Kopf hoch, Helm auf!

Kluge Köpfe schützen sich! Zwar gilt in der Schweiz keine ­generelle Helmpflicht, jedoch hat sich das Tragen eines Helms beim Velofahren mittlerweile grösstenteils durchgesetzt. Seit wann eigentlich? Und warum gibt es so viele unter­schiedliche Helme? Ein kurzer Überblick über die Geschichte des Velohelms und wie du den perfekten Helm finden kannst.

Der amerikanische Radrennfahrer Nat Butler 1910 mit einem einfachen Sturzschutz.

Die Geschichte des Helms

Erstmals in Verbindung gebracht mit einem einfachen, rudimentären Schutzhelm wurde der US-amerikanische Rennfahrer Nat Butler ­anfangs des 20. Jahrhunderts. 1948 stellten die Brüder Lacroix dann ihren ersten Velohelm für das Unternehmen Lazer vor. Helme für den Breitensport, wie wir sie heute kennen, gibt es erst seit den 1970er-Jahren, als die ­Sicherheit im Radsport zunehmend in den Fokus rückte. Mountain ­Safety Research (MSR) brachte 1973 einen der ersten speziell ­ent­wickelten Velohelme auf den Markt, der ursprünglich auf ­Bergsteigerhelmen basierte.

Nur ein Jahr später führte die Firma Bell den «Bell Biker» ein – einen Helm aus expandiertem Polystyrol (EPS), der dank seiner Stossdämpfung und Belüftung als Vorläufer moderner Helme gilt. In den folgenden Jahrzehnten trugen Innovationen wie die Verwendung stossabsorbierender Materialien und ausgefeilter Belüftungssysteme zur stetigen Ver­besserung bei. Die Entwicklung von Sicherheitsstandards für Velohelme ­begann dann in den 90er-Jahren, wenig später brachte auch Veloplus die ersten eigenen Helme auf den Markt. Diese wurden in Reggio Emilia in Italien entworfen und konstruiert. Das erste MIPS-Helmmodell (Multi-­Directional Impact Protection System) kam um 2007 auf den Markt. Seitdem wurde die Technologie kontinuierlich weiterentwickelt.

Artikel im «Aktuell» (Vorgänger-­Magazin des «Fahrtwind») im Jahr 2000 zu den neuen Veloplus- Helmenaus Italien.

Helme für jeden Einsatzzweck

Die Auswahl des passenden Helms hängt stark vom Einsatzzweck, per­sönlichen Vorlieben und Sicherheitsanforderungen ab. Während früher ein einziger Helm ausreichte, ist die Vielfalt heute enorm. Beispielsweise wurde für Mountainbiker:innen das «Dächli» eingeführt, um das Blenden durch die Sonne zu reduzieren. Der klassische MTB-Helm, wie etwa der 2003 von Giro eingeführte ­Enduro-Helm «Giro Xen», bot eine Mischung aus Belüftung und verbessertem Hinterkopfschutz. Heute sind MTB-Helme oft tiefer geschnitten und sind robuster, während Rennradhelme mit einer stärkeren Belüftung und Aerodynamik punkten. Helme fürs Gravelbike sind ­wiederum etwas robuster als Rennradhelme, aber immer noch möglichst aero­dynamisch. Sogenannte Full-Face-Helme eignen sich für Downhill-, ­Enduro- oder ­Bikepark-Einsätze, da sie maximalen Schutz bei abwärtsorientierten Fahrten garantieren. Beim Kauf eines Alltagshelms spielt die Sichtbarkeit eine grosse Rolle: Integrierte LED-Lichter oder ­reflektierende ­Elemente erhöhen die Sichtbarkeit im Strassenverkehr. Helme für schnelle E-Bikes bis 45 km/h nach NTA-8776 bieten verstärkten Schutz an Schläfen und Hinterkopf und haben wegen der ­Motorunterstützung oft weniger ­Belüftung. Bei E-Bike-Helmen ist das ­Gewicht zweitrangig. Ein Visier ­wiederum bietet nicht nur Schutz vor Regen und Wind, sondern auch vor der Sonne und ist besonders bei Brillen­träger:innen beliebt.

Ebenfalls eine grosse Rolle darf und soll bei der Helmauswahl der Komfort und die Optik spielen. Ein Helm muss gefallen und passen, denn nur so wird er regelmässig getragen. Deshalb empfehlen wir, unbedingt in einen ­Veloplus-Laden zu kommen, um zu sehen, wie der Helm auf dem eigenen Kopf aussieht und wie er sich anfühlt – manchmal warten hier grosse ­Überraschungen!

