TREK CheckOUT: Das gravelrollende Fullyrennvelo

TREK hat mit dem CheckOUT ein vollgefedertes Gravel-Velo auf den Markt gebracht. Wie es sich fährt, wer daran Freude hat und wer überhaupt auf die Idee gekommen ist, Drop-Bar-Velos mit Vollfederung auszustatten, erfährst du in diesem Bericht.

Ein Hauch von Paris-Roubaix liegt in der Luft an diesem viel zu warmen Novembersamstag in Zürich-Oerlikon, als ich mich auf das vollgefederte Gravel-Velo CheckOUT von TREK schwinge. Ich möchte herausfinden, was es mit diesem Velo auf sich hat. Ein Drop-Bar-Velo mit Vollfederung ist schliesslich nicht das, was man jeden Tag zu Gesicht bekommt.

So mache ich mich auf eine Runde rund um den Flughafen Zürich, grösstenteils über Asphalt. Ich lege mir aber strategisch Schotterpassagen und Singletrails in den Weg. Ein wenig wie Johan Museeuw, als er 1994 die gut 250 Kilometer von Compiègne nach Roubaix in Angriff nahm. Denn die Idee, ein Drop-Bar-Velo mit Vollfederung auszustatten, ist nicht neu. Museeuws Hersteller Bianchi stellte ihm damals ein Rennvelo im gewohnten Türkis, aber mit Vollfederung hin. Das Ziel war, Paris-Roubaix zu gewinnen. Die Strategie: Die ersten 150 bis 200 km mit dem Feld im Windschatten mitrollen, über die Pflastersteine dank Federung und mehr Grip weniger Energie verbrauchen und allein oder in einer Spitzengruppe ins Vélodrome von Roubaix einzufahren – so zumindest die Idee.

Der erste Eindruck

30 Jahre hat es gedauert, bis sich wieder ein Hersteller traut, ein Drop-Bar-Velo mit Vollfederung auszustatten und serienmässig auf den Markt zu bringen. Nun ist das TREK CheckOUT mein Eigen – für eine Ausfahrt zumindest. Als Erstes sticht die Bemalung ins Auge, die an die 90er-Jahre erinnert und für meinen Geschmack perfekt passt.

Als Zweites fallen Federgabel und Dämpfer auf, die komplett deplatziert scheinen, dem CheckOUT aber seinen unverwechselbaren Charakter verleihen. Die Gabel ist eine RockShox Rudy XL mit 60 mm Federweg. TREK hat sie zusammen mit RockShox extra für den Gravelbereich entwickelt. Als Hinterbaudämpfer ist ein RockShox SIDLuxe Ultimate mit 55 mm Federweg eingebaut. Die ersten 15 mm dämpfen Bodenunebenheiten und Vibrationen ab, die restlichen 40 mm schlucken gröbere Hindernisse wie Steine, Schlaglöcher oder Wurzeln. Die Montierung am Oberrohr lässt viel Platz für eine Rahmentasche oder drei Bidonhalter frei. Ich habe also sogar Platz für meinen Starbucks-Tumbler und muss nicht mal Angst haben, dass meine Vanilla-Latte bei langen Offroad-Passagen vom Durchschütteln zu Butter wird.  

Das Fahrverhalten

Das bringt uns zur wichtigsten Frage: Wie fährt sich das CheckOUT? Die ersten Kilometer auf Asphalt rollt es zufrieden vor sich hin. Ohne Anstrengung halte ich 25 bis 30 km/h, wenn ich wollte, könnte ich viel schneller fahren. Federgabel und Dämpfer hab ich dabei in der Lock-Out-Stellung. Bei der ersten Schotterpassage deaktiviere ich diese gleich wieder und rolle sanft und effizient über Kies, Steine und Löcher. Den Unterschied zu einem herkömmlichen Gravel oder Strassenvelo merke ich sofort. Umkurve ich damit Regenpfützen und Löcher, so fahre ich mit dem CheckOUT einfach darüber, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Die Vollfederung dämpf alle Unebenheiten weg.

Das erste grosse Hindernis wartet am nördlichen Pistenende auf mich, wo ich mich auf eine Offroad-Teststrecke für Geländeautos wage. Die knackigen Anstiege fahre ich ebenso mühelos hinauf, wie ich steile Singletrail-Passagen wieder herunterrolle. Dabei verliere ich nie die Kontrolle und sitze stabil im Sattel. Hier zeigt sich, dass das CheckOUT viel näher bei einem Mountainbike ist als ein herkömmliches Gravel-Velo. Dieser Eindruck festigt sich, als ich den Wald bei Kloten ansteuere und das CheckOUT über Singletrails und Wurzeln lenke. Mit wenigen Handgriffen verwandle ich das Strassenvelo in ein Offroad-Bike. Lockout an den Federungen deaktivieren, kleinen Gang einlegen und Sattelstütze absenken, und schon fahre ich mühelos über Stock und Stein und drücke das CheckOUT einen steilen wurzeligen Anstieg hoch.

Alle Hindernisse und verschiedenen Untergründe meistere ich auf meiner kleinen Testtour ohne Probleme und stosse dabei nicht mal annähernd an die Grenzen, was mit dem CheckOUT möglich wäre. Ich würde sogar eine Abfahrt auf dem Antennen-Trail vom Uetliberg herab problemlos schaffen. Eines hatte ich aber ganz gewiss: Eine riesige Portion Spass. Das CheckOUT performt auf jedem Untergrund: Schnell auf Asphalt, ruhig und effizient auf Schotter, spassig und wendig auf Singletrails, zuverlässig beim Schalten, Bremsen und Versenken der Sattelstütze.

