Verkehrsexperiment zeigt Erfolg

Ein spannender Beitrag des Velojournals berichtet über ein Verkehrsexperiment der Stadt Uster. Dort sind trotz enger Verhältnisse an einer Strasse zwei 1,5 Meter breite Radstreifen eingezeichnet worden um dem Fahrrad mehr Platz einzuräumen. Die Bilanz ist erfolgreich.


Velojournal-Artikel vom 20.01.2022

Testversuch zeigt Erfolg

Auf der Brandstrasse in Uster startete im April 2021 ein Verkehrsexperiment. Trotz schmaler Strasse sind seither zwei 1,5 Meter breite Radstreifen eingezeichnet. Die Stadt ist zufrieden.

Julie Nielsen, Redaktorin (julie.nielsen@velojournal.ch)

So sehen die neuen Velostreifen in Uster an der Brandstrasse aus. (Foto: Christian Merz)

Seit April 2021 wird den Velofahrenden auf der Brandstrasse in Uster mehr Platz eingeräumt. Bei dem Versuch sollte überprüft werden, ob Velofahrende dank der neuen Markierungen weniger auf das Trottoir ausweichen.

Nach knapp 10 Monaten zieht die Stadt nun Bilanz aus dem Testversuch. Die Ergebnisse zeigen, dass die neuen Markierungen funktionieren. Bauvorstand Stefan Feldmann sagt: «Insgesamt hat die Markierung der Radstreifen in der Brandstrasse während des Versuchs eine sehr positive Veränderung zugunsten der Velofahrenden bewirkt.» Der Anteil der Velos auf dem Trottoir habe sich mehr als halbiert, da sich diese jetzt auf der Strasse sicherer fühlen würden als vorher.

Uster will weitere Strassen mit Markierungen ausstatten

Die Velofahrenden kommen allerdings mit der neuen Strassenaufteilung besser zurecht als Autofahrende, die eher kritisch eingestellt sind. Feldmann präzisiert gegenüber züriost.ch, dass 62 Prozent der Autofahrenden verunsichert waren, weil sie nicht wussten, ob sie den Radstreifen befahren dürfen oder nicht.

Laut einer Umfrage, welche die Stadt Uster im Herbst durchgeführt hat, sprachen sich 84 Prozent der Velofahrenden dafür aus, das Konzept auf der Brandstrasse beizubehalten. 72 Prozent der Befragten wünschten sich, dass es auf ähnliche Strassen der Stadt ausgeweitet würde.

Diese Wünsche finden Gehör. Nach Absprache mit der Stadt- und Kantonspolizei will Uster die Radstreifen an der Brandstrasse beibehalten und weitere Strassenabschnitte nach dem neuen Konzept gestalten. Dafür kämen Abschnitte der Bank- und der Gschwaderstrasse, die Industrie- und die Haberweidstrasse infrage. Ob sich diese Strassen tatsächlich eignen, soll nun mit der Kantonspolizei im Detail geklärt werden.


Jetzt abstimmen und mitdiskutieren!

Was haltet ihr von diesem Verkehrsexperiment? Ist es zu gefährlich wenn Velostreifen so breit sind, dass das Kreuzen von Autos nur durch Mitbenutzung des Velostreifens möglich ist? Oder seht ihr dieses Experiment als innovative Lösung, die mehr Sicherheit und Berechtigung auf der Strasse für Velofahrende schafft? Sag uns deine Meinung unten in den Kommentaren.


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18 Kommentare

W. Baumann
4. Februar 2022

zu Idee + Versuch: (bin in Uster wohnhaft)
+ gut Idee speziell für Velo mit Anhänger
+ in schmaleren Strasse wird dadurch sicher etwas langsamer gefahren = keine 30km/h nötig

– die 1.5m sind etwas gut gemeint, aber kommen wohl von dem 1m Sollabstand (Auto – Velo).
Tipp: Wäre sinnvoll, Autofahrer wieder mal darauf hinzuweisen, dass man mit dem Auto auch auf den markierten Velostreifen fahren darf, sonst fahren viele in der Strassenmitte.

B. Pinot
10. Februar 2022

Interessant. Zuerst denke ich, es wäre gefährlich, aber ich bin offen und freue mich, wenn ich das Gegenteil beweisen kann 🙂 !

Eine Frage: Wie ist das allgemeine Verhalten, wenn es einen „viel“ Verkehr gibt? Z.B. es gibt Autos in beiden Richtungen und Fahrräder, die nur in einer Richtung langsam fahren, wie reagieren die Autofahrer/in?

A wie aggressiv) versuchen, das Fahrrad zu überholen und schnell aufzuschließen, um ankommenden Autos auszuweichen (aber mit dem Risiko, das Fahrrad seitlich zu schieben)?
B wie bedächtig) auf den ankommenden Verkehr wartet und dann das Fahrrad überholt?

