Die Veloplus-Kunden Lukas und Reto sind mit dem Velo vom Appenzell bis nach Griechenland gefahren. Im Reisebericht schildern die beiden ihre besonderen Erlebnisse auf dieser Reise.
Reisebericht von Lukas und Reto
Nur noch einige Höhenmeter, bevor wir auf dem Pass Maja Thanasit ankommen. Unser Tagesziel wäre erreicht. Auf einem Plateau richten wir unser Nachtlager ein mit Biwacksack, Mätteli und Schlafsack. Das Abendessen wird auf dem Benzinkocher zubereitet und von einer atemberaubenden Szenerie mit Sonnenuntergang sowie Sicht auf das Mittelmeer begleitet. Wir befinden uns in Albanien, einen Tag vor der Grenze zu Griechenland, unserem grossen Ziel. Doch die Nacht sollte anders kommen. Ein Gewitter zieht plötzlich auf und wir sind nass und hellwach um 3 Uhr Nachts . Doch um nichts vorwegzunehmen, möchten wir erzählen, wie wir überhaupt in die hügelige Küstenlandschaft Albaniens gekommen sind.
Von Appenzell nach Griechenland mit dem Citybike
Alles begann bei einem Telefongespräch. Der eine Zuhause in einer Lernpause, der andere im Zug auf dem Weg in die WG. Wohin es in die Ferien gehen sollte, war die Frage, die im Raum stand. Nach kurzem hin und her kam die Idee: ein Roadtrip von Appenzell nach Griechenland. Mit dem Velo versteht sich. Weiter geplant wurde nicht. Etwa zwei bis drei Wochen vor der Reise mussten wir dann tatsächlich mal schauen, ob unser Vorhaben überhaupt möglich war. Wir fanden heraus, dass es einen «Euro-Veloweg» gibt, aber dieser sich meist „under development“ befindet. Das reichte uns aber völlig aus.
Mit der Unterstützung von Veloplus bepackten wir also unsere Velos. Der eine von uns hat noch nie die Klickpedalen benutzt, das alte Velo seines Vaters dabei und sitzt ungefähr viermal im Halbjahr auf einem Velo. Der andere erfahrener im Radeln hat gerade erst ein neues Rennvelo gekauft, sich aber auch für das City-Bike entschieden für diese Tour.
Die Suche nach einem Schlafplatz
So starten wir also an einem Sonntagmorgen in Appenzell. Sozusagen ein Sonntagsausflug. Unser erstes Zwischenziel war, bis an das Mittelmeer zu kommen. Wir entschieden uns für die Route über Österreich. Beim ersten Pass treten bereits die ersten Probleme auf. Jedoch nicht aufgrund eines Materialdefekts oder Ermüdung, sondern in Form einer grossen Velo Verbotstafel auf dem Arlberg.
Da jedoch das Shuttle im Moment keine Fahrer auftreiben konnte, wir am Billetautomaten kein Veloticket lösen konnten und auch kein Internet hatten um es online zu lösen, mussten wir ohne Ticket einsteigen. Nach kurzer Diskussion mit der Zugbegleitung befanden wir uns an der nächsten Haltestelle nach dem Arlberg auch schon wieder auf dem Perron.
Auf dem Weg bis zum Mittelmeer war es nicht immer leicht gute Schlafplätze zu finden. Wir schliefen unter anderem auf einer Brücke, unter einer Brücke und auch neben einem Parkplatz. Jedoch auch in der Hängematte mit Aussicht auf die Dolomiten oder bei einem See. Weiter ging es ins Flachland. Auf dem Weg wurde noch eine Badehose verloren – naja, zum Glück habe Ich (Lukas) noch eine normale Sporthose dabei.
Die Suche nach Benzin
Doch seit wir die Höhe verlassen hatten gab es dieses eine äusserst nervenaufreibende Problem. Mücken! Nach zwei schlaflosen Nächten entschieden wir uns im nächsten Geschäft in Triest ein Mückennetz zu besorgen. Am selben Abend reichte unser Benzin nur noch für halbgekochte Nudeln. Glücklicherweise halfen uns drei Franzosen mit ihrem Gaskocher aus.
So begannen wir den nächsten Tag in Slowenien und Kroatien mit der Suche nach reinem Benzin. Da wir jedoch keinerlei offene Apotheken finden konnten, fragten wir zwei Slowaken, welche gerade ihren Jet-Ski betankten, ob wir Benzin haben dürften. Wir streckten unsere Sigg-Flasche hin und schon hatten wir wieder einen funktionierenden Benzinkocher.
Nun gings der Küste entlang Richtung Süden durch ganz Kroatien. An der steilen kroatischen Küste legen wir mehr Höhenmeter zurück, als wir gedacht hatten. Kurz vor Rjieka hatten wir dann das nächste Highlight: einen schon fast kitschigen Übernachtungsspot. Direkt am Wasser, eine schöne Sonnenuntergangsstimmung sowie ein perfekter Felsen, um ein wenig Klippen zu springen.
Erdrückende Tageshitze und viele Höhenmeter
Weiter führte es uns die nächsten zwei Tage Richtung Inland. Wir durften das erste Mal wieder die 1000 M.ü.m. geniessen und konnten am Abend sogar an einem Wasserfall zum ersten Mal nach etwa einer Woche unsere Kleidung waschen. Wir unterhielten uns 3 Stunden mit einem Bauern, obwohl dieser kein Englisch oder Deutsch konnte und wir auch nicht Kroatisch. Der Tumbler war beim Wasserfall nicht inbegriffen, weshalb wir am nächsten Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen eine Pause machten und unsere Kleider am Strassenrand auslegten. Dies schien so auszusehen, als hätten wir gerade einen Unfall, denn ein älteres Ehepaar fragte uns, ob wir Hilfe benötigen würden.