Die Geometrie

Das CheckOUT verfügt über eine spezielle Geometrie, die sich von gewöhnlichen Gravel-Velos wie dem CheckPOINT unterscheidet. Es ist länger und höher (längerer Reach und höherer Stack). Damit sitze ich aufrechter auf dem Velo, was ideal für lange Ausfahrten ist. Das CheckOUT legt sein Augenmerk auf Stabilität und Effizienz, ohne den Komfort auf längeren Touren zu vernachlässigen.

Der GR CheckOUT-Rennlenker ist eine Spezialentwicklung für dieses Modell. Er kommt mit einem extrabreiten Flare (der Unterlenker ist stark nach aussen gebogen) und einer ergonomischen Rückbiegung. TREK verspricht damit mehr Komfort und Kontrolle auch auf schwierigem Terrain. Der Lenker ist aus Carbon, der Vibrationen absorbiert und für zusätzlichen Komfort sorgt.

Die Ausstattung

Die Komponenten sind, wie man es von einem Velo in dieser Preisklasse erwartet, hochwertig. Die kabellose SRAM X0 Eagle AXS Schaltung legt die Kette auch unter Last präzise und schnell in den nächsten Gang. Ebenfalls kabellos ist die RockShox Reverb AXS Sattelstütze. Sie löst bei gleichzeitigem Drücken beider Schalthebel aus. Die hydraulischen Scheibenbremsen greifen gut und schnurren beim Bremsen zufrieden.

Rahmen500 Serien OCLV Karbon
FederungRockShox Rudy XL 60 mm
DämpferRockShox SIDLuxe Ultimate 55 mm
AntriebSRAM XO AXS, 12-fach
ReifenBontrager Betasso RSL GX, 700  x 55 mm
LenkerBontrager GR CheckOUT
SattelstützeRockShox Reverb AXS, 100 mm Hub, drahtlos
Gewicht11.28 kg (Grösse M/L)

Für wen ist das TREK CheckOUT?

Das CheckOUT würde auf den Pflastersteinen im Wald von Arenberg oder am Carrefour de l’Arbre bestimmt eine gute Figur machen. Die Unebenheiten würde es ebenso gut schlucken, wie es Meter machen würde. Aber ist es dafür gemacht? Eigentlich nicht, aber irgendwie schon. Es zeigt, wie vielseitig dieses Velo ist. Wer Lust auf eine Pavé-Tour im Norden Frankreichs hat, wird mit dem CheckOUT eine tolle Zeit haben. Ebenso tags darauf bei einer Singletrack-Tour oder auf einer Mehrtagestour zurück in die Schweiz grösstenteils auf Asphalt. Das gravelrollende Fullyrennvelo mit riesigem Spassfaktor.

Auf Langdistanzrouten und beim Bikepacking scheint das TREK CheckOUT ganz besonders. Wer extreme Touren wie den Pamir-Highway durch Tajikistan oder die Great Divide durch die USA fahren will, wird mit dem CheckOUT den perfekten Fahruntersatz dabei haben. Von schlechten Strassen und Unebenheiten lässt es sich ebenso wenig aus dem Konzept bringen, wie es dazu einlädt, Kilometer zu schrubben. Das Design des CheckOUT ist ohnehin voll auf Bikepacking ausgelegt. Der Rahmen zählt 18 Befestigungspunkte für die Montage von Gepäck. Weitere Möglichkeiten dazu bieten der extra entwickelte Gepäckträger sowie die Mehrzweckbefestigungen am Unterrohr (im Testmodell nicht vorhanden, aber auf der Website von TREK zu sehen). Der Rahmen erlaubt die Montage von Reifen bis zu 56 Millimeter (2.2 Zoll) Breite. Je nach Tour und Untergrund hat man damit die Möglichkeit, die passende Bereifung zu montieren und den optimalen Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Geländetauglichkeit zu finden.

Man muss aber nicht nach Amerika oder nach Zentralasien fahren, um mit dem TREK CheckOUT Freude zu haben. Es ist so vielseitig, dass man bei jeder Ausfahrt immer das richtige Velo dabei hat. Es performt in jedem seiner Einsatzgebiete sehr gut. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten und Routen für Feierabendrunden, Eintagesausflüge oder Mehrtagestouren.

Wie erging es aber Johan Museeuw mit seinem vollgefederten Bianchi-Rennvelo?

Er gewann Paris-Roubaix 1994 nicht, sondern fuhr nur als Dreizehnter mit fast viereinhalb Minuten Rückstand über die Ziellinie. Der Sieger hiess Andrei Tschmil. Er attackierte schon weit vor dem Ziel. Museeuw setzte zur Verfolgung an, wurde aber von einem Defekt an der Kette gestoppt. Bianchi beendete das Experiment mit den vollgefederten Rennvelos Ende 1994. Für die Serienproduktion wären sie ohnehin zu teuer gewesen. Museeuw gewann Paris-Roubaix später dreimal, 1996, 2000 und 2002 – aber nicht auf einem vollgefederten Velo. Irgendwie schade.

Das TREK CheckOUT bei Veloplus

Du möchtest das CheckOUT live sehen? Dann komm in die Läden Zürich-Oerlikon und Steinhausen, wo Veloplus je eines stationiert hat. Unser Personal zeigt dir das Velo gerne und erklärt dir, was mit ihm alles möglich ist.


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