Unterschiedliche Anforderungen erfordern unterschiedliche Lösungen! So benötigt der City-Pendler bei Regen eine andere Regenbekleidung als die schnelle E-Bikerin, die bei Wind und Wetter den 30-minütigen Weg ins Büro mit dem E-Bike zurücklegt. Unsere Textil-Produktmanagerin Barbara Pfister zeigt auf, wie du in welcher Situation richtig gekleidet bist.
Das macht gute Regenbekleidung aus
Neben dem Aufbau der Regenjacke oder Regenhose sind auch die Wasserdichtigkeit (Wassersäule) und die Atmungsaktivität (Wasserdampfdurchlässigkeit) des Materials für hohen Komfort bei Regenwetter entscheidend. Wasserdampf entweicht nach aussen, weil die warme und feuchte Luft aus der Nähe des Körpers die Tendenz hat, nach aussen zur kalten Luft zu strömen. Damit dieser Austausch funktioniert, ist ein Temperaturunterschied von mindestens 15 °C zwischen der Temperatur unter der Jacke und ausserhalb nötig.
Atmungsaktivität und Wasserdampfdurchlässigkeit
Die Atmungsaktivität beziehungsweise Wasserdampfdurchlässigkeit wird in der Regel mit dem MVTR-Wert oder dem RET-Wert angegeben. Der MVTR-Wert (Wasserdampfdurchlässigkeit) gibt die Atmungsaktivität anhand der Wasserdampfmenge an, die innerhalb von 24 Stunden durch 1 m² Textil entweichen kann. Das entwichene Wasser wird in Gramm gemessen. Je höher der MVTR-Wert, desto besser ist die Atmungsaktivität. Der RET-Wert (Wasserdampfwiderstand) bezeichnet den Widerstand, den ein Textil dem Wasserdampf entgegensetzt. Je niedriger der Widerstand, desto atmungsaktiver das Material.
Wasserdichtigkeit (Wassersäule)
Die Wasserdichtigkeit eines laminierten oder beschichteten Gewebes wird anhand des Wasserdrucks (in Millimetern) gemessen, dem das Material standhalten kann, ohne Wasser durchzulassen. Dieser Wert wird als Wassersäule bezeichnet. Je höher die Zahl, desto besser die Wasserdichtigkeit.
Nähte und Reissverschlüsse
Nähte sind die Schwachstellen eines Kleidungsstückes, kann doch dort Wasser eindringen. Um dies zu verhindern, werden die Nähte mit Hilfe eines Tapes abgedichtet oder verklebt (Bonding). Je nach Verfahren wird dies mit Heissluft, Laser oder Ultraschall erreicht. Auch Reissverschlüsse können Schwachstellen darstellen. Deshalb sind sie oft spritzwasserfest, was bedeutet, dass kein Wasser durchkommt oder die Reissverschlüsse durch einen Übertritt verdeckt werden, der den Regen abhält. Ein Untertritt kann ebenfalls als Schutz vor Wind und Wasser dienen. Auch die Schnittführung ist bei Regenbekleidung entscheidend, soll doch nirgends Wasser eindringen.
Unterschied zwischen wasserabweisend und wasserdicht
Wasserdichtes Material verhindert, dass Feuchtigkeit ins Innere kommt. Wasserabweisendes Material wiederum stösst Wasser ab, ohne es vollständig abzuhalten. Daher kann bei längerem Kontakt mit Wasser Feuchtigkeit durch das Material gelangen.
Praxistest im Monsunlabor
Um die Regenprodukte aus dem Veloplus-Sortiment auf Herz und Nieren zu prüfen, haben wir sie einem gnadenlosen Härtetest in unserem Monsunlabor in Emmenbrücke unterzogen. Dafür ist Produktmanagerin Barbara Pfister bei einer Windstärke von 30 km/h durch peitschenden Regen, der aus sieben Brausen prasselt, auf einem fixierten Velo gefahren und hat so das Equipment unter garstigsten Bedingungen getestet. Ein Vergnügen war das nicht – aber für wertvolle Testresultate scheuen unsere Mitarbeitenden keine Mühe!
Was wurde getestet?
