Die Feuerwehr Köniz bei Bern setzt neu bei Einsätzen nicht nur auf grosse Löschwagen, sondern auch auf das Velo. Beteiligt an der Entwicklung des neuen Feuerwehrvelos war auch Veloplus-Mitarbeiter Christoph Ruprecht. Im Interview gibt er Auskunft über das Potenzial und die Einsatzmöglichkeiten dieses Projekts.
In den letzten Wochen haben verschiedene Medien die Story der Feuerwehr Köniz aufgenommen, die neu bei ihrer Flotte neben den Feuerwehrautos auch auf Feuerwehrvelos setzt. Bei den Feuerwehrvelos wurde auf speziell ausgerüstete Benno Bikes des Modells Boost 10D CX gesetzt, das auch im Veloplus-Sortiment zu finden ist.
Die Idee dahinter ist, dass die Feuerwehr noch flexibler arbeiten und bei verschiedenen Einsätzen mit dem E-Bike schneller vor Ort sein kann, da ein E-Bike auch ohne Mühe durch enge Gassen kommt. Zudem können durch den E-Bike-Ersatz auch einige Fahrten mit den grossen Einsatzwagen eingespart werden, was auch aus nachhaltiger Perspektive Sinn macht.
Massgeblich an der Entwicklung des Projekts beteiligt war unser Mitarbeiter Christoph Ruprecht, der auch der Projektleiter und Entwickler des Veloplus-Velos Cumpan ist. Wir haben mit Christoph über dieses einmalige Projekt und dessen Potenzial gesprochen.
«Im urbanen Raum eignet sich ein E-Cargobike für planbare und kleine Logistikaufgaben deutlich besser als ein normales Einsatzfahrzeug.»
Christoph Ruprecht, Projektentwickler bei Veloplus.
Interview mit Veloplus-Mitarbeiter Christoph Ruprecht.
Warum braucht es bei der Feuerwehr ein Einsatz-Velo?
Braucht es grundsätzlich nicht. In urbanen Einsatzgebieten, also so wie Wabern, dem Spiegel bei Bern und Köniz Zentrum kann ein Velo, in unserem Fall ein E-Bike, aber sehr gut diverse kleine Aufgaben erledigen und Kilometer mit grossen und schweren Einsatzfahrzeugen eingespart werden.
Wie kam es zu dieser Idee?
Ich bin Angehöriger des Einsatzzug 2 in Wabern, ein velobegeisterter Zug. Das fällt oft an den Übungen auf – wenn nämlich ein Grossteil des Zugs mit dem Velo ins Magazin einrückt. Für die jährliche Funktionskontrolle der Hydranten setzen viele Teams auf ihre privaten Velos. Was aufgrund des mitzuführenden Materials (normale Velos haben einfach zu wenig Transportkapazität) und der Topografie unseres Einsatzgebiets nicht immer ganz einfach oder z.T. extrem anstrengend sein kann.
Im Sommer 22 absolvierte ich mit einem Kollegen die Hydrantenkontrolle mit einem, zufälligerweise auch roten, Testvelo von Benno Bikes. Das rote und etwas ungewöhnliche Velo fiel auch vielen Anwohnern auf und wir wurden mehrfach und in immer positive Gespräche verwickelt. Die Erfahrungen fand ich so spannend und inspirierend, dass ich diese mit Samuel Weishaupt von Benno Bikes geteilt habe. Für diesen war sofort klar, dass er ein Feuerwehrvelo zu Ausstellungszwecken, aber auch für unsere Aufgaben bauen will. Mit Samuels und meinen Ideen im Rucksack, meldete ich mich bei meinem Zugführer und dem Kommandanten der Feuerwehr Köniz. Der Antrag überzeugte sofort und wurde anschliessend auch vom Kommando der Feuerwehr gutgeheissen.
Auf was musste bei der Entwicklung geachtet werden?
Dass das Velo für deutlich mehr als nur die Hydrantenkontrolle eingesetzt werden kann. Heisst, es muss multifunktional sein und ganz unterschiedliche Aufgaben erledigen können. Damit das funktioniert, wurde für den Gepäckträger eine Aluwanne bzw. „Wechselpritsche“ konstruiert. Die Pritsche kann mit unterschiedlich ausgestatteten Rakoboxen in Sekundenschnelle be- oder entladen werden. Weiter war grosses Ladevolumen, hohe Nutzlast, ein Rahmenkonzept oder Rahmengrösse, die für alle (also von der Feuerwehrfrau mit 160cm Körpergrösse bis zum 200cm Feuerwehrmann) funktioniert, und einfaches Handling und gute Fahreigenschaften waren ebenfalls wichtig.
Was war deine Aufgabe in der Entwicklung dieses Projekts?
Benno Bikes hat in Anlehnung an die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr Köniz das Design gemacht. Ich habe definiert, welches Material aufs Boost muss und die Aufbauten und Halterungen konstruiert.
Für welche Art von Einsätzen soll das Velo benutzt werden?
Jährliche Hydrantenkontrolle, kleine Logistikaufgaben zwischen dem Magazin Wabern und dem Stützpunkt (Hauptmagazin) in Köniz erledigen, Fahrten an Rapporte und Sitzungen und als „Springer- & Abklärerfahrzeug“ bei Grosswetterlagen und Wasserwehreinsätzen.
Gab es bereits Ernsteinsätze für das Feuerwehrvelo?
Ja. Allerdings ist es so, dass das KLOG 2 (so der offizielle Rufname) bei einem Ernstfall tendenziell im Magazin bleibt. Planbare Aufgaben wie Hydrantenkontrolle, Logistikfahrten, Wespenpikett etc. kann das KLOG 2 definitiv besser.
Ist ein Ausbau der Feuerwehr Velo-Flotte geplant?
Nein, vorerst nicht. Es ist auch tatsächlich so, dass so ein Velo nur in sehr urbanen Gebieten Sinn macht.
Siehst du für das Velo als Einsatzfahrzeug weitere Bereiche mit Potenzial analog zu der Feuerwehr?
Absolut! Auch die Sanität Basel setzt bereits auf ein Cargovelo für kleinere Einsätze. Zudem sehe ich auch viel Potenzial bei Werkhöfen von grösseren Ortschaften und Städten, Mahlzeiten-Diensten, Technischen Diensten von grossen Industriebetrieben und Spitälern. Das Potenzial ist mit Sicherheit noch nicht ausgeschöpft…
Follow us:
2 Kommentare
7. September 2023
Einfach nur genial
8. September 2023
Cool – wir sind auch immer noch Fan von unserem „Beni“, die Kids im Dorf freuen sich, wenn sie auch mal aufs Velotaxi sitzen dürfen und jetzt hoffen wir natürlich, dass wir das Feuerwehrvelo mal antreffen!