Christian
10. Februar 2022

Finde das nicht gut, denn es gibt den Velofahrer eine falsche Sicherheit. Zudem hat irgendjemand die Autofahrer gerfagt?? Diese müssen wohl jetzt immer bremsen und warten, obschon es eigentlich die Autofahrer sind, welche Strassen-Steuern bezahlen. Mit diesem Geld werden dann wohl solche Projekte finanziert… Zudem gibt es viele Handwerker etc. die nicht immer nur warten und niergends mehr Vortritt haben sollen… ich verstehe das nicht, denn die Strassen sind kein Spielplatz und Begegnungszohnen, sondern für den fliessenden Verkehr gedacht. Warum also wird immer und überall alles verlangsamt? Was viele Velofahrer nicht berücksichtigen: Es gibt Menschen die beruflich auf das Auto angewiesen sind! Warum macht man nicht mal etwas für diese Menschen??

Anna
10. Februar 2022

Befahre diese Strasse täglich mit dem Fahrrad (Arbeitsweg) – Sicherheit für die Velofahren extrem gestiegen, da die Autofahrer jetzt bewusster überholen – keine einzige gefährliche Situation erlebt, auch keine ausgebremsten Autos oder Kinder auf der Fahrbahn…

Christian
10. Februar 2022

Die sogenannte „Kernfahrbahn“ gibt es sicher schon an vielen anderen Orten und hat sich dort schon lange bewährt, so auch z.B. in Kölliken (AG).

Isabelle Berger
11. Februar 2022

Ich finde das super! Es gibt immer wieder Stellen, an denen die Strasse schmaler wird und der Velostreifen dann einfach aufhört. Ginge er durch (und wäre der Abschnitt vielleicht zusätzlich markiert), würden Autos dort darauf hingewiesen, dass sie auf Velos Acht geben müssen. Und das Sicherheitsempfinden auf dem Velo wäre deutlich höher, weil man sich so ganz einfach verkehrstechnisch berücksichtigt fühlt.

Ernst Linder
11. Februar 2022

Ich finde die Massnahmen sind einen grossen Gewinn für alle Verkehrsteilnehmer. Sicherheit und Verkehrsberuhigung überzeugen. Ein Konzept das hoffentlich viele Verkehrsplaner
überzeugt.

Philipp
11. Februar 2022

Um das Velofahren für alle Alterskategorien sicher zu machen braucht es unbedingt getrennte Bereiche für Fussgänger, Velofahrer und Autofahrer. Diese Kernfahrban mit 1.5 Meter breiten Velostreifen geben eine hohe Sicherheit für die Velofahrer und sollten in der Verkehrsplanung Standard sein. Leider ist das noch so!

Simon Betschart
11. Februar 2022

Dieser Versuch ist sicher ein sehr guter Versuch, der die Sicherheit der Velofahrer:innen wesentlich verbessert. Ich finde es aber besser, wenn man die Verkehrswege wo möglich konsequent trennt.

Adrian
11. Februar 2022

In der coolen Velostadt Kopenhagen hatten sie teilweise eine komplette Autospur für Velos auf den Brücken. Das war hervorragend – weil sie daneben noch locker 4 Autospuren hatten! Bei uns kann man keine Velospuren erweitern, ohne den Platz anderen wegzunehmen. In Zürich merken sie nun teilweise, dass sie die Autoschikanen komplett übertrieben haben.

Adam Affolter
11. Februar 2022

Wir haben in Kriens ein Problem mit einer Kernfahrbahn. Die Velofahrys und die Autofahrys wissen alle nicht, wie sie sie befahren sollen, wer wann Vortritt hat, ob man nun in der Mitte der Fahrbahn fahren soll oder auf dem Velostreifen, was bei einer Ampel gilt, usw. Es gibt nur Unsicherheiten und die Gesetzesgrundlage ist quasi inexistent (es gibt Empfehlungen aus dem Aargau, aber das ist dann schon das höchste der Gefühle). Es müssen klarere Regeln her, was auf einer Strasse mit Kernfahrbahn wann/wie/wo erlaubt ist, dann braucht es eine entsprechende breitangelegte Information, ansonsten ist eine Kernfahrbahn auf die Dauer nicht sicherer als alles andere. Ich bin persönlich vom gesetzlichen Vakuum enttäuscht, denn es erhöht die Attraktivität von Kernfahrbahnen nicht. Es behindert eher die Akzeptanz dafür.

Süpi77
13. Februar 2022

Fahre fast täglich auf so einer „Kernstrasse“ in beiden Richtungen (Ennetbaden-Nussbaumen AG). Das Tempolimit ist 50 km/h. Die Strecke geht rauf und runter, hat eine Kurve und eine Engestelle, wo die Fahrradstreifen ausgesetzt wurden.
Während der Rush-Hour fahren die Autos in Kolonne, manche auf, manche neben einem leeren Fahrradstreifen und da es Steigungen hat, variiert das Tempo der Fahrradfahrer ziemlich. Ich frage mich jeweils, ob hier die Autofahrer wirklich alle den Durchblick haben und die Tempi richitg einschätzen.
Hab zwar noch nie einen Unfall gesehen, aber es ist nicht so, dass ich mich auf dieser Strecke sicher fühlen würde.

