Die Veloplus-Kunden Finn, Iwan und Jannis waren nach ihrem Ausbildungsabschluss auf dem Abenteuer ihres Lebens. In Basel hat das Abenteuer gestartet. Von dort haben Sie Frankreich durchquert und über Spanien und Portugal gings dann mit der Fähre nach Marokko. Im Reisebericht erzählen die drei von ihrem Abenteuer.
Reisebericht von Finn, Iwan und Jannis
Am 3. September 2023 starteten wir unser Abenteuer in Basel mit einem groben Plan, in welche Richtung wir fahren möchten, jedoch ohne wirklich zu wissen, welche Route wir fahren. Schwer beladen, mit sechs Taschen pro Fahrrad zog bereits die erste Etappe durch den Jura nach Genf eine erste Knieverletzung mit sich. Nach einer entsprechenden Zwangspause, konnte die Reise weitergehen, entlang dem «via Rhona», welcher sich als sehr guter Einstieg erwies, da die Route grössten Teils flach war und wunderschöne Ausblicke auf die Rhone sowie mehrmals täglich eine erfrischende Abkühlung mit sich brachte. Voller Motivation und Tatendrang vergingen die Kilometer wie im Flug obschon die Mittagsstunden so heiss waren, dass diese im Schatten und wann immer möglich badend verbracht werden mussten. Abends suchten wir jeweils einen schönen Ort neben der Rhone auf, richteten unsere zwei Zelten ein, konnten wunderbare Sonnenuntergänge geniessen und liessen uns morgens von der Sonne wecken.
Als schliesslich das Meer förmlich zu riechen war, entschieden wir uns noch nach dem Abendessen weiterzufahren und erreichten an diesem Tag nach 200km um 23 Uhr komplett erschöpft «Le Grau-du-Roi». Um unsere Kräfte nach dieser ersten Etappe wieder etwas zu sammeln, entschieden wir uns dazu, in Montpellier drei Tage Pause auf einem Camping einzulegen und die Stadt ohne Fahrrad zu erkundigen. Als wir wieder unsere Räder bepackten und weiterzogen, wurden wir schon bald von der Vielfalt der Natur der Mittelmeerküste überrascht, mit unzähligen für uns unbekannten Pflanzen, Vögeln und auch schon bald Flamingos, die wir vom Fahrrad aus beobachten konnten.
Nachdem wir uns vom Mittelmeer trennten, durften wir kurz vor Toulouse die erste Erfahrung mit «Warmshower» machen. Dabei handelt es sich um eine Plattform, bei welcher fahrradbegeisterte Menschen ihr zuhause anbieten um zu übernachten und eine warme Dusche zu kriegen. Im Gegenzug kochten wir für die Familie «Älpler Maggronen», spielten mit den Kindern im Garten und liessen die Abende mit Freunden der Familien und Cidre ausklingen.
Gut erholt und mit neuer Energie ging es schliesslich weiter dem «Canal du midi» entlang bis kurz vor Bordeaux um schliesslich nach «Moliets-et-Maa» zu gelangen. Auf dieser Strecke durften wir weitere tolle Begegnungen mit Menschen, die uns bei ihnen schlafen liessen machen und immer wieder feststellen, wie schwierig es ist, als Vegetarier am Sonntag an Nahrung zu kommen, wenn alle Geschäfte bis auf die Restaurants geschlossen haben. Angekommen in «Moliets-et-Maa», einem ziemlich bekannten Surfort an der Atlantikküste Frankreichs, wo wir uns im Surfen versuchten und vier Tage ohne Fahrrad zu fahren genossen.
Nach diesem längeren Aufenthalt hiess es für uns Frankreich zu verlassen und nach Spanien weiter zu ziehen, ohne dass wir ein Wort spanisch sprechen können. Glücklicherweise wurden wir auch in Bilbao (einer extrem spannenden Stadt) von einer deutschen Frau gehostet und konnten so sehr viel austauschen ohne Sprachbarriere. Obschon wir die Küstenregion vor Bilbao sehr genossen hatten, entschieden wir uns Burgos zu fahren und von dort aus dem Camino de Santiago zu folgen. Dies ist ein Pilgerweg, welcher unter anderem auch von sehr vielen jungen Menschen genutzt wird um gemeinsam zu wandern oder Rad zu fahren und sich abends in den (für Pilger*innen) sehr günstigen Hostel zu treffen und kennen zu lernen. So trafen wir auch eines Morgens beim Frühstück einen jungen Radfahrer aus Barcelona und entschieden uns kurzerhand den Weg gemeinsam fortzusetzen.
Wir sammelten kiloweise Früchte, die wir als Zwischenverpflegung gut brauchen konnten und Kastanien, die wir abends kochten und zu Püree verarbeiteten. Bis zum letzten Tag dieses Pilgerweges, kurz vor Santiago de Compostela, hatten wir sehr Glück mit den Wetterumständen, wurden dann aber plötzlich von heftigem Regen überrascht und kämpften uns noch mit letzten Kräften in ein kleines Örtchen direkt an der portugiesischen Grenze, wo uns einer der zwei Einwohner herzlichst in Empfang nahm. Erneut kochten wir «Älpler Maggronen» vergassen jedoch nach dem Einkaufen das Küchenfenster zu schliessen, weshalb sich die Zwergziege des Hosts dazu entschied den Sprung in die Küche zu wagen und eine ganze Packung Haferflocken, drei Bananen und die Hälfte unserer Kartoffeln zu essen.
