Alles wie immer, nichts wie immer.

Die Veloplus-Kund:innen Manon und Mathias waren bereits auf sehr vielen Veloreisen. Ganz neu für die beiden ist jedoch das Reisen mit einem Kind. Im Sommer waren sie nun zum ersten Mal zu dritt mit der 16 Monate alten Tochter unterwegs und berichten darüber in ihrem Reisebericht.

Reisebericht von Manon und Mathias

Wir, das sind Manon und Mathias, neu mit Mateja (16 Monate) unterwegs und machen eine Fahrrad-Reise. Wir haben zu zweit schon einige Reisen mit dem Fahrrad unternommen – und uns in diese Art des Reisens verliebt. Verliebt in die Fahrt ins Unbekannte, am Morgen nicht zu wissen wo wir am Abend übernachten, spontane warmherzige Begegnungen mit Menschen die wir zum ersten Mal treffen, fremde Kulturen kennenlernen, eintauchen in das Leben von Menschen, die so anders leben als wir selbst, draussen sein, den Moment geniessen, aus eigner Kraft vorwärts kommen.

Diesmal einfach mit unserer Tochter, sonst alles wie immer: mit Fahrrad, Zelt und Kocher. Ok die Vorbereitung war ein bisschen anders, Windeln hatten wir bisher nicht in unserem Gepäck. Und ob unsere Tochter warm genug hat nachts im Zelt? Sorgen – nach zweimaligem Erinnern haben wir realisiert: alles ist gleich: wir können uns gut vorbereiten und dann brauchts Vertrauen, dass wir dann schon eine passende Lösung finden.

Die Reise beginnt

Mit dem Zug fahren wir nach Hamburg, wo wir kurz nach Mitternacht bei unserem Warmshower Host ankommen. Super hilfsbereite Menschen empfangen uns mitten in der Nacht, helfen uns Fahrräder und Anhänger im Hinterhof zu deponieren – alles wie immer. Am nächsten Tag erkunden wir Hamburg oder etwas präziser, die kinderorientierten Parks Hamburgs – nichts wie immer.

Weiter geht’s mit dem Zug nach Göteborg, wo wir Abends um Acht in einem Vorort aus dem Zug aussteigen und losfahren. Denn nur wenige Kilometer entfernt, haben wir eine Schutzhütte am See ausgemacht, welche unser erstes Nachtlager werden sollte. Nach einer kurzen Schiebepassage finden wir uns an einem idyllischen See wieder und freuen uns auf erholsamen Schlaf – alles wie immer.

Abendstimmung am See mit Schutzhütte.

Los geht’s, mit grosser Vorfreude starten wir in den ersten echten Fahrrad-Tag, verbringen noch etwas Zeit spielend in der Schutzhütte und lassen so den Regen vorüberziehen. Und jetzt fahren wir los! Nein halt, Mateja muss noch aufs Töpfchen. Und jetzt geht’s los – los geht’s mit dem Realisieren, dass wir dann eine gute Zeit haben, wenn wir auf die Bedürfnisse unserer kleinen Tochter eingehen. Denn alle Schnecken wollen bestaunt werden, jeder Ast auf dem Waldboden ist anders und jede Steinformation eine Challenge: nichts wie immer. Der Tagesablauf wird von Mateja bestimmt. In den ersten Tagen eine Herausforderung, doch wir kommen damit immer besser klar: alles wie immer halt.

Morgenroutine – Mateja bestimmt den Tagesablauf während der Veloreise.

Im Fahrrad-Modus angekommen

Wir fahren durch Schwedens Schärenlandschaft und realisieren: hier wird gebadet, egal wie windig oder gar regnerisch es ist, denn es ist ja schliesslich Sommer. Wir passen uns an und lassen kaum eine Gelegenheit aus, ins Wasser zu springen. Das Wetter ist wechselhaft und doch meist besser als prognostiziert, wenn’s regnet dann meist nur kurz und eher nieselnd. Wir sind angekommen im Fahrrad-Modus, denn die Wetterapps prüfen wir kaum mehr und auch kramen wir nicht bei jeder dunklen Wolke die Regenkleider hervor. Die Schutzhütten sind so zahlreich und mausern sich zu den Camp Spots unserer Wahl. Die Wälder verwöhnen uns mit Blaubeeren – und so gehört das Beeren sammeln zum Frühstück zubereiten dazu.: alles wie immer – ausser Spielplätze, da fahren wir nicht mehr dran vorbei, sondern suchen sie in urbanerer Umgebung ganz gezielt auf – Bewegung muss eben sein.