Daschi
13. Februar 2022

Es ist eine sehr gute Lösung. Bewährt sich sehr. Autos können immer noch kreuzen, sofern der Velostreifen nur auf einer Strassenseite genutzt wird.
Diese Verkehrsführung gibt es genau so bereits seit 10 Jahren in Wichtrach / BE.

Michael Kobel
14. Februar 2022

Kernfahrbahnen funktionieren meiner Meinung nur bei wenig Verkehr. Bei viel Verkehr wird trotz entgegen kommenden Verkehr überholt und Abstände deutlich unter 1m sind die Regel. Ich habe auf meinem Arbeitsweg ca. einen 1km langen Abschnitt in Gossau SG und da erlebe ich regelmässig, dass sich Auto fahrende insbesondere in der Rushhour sehr rücksichtslos verhalten. Vor dem Abschnitt mit der Kernfahrbahn ist es eine 60er Zone mit gleicher Strassenbreite aber ohne Radstreifen. Trotz der höheren Geschwindigkeit ist es dort angenehmer und ich werde in der Regel mit deutlich mehr Abstand überholt und nicht bei Gegenverkehr. Und man sieht die Auswirkungen auch, Schüler*innen fahren immer auf dem Troittoir, so wie gefühlt auch 80% der anderen Rad fahrenden. Die Velostreifen aufheben und dafür das Troittoir frei geben für Velos wäre vermutlich für alle auf dieser Strasse besser. Und natürlich generell Tempo 30 innerorts.

Kämpfer Willy
15. Februar 2022

Ich bin MTB/E-Bike und Rennvelo-und Autofahrer. Diese Signalisierung ist Symptombekämpfung statt Behebung von Ursachen. Hier in der Region Oberaargau ist die Mehrzahl der Velofahrer (und Fussgänger) in eleganten dunklen Kleidern unterweg. Meist ohne Licht. Vor dunklem Hintergrund, bei Gegenlicht kaum wahrnehmbar. Die Wenigsten tragen eine Signalweste.
Wer immer sich im Verkehr bewegt muss:
1. die andern Teilnehmer respektieren
2. Rücksicht nehmen
3. MIT SEINEM KOPF BEI DER SACHE SEIN
4. sich klar verhalten – klare Zeichen geben.

Streifen auf der Fahrbahnfläche sind als Rand- und Mittellinie für alle TN eine sehr gute Hilfe.
Und nochmals das Wesentliche:
RESPEKT + RÜCKSICHT

Mehr braucht es nicht!
Willy Kämpfer

Grimm Bruno
16. Februar 2022

Ich war letztes Jahr jeden Tag auf der Sonnenbergstrasse in Uster mit dem Rennvelo unterwegs zur Arbeit. Ich finde die breiteren Fahrradstreifen nicht nötig da ich mich nicht sicherer fühlte als vorher mit den schmaleren. Viel gefährlicher sind die Verengungen vor den Zebrastreifen. Da wird noch schnell mit den Autos überholt und gefährlich nah eingespurt. Habe ich einige male erlebt. Das gleiche gilt vor den Kreiseln

M. Peter
19. Februar 2022

Ich finde diese Markierungen gut, sie führt zur fahrenden Verkehrsberuhigung, nutze aber als Velofahrer nur den äusseren Rand.
Die Strasse durch Hergiswil (am Vierwaldstättersee) war früher nur mit einer Mittellinie markiert und heute mit zwei Velostreifen ohne Mittellinie.
Ich habe letztes Jahr einige Male erlebt dass eine so markierte Strasse bei viel Autoverkehr deutlich schlechter funktioniert, als früher nur mit Mittellinie und ohne Velostreifen.
Was passiert bei beidseitigen Auto-Kolonnenverkehr und Velos: Der seitliche Abstand zwischen den Autos nimmt zu, in der Mitte der Strasse entsteht eine nicht nutzbare freie Fläche und die beiden Strassenränder reichen nicht mehr zum Velofahren. Die Autos halten seitlich mehr Abstand zueinander, ich vermute aus fehlender Orientierung wegen der fehlenden Mittellinie. Die Velos weichen auf das Trottoir aus.
Mit dem früheren Mittelstreifen war die Platzverteilung besser und reichte immer für eine vorsichtige Fahrt den Autos entlang.
Vielleicht kann irgend wer darüber berichten, der öfters mit viel Verkehr durch Hergiswil fährt.

Marco
15. Juli 2022

Ich fahre die Strecke mehrmals pro Woche vom Bahnhof Richtung Schulhaus Krämacker. Dazu muss man links abbiegen. Mit dem aktuellen Regime ist das nicht mehr möglich. Wie auf dem Foto gut ersichtlich ist, kann nicht mehr in der Mitte eingespurt werden. Man muss neu auf dem Velostreifen warten (und hoffen das von hinten nichts kommt) und dann die Fahrbahn queren.
Sicherheit für Geradeausfahrende top, für abbiegende Schulkinder nicht mehr vorhanden.

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