Grenzenlose Möglichkeiten

Nebst dem Einsatzzweck können auch zusätzliche Features für einen Helm sprechen. So gibt es etwa Helme mit integrierten ­Ohrenwärmern für den Winter, Helme mit Front- und Rücklichtern oder solche mit ­einem Blinker, der per Fernbedienung aktiviert werden kann. Was in Zukunft noch alles kommen wird, steht in den Sternen. Das Beispiel des Zeitfahrhelms des dänischen Radrennfahrers Jonas ­Vingegaard von ­vergangenem Jahr aber zeigt, dass neue Technologien nicht lange auf sich warten lassen.

Jonas Vingegaards neuer ­Zeitfahrhelm: Ist das die Zukunft des Velohelms?

Der Helmkauf: Darauf musst du achten

Grösse, Passform, Optik – beim Kauf des passenden Helms fliessen viele Faktoren mit ein. Auf alle Fälle empfiehlt es sich, einen Helm im Fach­geschäft zu kaufen und nicht online. Um den passenden Helm zu finden, hat sich die Autorin in den Veloplus-Laden Oerlikon begeben und sich von ­Verkaufsberaterin Sara Polinelli beraten lassen.

Veloplus-Mitarbeiterin Sara überlässt bei der Helmberatung nichts dem Zufall.

Welche Helmgrösse passt?

Für die Wahl der passenden Grösse misst du mit einem Massband den Kopf­umfang oberhalb der Augenbrauen und Ohren. Grössenangaben in Zentimeter findest du bei jedem Helm.

Damit die Helmgrösse perfekt passt, muss mit einem Massband der Kopfumfang gemessen werden.

Richtiger Sitz und perfekte Helmeinstellung

An der Stirn sitzt der Helmrand ca. zwei Fingerbreit über der Nasen­wurzel oder ein Fingerbreit über der Augenbraue. Die einstellbaren Helmriementeiler kommen unter den Ohrläppchen zu liegen. ­Zwischen Hals und Kinnriemen darf maximal ein Finger eingeschoben werden können. Sitzt der ­Riemen zu lose, streift der Helm bei einem Sturz womöglich ab. Bei der Anprobe ­dürfen zudem keine Druckstellen spürbar sein und beim Wackeln des Kopfes darf der Helm bei geöffnetem Verschluss möglichst wenig hin- und herrutschen. Kann seitlich zwischen Kopf und Helm mehr als ein Finger eingeschoben werden, ist eine ­kleinere Grösse oder ein schmaleres ­Modell zu wählen.

Bei einem zu grossen Helm verteilt sich die Aufprall­energie weniger gleich­mässig auf die Helmschale als bei einem gutsitzenden Helm. ­Helmanpassungssysteme dienen nur der Fein­abstimmung und können nicht eine zu grosse Helm­schale kompensieren.

Die MIPS-Technologie

In Europa verkaufte Helme müssen als Mindest­sicherheitsanforderung die EN 1078 erfüllen. Die Helme werden dazu im Labor auf vertikale ­Schläge in einem 90°-Winkel getes­tet. Bei realen Stürzen schlägt der Helm jedoch meistens in einem Winkel zwischen 30–45° auf. Die MIPS-Technologie berücksichtigt die realen Sturzbedingungen und basiert in der Grund­ausführung auf einem an Gummiankern schwimmend aufgehängten Kunststoff­einsatz, der bei einem Sturz durch leichtes Weggleiten der Helmschale Aufprallenergie absorbiert. Mittlerweile sind mehrere Varianten ent­wickelt worden, welche die Belüftung verbessern und leichter sind. Allen MIPS-Varianten ist gemein, dass bei einer Referenzgeschwindigkeit von 25 km/h und einem Aufprallwinkel von 45° die auf den Kopf wirkende Stossenergie um bis zu 40 % verringert wird. Die MIPS-Technologie wird weltweit von mehr als 50 Herstellern (Velo, Ski und Motorrad) eingesetzt, eine MIPS-Pflicht besteht jedoch nicht.

Mit MIPS-Gütesiegel gekennzeichnete Helme können die Aufprallenergie um bis zu 40% verringern.

Bei der sogenannten Spherical-­Technologie handelt es sich um die bisher höchste MIPS-Evolutions­stufe. Dabei funktionieren zwei ­gegeneinander bewegliche Helmschalen wie ein Kugel­gelenk. In Kombination mit «Progressive ­Layering», bei dem für die äussere und innere Spherical-Helmschalen EPS-Schaumstoff (Expanded ­Polystyrol) unterschiedlicher Dichte zum Einsatz kommt, wird eine ­hervorragende Schlagabsorption von Rotationskräften mit entsprechenden Sicherheitsvorteilen erreicht.