Im Monsunlabor sollte untersucht werden, wie viel Nässe die Alltagskleidung unter der jeweiligen Regenbekleidung nach einer Minute im Regen abbekommt. Die Voraussetzungen im Monsunlabor sind nicht 100% realitätsgetreu, da die Testperson dem Regen sehr stark und frontal ausgesetzt ist. Auch wenn Velofahrende in der Realität eher selten diesen Bedingungen ausgesetzt sind, gibt der Test doch einen guten Eindruck, wo und wie stark Wasser eindringen kann.
Kurze Distanzen in der Stadt
Du legst nur kurze Strecken zurück? Willst du schnell mit dem Velo zum Einkaufen – und das auch bei Regen? Dann lohnt sich die Anschaffung einer Regen-Komplettmontur vermutlich kaum. Wie wärs mit dem Strada 2.1 Poncho? Dieser bietet einen guten Schutz für kurze Fahrten. Selbst unter Extrembedingungen im Monsunlabor hält er das Wasser grundsätzlich sehr gut ab. Es kann allerdings zu nassen Stellen kommen. In der Realität ist vermutlich mit noch mehr Spritzwasser von den nassen Strassen zu rechnen. Beim Fleck auf dem Knie auf dem Resultatbild aus dem Monsunlabor handelt es sich um den Kapillareffekt: Es ist Wasser oben beim Poncho eingedrungen und dann der Innen-Ponchowand entlang nach unten bis zum Knie gelaufen. Hier ist zu betonen, wie wichtig es ist, dass alle Öffnungen des Regenschutzes (Hals, Ärmel) sauber anliegen und gut verschlossen werden, damit kein Wasser eindringen kann.
Grössere Distanzen in der Stadt
Für den Pendler:innen-Alltag in der Stadt ist das Regenjacken/-hosen-Set von Vaude optimal, die Hose verfügt sogar über integrierte Schuhüberzüge. Mit einer Wassersäule von 10’000 mm bleibt in dieser Situation alles trocken, was trocken bleiben muss. Allerdings: Für aufs schnelle E-Bike sind diese Produkte vielleicht nicht die richtige Wahl. Bei besonders exponierten Stellen, wie etwa den Knien, drückt das Wasser nach einiger Zeit etwas durch, wie auf dem Testbild zu erkennen ist.
Die schnelle E-Bikerin
Für alle, die mit einem schnellen E-Bike unterwegs sind und dadurch mit hohem Tempo durch den Regen fahren, empfiehlt Veloplus-Produktmanagerin Barbara Pfister beispielsweise die Monsun-Jacke und -Hose. Ausgestattet mit der Active Membran von Gore-Tex und somit einer Wassersäule von 28’000 mm, sind die Produkte äusserst atmungsaktiv und schützen zuverlässig vor Regen und Wind. Das zeigt auch die Testfahrt in der Regenbekleidungstestkabine: Nach einer Minute im Vollregen weisen die Alltagskleider keinerlei nasse Stellen auf.
Rennvelofahren im Winter
Du bist auch bei Regen nicht vom Rennvelo zu kriegen? Gut so! Bekanntlicherweise gibt es ja kein schlechtes Wetter – du weisst schon! Mit diesem sportlich geschnittenen Outfit von Gore fährst du problemlos durch den Regen. Aber aufgepasst: Achte unbedingt darauf, dass bei der Jacke der Untertritt schön und richtig liegt, da der Reissverschluss selbst nicht wasserdicht ist. Dadurch kann Wasser in die Jacke eindringen und rund um die Reissverschlussgegend für nasse Flecken sorgen, wie auf dem Resultatbild erkennbar ist. Ebenfalls wichtig zu wissen: Die Jacke ist spezifisch fürs Rennvelo geschnitten – bei einer aufrechteren Fahrposition wie etwa auf dem Alltagsvelo kann es sein, dass die Jacke nicht perfekt sitzt.
Den Suter-Test mit Bravour bestanden
Um nebst den eigenen Erfahrungswerten aus dem Monsunlabor auch knallharte Fakten liefern zu können, haben wir die für den Regentest ausgewählten Jacken dem sogenannten Suter-Test unterzogen. Mit diesem kann die Wassersäule des Materials gemessen werden. Für den Test wird der Stoff in einen Rahmen eingespannt und steigendem Wasserdruck ausgesetzt. Sobald Wasser durch das Material durchdringt und sich das Papiertuch in der Testmaschine vollsaugt, ist die Wassersäule bestimmt. Bereits vorneweg: Die Mindestanforderung in punkto Wasserdichtigkeit gemäss Suter-Test haben sämtliche getesteten Jacken erreicht. Wir wollten aber schauen: Wie viel Druck müssen wir aufbauen, damit das Material nachgibt und Wasser durchlässt? Dazu haben wir das Testgerät an seine Grenzen gebracht und den Druck auf über 15 psi oder 1 Bar erhöht – dann haben die ersten Jacken mit niedrigeren Wassersäulen nachgegeben.
