt die Schweiz wohl diesbezüglich zu den Entwicklungsländern Europas. Das Velogesetz scheint das Thema „Vortritt für Velowege bei Überkreuzungen mit Strassen“ nicht anzugehen. Da ist noch viel Luft nach oben. Freunliche Grüsse JoeI
29. Juli 2025
Hallo Joel
Besten Dank für deinen Input. Die Schweiz als eines der Entwicklungsländer Europas zu bezeichnen ist wohl eine etwas scharfe Kritik. Dass es defintiv noch sehr viel Potenzial nach oben hat, ist jedoch unbestritten.
Beste Grüsse, das Veloplus-Team
8. August 2025
Courtoisie en ville
Guten Tag,
seit jungen Jahren fahre ich fast täglich mit dem Velo. Hier in Genf fahre ich zur Arbeit, d.h. etwa 24km täglich.
Es ist schade dass die meisten Velofahrer die Verkehrsregeln missachten. Rechtsvortritt, Rotlicht und Vortritt der Fussgänger. Wäre es nicht schön eine Kultur der Freundlichkeit als Velofahrer zu fördern?
Im französischen heisst es nicht mehr „Cycliste“ sondern eher „Cyclo terroriste“, „Cyclegoiste“ und „Cyclegotiste“ .
Natürlich ist dies auch mehrheitlich dem Bund zu verdanken, der während covid durch den Verstoss gegen die Bundesverfassung und der Zwiespaltung der Bevölkerung die Individualisierung gefördert hat.
8. August 2025
Grundsätzlich eine gute Initiative. Wie immer eine viel zu lange Zeit bis es dann (irgendwie) im jeweiligen Kantönligeist umgesetzt ist…
Eine allgemeine Bitte an die unzähligen Radfahrer, welche entweder noch nie etwas von Verkehrsregel gehört haben oder einfach nicht wahrhaben wollen, dass sie von der Bauart her nicht unsterblich sind.
Bezüglich Sicherheit kann jeder Radfahrer viel tun für seine persönliche Sicherheit und auch die der anderen Verkehrsteilnehmer:
-Mehr Zeit für den Weg einplanen.
-Weniger verkehrsreiche Strassenabschnitte benützen.
-Sichtbarkeit mit reflektierendes Material, mit Licht (aber bitte nicht das mühsame Geblinke …).
-Informiert euch, wie die Regeln sind, setzt diese um, und im Zweifelsfall lieber einmal mehr etwas langsamer machen oder sogar anhalten. Grabsteine mit dem Hinweis „Sie hatte Vortritt…“ „Er dachte es reicht noch…“ oder andere „Klassiker“ könnten tagtäglich zu hunderten vermieden werden.
-Führt Gespräche mit nicht Radfahrenden, aber auch Radfahrenden, über die Problematiken, sodass im besten Fall die verschiedenen Sichtweisen zu mehr Verständnis und Rücksicht führen könnten…
Danke. Gute Fahrt allerseits.
12. August 2025
Hallo Ändu
Besten Dank für deinen Kommentar. Natürlich hat der gegenseitige Respekt und das richtige Verhalten im Strassenverkehr oberste Priorität. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass es definitiv noch viel Potenzial gibt für den Ausbau der Veloinfrastruktur.
Beste Grüsse, das Veloplus-Team
28. August 2025
Ja, da freue ich mich auf die vielen unterschiedlichen „kreativen“ Vorschläge, welche unsere Verkehrsplaner ausarbeiten werden.
Man muss bloss das oberste Bild betrachten: Da geht es schon eine Weile, bis man versteht, wie jetzt das gemeint ist.