Die Veloplus-Kunden Roman, Kevin und Nils waren im vergangenen Sommer auf einer unglaublichen Velo-Reise direkt vor der eigenen Haustür. In 12 Tagen wollten Sie 13 Alpenpässe meistern. Unterwegs haben Sie dabei auch noch die Schweizer Ski Nationalmannschaft getroffen und wurden von den Profis der Tour de France überholt! Ob die drei ihr Ziel erreicht haben, erfährst du im Reisebericht.
Reisebericht von Roman, Kevin und Nils
Von der eigenen Haustür aus über die französischen Alpen ans Meer fahren. Das war das Ziel unserer diesjährigen Bikepackingreise im Juli 2024. Dabei folgten wir mehrheitlich der bekannten Radroute Route des Grandes Alpes (für Interessierte: www.routedesgrandesalpes.com). Wir bauten jedoch auch einige Abstecher über wenig befahrene Gravelstrassen ein. Die meisten Nächte schliefen wir draussen mit Biwak- und Schlafsack.
Roman, Kevin und Nils trafen sich am ersten Tag in Murten. Nach einer ersten Verstärkung mit köstlichem Nidlächueche ging es los in Richtung Süden. Motiviert und noch voller Energie genossen wir die flachen Kilometer bis Nyon, wo wir unsere erste Nacht am Waldrand verbrachten. Als wir am nächsten Morgen die französische Grenze überquerten waren nun alle Taschen sauber montiert und die Reise konnte so richtig losgehen. Bald schon war das gemütliche Rollen vorbei und es ging steil hoch zum Col du Colombière. Auf die Abfahrt folgte sogleich der Col des Aravis und wir merkten, dass es bis ans Meer kaum noch flach sein würde.
Am Abend trafen wir beim Pizza essen auf zwei Schweizer, welche mit dem Fahrrad ebenfalls in Richtung Süden unterwegs waren. Den dritten Tag starteten wir mit dem Col du Saisies und einer Kaffepause im verschlafenen Beaufort. Am Nachmittag begaben wir uns ein erstes Mal auf Kies. Der Aufstieg hoch zur Refuge de la Coire wurde nass und streng, doch auf den unbefahrenen Gravelwegen genossen wir die Ruhe der Bergwelt. Auf dem Gipfel angekommen übernachteten wir in einer idyllischen Wanderhütte.
Zum Frühstück gab es am nächsten Tag erstmals eine lange Abfahrt. Unten im Tal informierten wir uns über die Resultate der Tour de France bevor es den ganzen Tag hochging auf den Col d’Iseran (2764m.ü.m.). Während der Kletterei trafen wir auf viel Schnee, Töfffahrer und die Schweizer Ski Nati, welche ihr Sommertrainingslager auf dem Gletscher verbrachte. Oben angekommen, besuchten wir die Kirche auf der Passhöhe und packten uns gut ein für die Abfahrt.
Das nächste Highlight folgte sogleich: am fünften Tag ging es nach der Anfahrt über den Col du Glandon hoch auf die legendäre Alpe d’Huez. Den Anstieg teilten wir uns mit vielen Radsportbegeisterten aus verschiedenen Ländern. Allerdings war das noch nichts gegenüber der Menschenmasse, welche sich am nächsten Tag aufmachte, um auf dem Col du Galibier die erste Bergetappe der diesjährigen Tour de France mitzuverfolgen. Als wir 4 Stunden vor den Profis den Pass hochfuhren, war der Strassenrand bereits voll mit jubelnden Fans. Auf der Passhöhe oben herrschte Volksfeststimmung. Als die Profis an uns verbeiflitzten, sah man in ihren Gesichtern, dass dieser Anstieg auch für sie kein Spaziergang ist. Ein live Besuch bei der Tour de France lohnt sich auf jeden Fall. Die Vegetation veränderte sich allmählich und so merkten wir, dass wir dem Mittelmeer näher kamen. Zuvor machten wir aber nochmals einen Abstecher über einen Gravelpass.
Auf den Col d’Izoard folgte der wenig befahrene Col du Parpaillon. Sobald wir die asphaltierte Strasse verliessen hatten wir keinen Verkehr mehr um uns. Wir passierten schöne Nadelwälder und trafen auf Schäfer mit ihrer Herde. Oberhalb der Baumgrenze hatte es vermehrt Schneefelder und Schmelzwasserbäche, welche den Weg querten. Einige Male mussten wir vom Fahrrad absteigen und stossen oder es durch das Wasser tragen. Am höchsten Punkt dieses Passes muss ein Tunnel durchquert werden. Der Boden im Tunnel war jedoch von einer Eisdecke bedeckt und der Ausgang des Tunnels durch Murgang-Ablagerungen versperrt. Die Durchquerung schafften wir nur mit Müh und Not.
Auch wenn man in älteren Internetblogs anderes lesen kann, ist dieser Tunnel eigentlich gesperrt. Wir raten deutlich davon ab diese Route zu fahren, auch weil die Abfahrt mit viel Schutt bedeckt ist. Dennoch war diese Überquerung für uns ein Abenteuer, welches wir nicht missen wollen. Es war bereits lange dunkel, als wir das kleine Dörfchen La Condamine-Châtelard erreichten. Ein herziges Restaurant rettete uns, indem sie uns herrliche Croque Monsieurs servierten.
Jetzt trennte uns nur noch ein letzter Pass vom Meer. Dieser hatte es jedoch in sich, die Cime de la Bonette (2860m.ü.m.) ist die höchste asphaltierte Strasse Frankreichs. Im Anstieg spürten wir die Müdigkeit der letzten Woche und mussten nochmals ordentlich auf die Zähne beissen. Umso grösser war die Freude als wir oben ankamen und das Panorama geniessen konnten. Wir rollten vom verschneiten Pass auf einer 100km langen Abfahrt runter ans Meer. Am Strand von Juan-les-Pins feierten wir das Ende der Tour mit Glace und Bier.
Es folgten einige gemütliche Tage entlang der Côte d’Azur. Es gab weniger (und flachere) Velokilometer, dafür umso mehr Sonne und Sandstrände. Die Route des Grandes Alpes können wir auf jeden Fall allen kletterfreudigen Bikepacker:innen weiterempfehlen. Die Veloinfrastruktur ist gut ausgebaut (teilweise sogar mit Velowaschanlage) und wir hatten nie Mühe einen Laden zu finden. In Frankreich gibt es zudem in jedem noch so kleinen Dorf eine öffentliche Toilette. Einzig der Verkehr kann auf den beliebtesten Pässen etwas mühsam sein. Dafür trifft man umso mehr Veloreisende aus allen Ecken der Welt. Also genügend warme Kleider einpacken und selber losfahren!
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