Alterungsverhalten des Helms

Hat ein Velohelm nach einem Sturz Dellen, Kratzer oder Risse, ist es sehr ratsam, diesen aus Sicherheitsgründen zu ersetzen. Schon bei ­einem geringen Aufprall können ­unsichtbare Haarrisse entstehen, welche die Schutzfunktion der EPS-Helminnenschale deutlich reduzieren. Neuere Helmtests zeigen zwar, dass das EPS die Schutzfunktion länger behält als früher angenommen, doch auch Riemen und ­Schnallen altern durch Gebrauch oder UV-Strahlung und können mit den Jahren zu Schwachstellen ­werden. Wer alle 3–5 Jahre seinen Helm ersetzt, ist auf der sicheren Seite und bleibt immer optimal geschützt.

Bereits ganz kleine und teils von Auge kaum sichtbare Risse im Helm können die Schutzfunktionen beeinträchtigen.

Ebenfalls einen Beitrag zum ­Zustand des Helmes leisten Schweiss, Hautpartikel und -fett sowie die Haare bzw. die Pflege des Helmes. Diese Körperemissionen hinterlassen ­Spuren bei den Polstern des
Helmes. Daher wird empfohlen, die Polster regelmässig aus dem Helm heraus­zunehmen und mit Wasser und einer milden Seife zu reinigen. Weiter ist es ratsam, die Helmpolster hin und wieder zu ersetzen.

Helm eintauschen und profitieren

In einen Veloplus-Laden zu ­kommen, lohnt sich doppelt. Bei der Anprobe profitierst du von der grossen ­Auswahl und als Velocard-­Inhaber:in auch von unserer Eintauschaktion: Wir entsorgen gratis deinen alten Helm und vergüten dir bis zu ­20 Franken auf den Kaufpreis des neuen Helms.

Helm eintauschen und profitieren – mit der Velocard von Veloplus profitierst du von unserem Eintausch-Angebot.

Härtetest vor dem Kauf

Es ist nicht immer einfach ein­zuschätzen, ob ein Produkt, das man sieht, auch wirklich die Erwar­tungen erfüllt. Deshalb gibt es in den Veloplus-Läden einen «Helmföhn», mit dem du die Velofahrt bei Fahrtwind simulieren kannst. Reicht dir die Belüftung? Wie ist das Trage­gefühl? Antworten gibts vor dem Föhn! In den Veloplus-Läden findest du übrigens auch viele weitere Teststationen um Produkte vor dem Kauf zu testen.

NTA-8776: Helmnorm für schnelle E-Bikes bis 45 km/h

Um dem hohen Tempo von schnellen E-Bikes und dem damit einher­gehenden Verletzungsrisiko gerecht zu werden, haben die Niederlande per 1. Januar 2017 die für schnelle ­E-Bikes gültige Helmnorm ­NTA-8776 eingeführt. Aufbauend auf die seit 1996 gültige EN 1078 für Velohelme, verbessert die NTA-8776 die Sicherheit durch einen verstärkten Schläfen­bereich und eine am Hinterkopf tiefer gezogene Helmschale. Bei Reisen ins angrenzende Ausland sind die unterschiedlichen Helmvorschriften zu beachten. Während in der Schweiz, Liechtenstein und Deutschland ein herkömmlicher Velo­helm ausreicht, muss in Frankreich, Italien und ­Österreich ein Jethelm (Motorradhelm ohne Kinn­bügel) getragen werden. Wir empfehlen, sich vor der Reise über die im Reiseland geltenden Vorschriften zu informieren.

Fazit zum Helmkauf

Wie lässt sich der Helmkauf ­kompakt zusammenfassen? Achte beim Kauf darauf, dass die Passform stimmt, aber auch darauf, dass dir der Helm gefällt, da du ihn ansonsten kaum regelmässig tragen wirst. Überlege dir, für welchen Einsatz der Helm bestimmt ist – gerne beraten wir dich in unseren Läden. Bei regelmässigem Gebrauch ist der Helm spätestens nach fünf Jahren zu ­ersetzen.

Grosse Auswahl, professionelle Beratung - bei Veloplus findest du garantiert den richtigen Helm
Grosse Auswahl, professionelle Beratung – bei Veloplus findest du garantiert den richtigen Helm

Der Velohelm-Ratgeber von Veloplus

Die Auswahl an Velo- und E-Bike-Helmen ist beinahe grenzenlos: Umso wichtiger ist es, den passenden Helm zu finden. Welche Velohelmmodelle gibt es und welche Gesetze gelten für Velohelme? Hier erfährst du alles, was du wissen musst, um die richtige Wahl zu treffen.

Egal ob auf der Bergetappe oder im Stadtdschungel – ein Velohelm sollte immer dabei sein.

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