Drei Tage, viele lehrreiche Gespräche und ein Ausflug auf seinen Länderreinen später, entschieden wir uns schliesslich dazu, Portugal in Angriff zu nehmen. Doch schon am zweiten Tag im neuen Lande, machte uns der Sturm «Aline» einen Strich durch die Rechnung. Mit 120km/h peitschte uns der Wind frontal entgegen und liess uns innert wenigen Minuten, trotz voller Regenmontur bis auf die Unterhosen durchnässen. Als schliesslich noch ein Pneu aus dem nichts explodierte, fassten wir dies als Zeichen auf, da wir sowieso nur im Schritttempo vorwärts kamen und noch 100 Kilometer bis Porto vor uns hatten, den Zug bis zu unserem nächsten Warmshowerhost in der Agglomeration Portos zu nehmen. Im Gegenzug für die Gastfreundschaft halfen wir hier in seinem sehr grossen Garten die Sturmschäden zu beseitigen und konnten gleichzeitig die extrem vielseitige Stadt auskundschaften.
Da jedoch die Wetterprognose im Norden Portugals noch für die nächsten zwei Wochen Sturm anzeigte überwindeten wir uns dazu den Zug nach Lissabon zu nehmen und erneut bei einem jungen Fahrradkollegen unterzukommen. Dieser konnte uns Sehenswertes in der Stadt empfehlen, bekochte uns und zeigte uns die schönen Strände, wo wir die Abende verbrachten. Die nächste Etappe führte uns an wunderschönen Klippen und leider auch vielen Regionen, die durch Waldbrände verwüstet wurden vorbei und nahm seinen Höhenpunkt in einer Nacht, wo wir bei Ebbe geschätzte 200 Meter vom Meer unser Nachtlager aufschlugen und eines unserer Zelte mitten in der Nacht dank hohem Wellengang und Flut plötzlich von Wasser umgeben war und glücklicherweise genug lange dicht blieb um es umzuplatzieren, bevor wir überflutet wurden. Mit dieser neuen Wissenserwerb ging es zum nächsten Host, wo uns ein kleiner Tierrettungshof mit Pferden, Schweinen, Schafen, Hühnern, Hasen und Katzen erwartete. Da dieser Hof auch Wohnwagen zur Übernachtung vermietet, jedoch keine weiteren Gäste da waren, konnten wir uns für drei Nächte von unseren Luftmatratzen verabschieden und den Komfort von Betten und Decken geniessen. Mit täglich frischen Eiern, Streicheleinheiten für die Tiere und Strandbesuchen verging auch diese Pause wie im Flug.
Auf Hinweis eines Paares, die ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs waren, entschieden wir uns den Umweg nach Sevilla nicht zu machen und stattdessen bei Ebbe südöstlich von Matalascañas eine knapp 20 Kilometer lange Passage auf dem Strand zu fahren und anschliessend bei einem Paar unterzukommen, die ca. 200 Strassenkatzen bei sich aufgenommen haben und für diese ein neues Zuhause suchen. Kurz vor Tarifa von wo aus wir die Fähre nach Marokko nahmen, wurden wir eines Morgens von der Guardia Civil geweckt, da anscheinend das Aufschlagen eines Zeltes direkt neben einem Parkplatz voll mit Campervans die für mehrere Woche auf eben diesem stehen, verboten ist. Etwas verwirrt von dieser Interaktion aber voller Vorfreude auf den neuen Kontinenten ging es nun nach Tangier.
Unser grobe Plan in Marokko war, dass wir eine Woche der Küste entlang bis nach Casablanca fahren und uns dort einen gemütlichen Camping suchen, um zwei Wochen Pause zu machen und uns erneut im Surfen zu versuchen. Es kam jedoch alles anders. Auf der Fähre nach Marokko haben wir einen älteren Deutschen Herr angetroffen, welcher auch mit dem Fahrrad unterwegs war, die ersten Tage in Marokko haben wir mit ihm verbracht. Als erstes haben wir uns ein paar Tage Zeit genommen, um uns an die neue Kultur zu gewöhnen. So verbrachte wir einige Zeit in Tangier und lernten wie das Einkaufen, Essen gehen, verständigen usw… funktioniert. Nach drei Tagen sind wir mit unserem deutschen Wegbegleiter in die wunderschöne Fischerstadt Asilah gefahren. Dort haben wir erneut zwei Nächte auf dem Camping verbracht und uns mit dem Security angefreundet. Die Kommunikation gestaltete sich als sehr schwierig, da er nur Arabisch gesprochen hat. Trotz alledem haben wir die Begegnung sehr genossen.