Das Wetter zaubert eine eindrückliche Stimmung.

In Strömstad gehen wir auf Fähre für die Überfahrt nach Sandefjord, Norwegen. Beim Warten auf die Fähre kommen wir mit Norwegerinnen ins Gespräch, die Mateja’s Grossmutter sein könnten (oder gar möchten). Und so ergibt sich quasi ein «Hüeti» für die Überbrückung der Wartezeit. Wir treffen also andere Reisende und erfahren ein klein wenig, wie es ist, sie zu sein.

Bekanntschaften unter Reisenden.

Herausforderungen und Highlights in Norwegen

In Norwegen angekommen sind wir gefordert, uns etwas neu einzustellen. Das Klima ist deutlich ungemütlicher, die Shelter-Situation ist nicht mehr gleich grosszügig und es gibt auch mal längere Abschnitte ohne die Annehmlichkeiten urbaner Zivilisation: alles wie immer nach einem Grenzübertritt. Wir folgen dem Fluss Lågen Richtung dem Wintersportort Geilo und freuen uns stets am Wasser zu sein – jedoch ist dies gefühlt in Norwegen immer der Fall.

Unterwegs auf einsamen Strassen.

Nun folgt wohl das Highlight dieser Reise, der Rallervegen, der „Bahnarbeiterweg“, ist die spektakulärste Fahrradroute in Norwegen. Als der bergigste Abschnitt der Bahnlinie Oslo-Bergen gebaut wurde, diente der Weg Rallarvegen als Transportstrecke für Materialien.

Heute ist der Bahnarbeiterweg am Rande der Hochebene Hardangervidda ein kulturelles und historisches Denkmal. Wir erkunden die vielfältige Landschaft mit den hohen Bergen und Gletschern, mächtigen Wasserfällen und wilden Flüssen, grünen Tälern und malerischen Fjorden. Freudig grüssen wir die am Wegrand liegenden Schafe und sind begeistert und dankbar, zu Dritt in einer solch imposanten Umgebung unterwegs sein zu dürfen.

In Fagernut dann stimmt das Timing: mit Regenbeginn kommen wir bei einem Café an, gönnen uns ein warmes Getränk und kommen mit Norwegern ins Gespräch: die sind dann auch gerne mal mit Fischerhosen und Gummistiefel auf dem Rallervegen unterwegs – die «Locals» wissen immer besser Bescheid: alles wie immer.

Camping Idylle am Rallervegen.
Unterwegs auf dem Rallervegen.
Campspot am Rallervegen. 
Gegrüsst seien die Schafe am Wegrand.

In Bergen angekommen überbrücken wir drei Tage ununterbrochener Regen drinnen, erkunden die Stadt, sind auf spielen im Wald bis alle nass sind und gehen bouldern. Mit der Fähre geht’s weiter nach Stavanger, von wo wir einige Kilometer dem Eurovelo Netz folgen und überrascht werden, ob der kleinen in die steinige Küstenlandschaft eingebettete Dörfchen. Ein weiteres Highlight ist eine luxuriöse Schutzhütte am Weg, wo wir mit anderen Fahrrad-Reisenden Geschichten austauschen: alles wie immer.

Von Kristiansand setzen wir mit der Fähre über nach Dänemark, wo wir noch einige Tage unterwegs sind, bis Alborg. Mit dem Wind in den Haaren fahren wir der Küste entlang, besuchen mit dem Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr ein touristisches Highlight und lassen unsere Passagierin einmal mehr im Tragetuch auf Mamas Rücken mitfahren, denn wenn wir mit dem Flow unserer Tochter gehen, macht uns Fahrradreisen so richtig Spass: alles wie immer, nichts wie immer.

Die Weite des Meeres geniessen.
Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr.

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