Bei der Comyou Damen-Regenjacke von Vaude mit einer Wassersäule von min. 10’000 mm ist irgendwann Schluss: Bei einem Druck von 15 psi über längere Zeit dringt Wasser durch.
Die Spinshift GTX Damen-Regenjacke von Gore mit ePE-Membran von Gore-Tex hält und hält und hält: Das Wasser ist zwar auf der Aussenseite der Jacke sichtbar, innen bleibt allerdings alles trocken.
Auch die Monsun-Regenjacke von Veloplus Swiss Design mit einer Wassersäule von 28’000 mm hält dicht. Auch nach mehreren Minuten ist kein Durchkommen für das Wasser.
Der Poncho von Veloplus Swiss Design eignet sich super für kurze Fahrten bei Regen. Das Material lässt beim Maximaldruck von 15 psi aber irgendwann durch.
Passform & Anprobe
Die Schnittführung ist bei Regenbekleidung entscheidend, soll doch nirgends Wasser eindringen. So ist es beispielsweise wichtig, dass der Kragen schön anliegt, damit das Wasser nicht dem Hals entlang in die Jacke fliesst. Regenbekleidung, die sich zum Radfahren eignet, ist so geschnitten, dass der Schutz in der Position auf dem Fahrrad optimal ist. Aus diesem Grund sind Jacken hinten länger geschnitten als vorne, weisen etwas längere Ärmel auf und bieten im Rückenbereich etwas mehr Stoff als universelle Regenjacken. Bei Hosen liegt die hintere Bundnaht meist relativ hoch, damit der untere Rücken auch in der Fahrradposition bedeckt ist und die Beine fallen oft länger aus. Nicht alle Fahrradregenjacken weisen Kapuzen auf. Oft wird ein Regenschutz im Kopfbereich auch durch einen Helmüberzug erreicht. Je nach Schnitt kann eine Kapuze über oder unter dem Helm getragen werden. Regenbekleidung soll anliegend sein, damit der Stoff bei Abfahrten nicht allzu stark flattert. Allerdings soll das Material auch nicht zu sehr spannen, da die Membran sonst möglicherweise überdehnt wird und dadurch nicht mehr komplett wasserdicht ist. Beim Kauf von Velobekleidung allgemein und insbesondere von Regenbekleidung empfehlen wir, bei der Anprobe immer auch die Fahrradposition einzunehmen. Dies kann in unseren Läden ganz einfach mit dem Sattelbock gemacht werden.
Weitere nützliche Tipps
How-to-Video: Regenbekleidung richtig anziehen
How-to-Video: Regenbekleidung richtig waschen und imprägnieren
Follow us:
4 Kommentare
8. Oktober 2024
Hi Sabrina, Hat Löffler die Monsun GTX Jacke verbessert? Ich finde die Ärmel-Öffnung viel zu eng für Handschuhe und die Ärmel-Klettverschluss Material viel zu schwach (löst sich immer wieder). Ich habe auch Team Steinhausen informiert… Danke und Gruss, Brett Arrowsmith
9. Oktober 2024
Hallo Brett! Herzlichen Dank für dein Interesse und dein Feedback zu unserer Monsun-GTX-Jacke! Wir haben deine Frage an unser Produktmanagement weitergegeben. Gerne melden wir uns wieder hier, sobald wir eine Antwort erhalten haben! Herzlich – dein Veloplus-Team
8. Oktober 2024
Ich bräuchte eine Regenjacke XXXL und eine Hose mit Bundeweite 38-39.
Gibt es sowas (ausser dem Poncho)?
9. Oktober 2024
Hallo Rico! Herzlichen Dank für deine Frage! Wir haben deine Frage an unser Produktmanagement weitergegeben. Gerne melden wir uns wieder hier, sobald wir eine Antwort erhalten haben! Herzlich – dein Veloplus-Team