Von Asilah aus ging es weiter der Küste entlang in Richtung Süden, vorbei an riesigen Bananen und Avocado Plantagen. Kurz vor Rabat, der Hauptstadt Marokkos, haben wir einen weiteren deutschen Fahrradfahrer kennengelernt, welcher das Surfboard auf einem Anhänger mit sich rumschleppte. Bei unseren gemeinsamen Tagen in Rabat hat er uns wissen lassen, dass die guten Surf orte eher im Süden sind. Mit dieser Information im Gepäck haben wir einen neuen Plan geschmiedet. Also sind wir in Rabat auf den Bus nach Agadir, was im südlichen Teil Marrokos liegt. Nach einer Abenteuerlichen Busreise sind wir unversehrt in Agadir angekommen und direkt weiter nördlich gefahren und in Taghazout angelangt. Dies ist einer der berühmtesten Surforte in Marokko. In den vier Tagen Aufenthalt, haben wir sehr viele Surfer aus der ganzen Welt kennengelernt und mit ihnen in einem fast familiären Umfeld Gewohnt.
Der nächste berühmte Surf Ort(Imsouane) lag nur eine Tagesfahrt entfernt, wir konnten es nicht sein lassen, auch dort einen Besuch abzustatten. Das Surfen funktionierte immer besser, denn Übung macht den Meister. In Imsouane haben wir uns dann vom Surfen verabschiedet und sind weiter nach Essaouira, einer sehr idyllischen Hafenstadt. Die Stadt überwältigte uns mit einer wunderbaren Altstadt und vielen kleinen kulinarischen Highlights. Von Essaouira zogen wir weiter in Richtung Marrakesch, auf dem Weg dahin kam uns der Fahrradfahrer mit dem Surfboard auf der Gegenfahrbahn entgegen. Unter einem Olivenbaum tauschten wir uns aus über unsere Erfahrungen und teilten leckeren marokkanische Kuchen. In der darauffolgenden Nacht haben wir uns das erste Mal mit Wildcampen in Marokko versucht, was absolut kein Problem darstellte. Nach ein paar hektischen Tagen in Marrakesch zogen wir weiter in Richtung Norden nach Casablanca. In der Millionenstadt angekommen mussten wir uns erst einmal durch das Verkehrschaos kämpfen, um zu unserem Hostel zu gelangen.
Spätestens in Casablanca wurde uns allen bewusst, was für ein Privileg es ist mit dem Fahrrad unterwegs sein zu dürfen. Die grosse Armut hat uns zum Nachdenken gebracht. Wir haben viel Zeit auf dem Fahrrad damit verbracht, dies zu verstehen, zu verarbeiten und darüber zu diskutieren. Von Casablanca sind wir weiter in die Student:innen-Stadt Fès. Die altindustrielle Stadt hat uns sehr fasziniert mit seinen engen Strassen und Gassen. Nach diesen Tagen in Fès sind wir durch die Berge nach Chefchaouen gefahren, auch bekannt als »The Blue City«. Diese Stadt heisst so, weil beinahe alle Gebäude blau angestrichen sind.
Bei den schönen Bergen konnten wir es nicht lassen und haben eine Bergwanderung gemacht. Um uns von dieser ganz ungewohnten Anstrengung zu erholen haben wir auch noch ein Hamam besucht. Von Chefchaouen ging es wieder zurück nach Tanger, was somit auch das Ende unserer Zeit in Marokko bedeutete. In Tanger hatten wir das Glück mit einem Frachtschiff günstig über das Mittelmeer nach Motril in Spanien zu gelangen. So sind wir eines morgens wieder in Spanien aufgewacht. Von nun an hatten wir acht Tage Zeit, um nach Valencia zu gelangen um uns dort, wie verabredet, mit unseren Freunden zu treffen um Weihnachten und Silvester zu verbringen.
Aber diese knapp 600 Kilometer mussten wir erstmal überwinden. Wir haben uns entschieden über Murcia zu fahren. Die Tage waren kurz, da es bereits Dezember war. Ausser schlafen Essen und Radeln haben wir in diesen Tagen nicht viel anderes gemacht, als uns über die wunderschöne Landschaft und die nie endenden Mandarinenplantagen zu wundern. Trotzdem wurde uns das Adrenalin nicht vergönnt, als wir eines Morgens und mit vollen Blasen nicht mehr aus den Zelten trauten. Wieso?
Wir waren umzingelt von einer Horde wild streunender Hunde! Wir hatten alle angst, was die Situation mit den Blasen nicht verbesserte. Als wir es endlich geschafft hatten uns glaubhaft tot zu stellen und das Rudel das Interesse verloren hatte konnten wir endlich unsere Zelte verlassen. So schnell waren wir noch nie aufbruchbereit gewesen. An einem wunderschönen Nachmittag haben wir Valencia erreicht, wo wir am nächsten Tag unsere Freunde abholten, uns von diesen Strapazen erholten und uns in neue Abenteuer stürzten. Nach Silvester trennten sich unsere Wege. Finn ging heimwärts, und Jannis und Iwan zog es nach Sardinien um dort die Felswände mit dem Vater von Jannis zu erkunden, dies sind aber andere Geschichten.
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