Die kommenden Nächte konnten wir uns an wunderschönen Stränden des Mittelmeers ausruhen, um uns von der erdrückenden Hitze des Tages zu erholen. In kurzer Zeit liessen wir Bosnien-Herzegowina hinter uns und fanden am selben Abend noch eine schöne Bucht. Dort wurde nach kurzem Spass beim Klippenspringen auch das Nachtlager aufgeschlagen, bevor es am nächsten Tag über die Grenze nach Montenegro ging.
Im neuen Land angekommen hiess es dann, Höhenmeter um Höhenmeter zuerst zu erklimmen und danach wieder zu vernichten. Wir fanden uns auf der «Panoramic Road 3» wieder mit einer eindrücklichen Szenerie. Nur gab es eine kleine Unannehmlichkeit. Eine der Luftmatratzen hatte ein Loch! Trotzdem durften wir wunderschöne, unberührte Naturlandschaften bestaunen, bis wir zur Albanischen Grenze vorstiessen. Wir bemerkten, dass die Akkus unserer elektronischen Geräte sich dem Ende zuneigten. Es wurde also das erste Mal in zwei Wochen in einem Restaurant zu Abend gegessen. Der nächste Tag startete nicht gut! Reto hat sich einen 2cm Nagel eingefangen, der sich durch Reifen samt Schlauch und Felgen bohrte. Einige Flüche später war dann der Reifen auch schon ausgetauscht und weiter ging es. Ausserdem mussten wir wieder einmal unseren Benzinkocher «tanken».
Gastfreundschaft und ein Veloweg auf der Autobahn
Die darauffolgende Nacht bot noch so einige Überraschungen. Wir suchten uns einen Rohbau mit oben frei stehenden Eisenarmierungen als Nachtplatz aus. Als es dann um 2 Uhr morgens begann zu blitzen, packten wir zusammen und verschoben ins nächste Dorf. Im Eingang der Schule versuchten wir unseren Schlaf nachzuholen. Am Morgen wurden wir vom Abwart geweckt. Wir entschuldigten uns mit Händen und Füssen und machten zu verstehen, dass wir sofort verschwinden werden. Dieser aber tat nichts dergleichen und zeigte uns sogar den Hauptschalter für das Wasser, sodass wir unser Gesicht an einem Gartenschlauch waschen konnten.
Der «Euroveloweg» führte uns auf die Autobahn! Wir hatten kein Zurück mehr und nahmen also die erstbeste Ausfahrt und wollten aussen überland die Strecke umfahren. Jedoch spulten wir im Dreck und hatten so viel davon am Rad, dass es gar nicht mehr drehte und das Schutzblech komplett blockiert war. Wir stiegen also ab und stiessen unser Velo, bis uns ein Bauer aufgriff. Er brachte uns zu seinem bescheidenen Häuschen, drückte uns einen Energy Drink in die Hand und wies die richtige Richtung. Ein Muster, welches wir auf unserer Reise häufig antrafen.
Die Leute sind sehr offen und begrüssten uns herzlich. Neugierig wollten sie wissen, was unser Vorhaben war, auch wenn wir keinesfalls die gleiche Sprache sprachen. Waren immer hilfsbereit und unvoreingenommen. Wir fuhren durch 7 Länder, wobei wir Touristengebiete und menschenleere Landschaften gesehen haben: Küsten, aber auch Pässe und Hügel. Wir hatten schönes Wetter, aber hielten auch ein oder zwei Gewitter aus, konnten durchschlafen in der Natur oder wurden bis tief in die Nacht von einer albanischen Hochzeit wachgehalten. Durften sehr gut ausgebaute Velowege geniessen oder fuhren auf dem Euroveloweg welcher noch «under development» war. Kurzum: auf einer Velofahrt erlebt man so einiges.
Die letzten Etappen nach Griechenland
Noch kurz zum Thema Ausbau des Euro-Velowegs. Während beispielsweise in Slowenien der Veloweg entlang der Promenade äusserst gut ausgebaut war würden wir im Vergleich dazu gewisse Abschnitte des «Weges» nicht einmal mehr als Baustelle bezeichnen. Aber zurück zu unserer Geschichte. Wir sind ja noch nicht in Griechenland angekommen, sondern in Albanien beim Bauern stehen oder eben stecken geblieben. Es lagen noch einige Hügel und ein grosser Pass vor uns, bevor wir dann auf einer Ebene nach Griechenland fahren konnten.
Wir machten uns also an den Anstieg und lassen die Höhenmeter hinter uns. Als schon fast das Abendrot leuchtet, sahen wir am Bergrücken kurz nach der Passhöhe einen optimalen Schlafplatz. Das dachten wir zumindest. Den Rest wisst ihr aus der Einleitung. Nachdem wir das Gewitter überstanden hatten, gab es ein warmes Morgenessen in der nächsten Bäckerei. Mit vollem Magen, langsam müden Beinen aber einem grossen Lachen im Gesicht haben wir dann nach 17 Tagen die Grenze von Griechenland erreicht.
Mit knapp über 2000 Kilometern und 22’000 Höhenmetern in den Beinen genossen wir unseren wohlverdienten griechischen Wein am Meer. Unserer Meinung nach macht Bikepacken extrem viel Spass. Und das sowohl für Personen welche im Voraus eine Route festlegen als auch für diejenigen, welche ohne grossen Plan losziehen möchten. Selbstverständlich kann man für das selbe Geld auch für wenige Tage nach Griechenland fliegen und Strandferien geniessen. Doch wie wir denken, hat man nach so einem Abenteuer definitiv die besseren Erinnerungen und Geschichten zu erzählen!
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