Wie geht die Umsetzung der Velovorzugsrouten in der Stadt Zürich vorwärts? Und welche anderen Veloprojekte sind in der Stadt an der Limmat in Planung? Wir präsentieren euch 6 aktuelle Veloprojekte.
1. Der Velotunnel unter dem HB
Ab Herbst 2024 können Velofahrende die Direttissima von der Sihlpost in den Kreis 5 nehmen:
Durch den Velotunnel am HB, der derzeit im Bau ist. Die Umnutzung des seit den 80er-Jahren
bestehenden Tunnels geht auf eine Petition von Pro Velo Kanton Zürich zurück. Das Loch, das
Platz für vier Autospuren bietet, wurde als Vorinvestition für den Stadttunnel gebaut, der dereinst
die A1 mit der A3 hätte verbinden sollen. Zeitgleich mit dem Velotunnel soll eine neue kostenlose
Velostation mit Platz für rund 900 Velos sowie 100 Abstellplätzen für Spezialvelos eröffnet
werden. Hinzu kommen rund 75 Ladestationen für Zweiräder mit Elektromotor.
2. Die Velovorzugsroute Altstetten
Die Velovorzugsroute von Altstetten in den Kreis 4 ist das erste Projekt, das die Stadt nach der
Annahme der Initiative «Sichere Velorouten für Zürich» in Angriff genommen hat. Auf kleinere
Massnahmen im Herbst 2020 folgte im Frühling 2023 ein grosser Schub: Auf einer Länge von 3
Kilometern gibt es seither ein 40 Zentimeter breites, grünes Farbband entlang des
Fahrbahnrandes und grosse Velopiktogramme. Die Velovorzugsroute soll so klar erkennbar sein.
Die grünen Streifen werden allerdings kontrovers diskutiert. Denn manche Velofahrende meinen,
sie müssten darauf und somit zwingend am Rand fahren. Auch beschweren sich viele
Velofahrende, dass nach wie vor zu viel motorisierter Verkehr auf der Strecke unterwegs ist.
Mehr Infos zur Vorzugsroute in Altstetten
3. Die Velovorzugsroute Mühlebachstrasse
Auch entlang der Goldküste ist auf 2,5 Kilometern eine Velovorzugsroute am Entstehen. Die
Stadt hat das Projekt bereits Anfang 2021 publiziert. Für einmal gab es eine Verzögerung wegen
Pro Velo. Der Interessenverband für die Velofahrenden setzte mit einer Einsprache, gefolgt von
einem Rekurs, durch, dass die Stadt bei dieser und allen künftigen Velovorzugsrouten
Verkehrsmessungen durchführen und bei Bedarf Massnahmen umsetzen – muss. Denn seit der
Annahme der Velorouteninitiative steht in der Gemeindeordnung, dass Velovorzugsrouten
«grundsätzlich frei vom motorisierten Verkehr» sein sollen.
4. Von der Rentenwiese bis zur Roten Fabrik
Entlang des linken Ufers saniert die Stadt etappenweise: Voraussichtlich Ende 2023 sollen die
Pläne für den Abschnitt entlang der Rentenwiese öffentlich aufgelegt werden. Bereits umgesetzt
ist der Zweirichtungsradweg zwischen Höhe Volière und Seepolizei. Und demnächst soll das
Stück entlang der Landiwiese bis zur Roten Fabrik realisiert werden. Auch hier wird der
Mischverkehr aufgehoben. Allerdings endet der abgetrennte Radweg kurz vor dem kritischen
Abschnitt, nämlich vor dem Knoten Mythenquai/Seestrasse. Velofahrende müssen sich hier
stadtauswärts ab der Bachstrasse wieder in den fliessenden motorisierten Verkehr einfädeln. Das
entspricht nicht den stadteigenen Velostandards auf wichtigen Hauptrouten. Pro Velo hat
gemeinsam mit der SP Einsprache eingelegt, ist jedoch abgeblitzt (siehe hier) – wegen fehlendem Platz.
5. Stauffacherquai
Zwischen Zürich HB und Sihlcity beziehungsweise dem Stadtteil Enge soll ab 2027 eine der
stadtbekannten Velolücken endlich geschlossen werden: Dort wo heute eine doppelspurige
Einbahn am Gebäude des Tages-Anzeigers in die Stadt führt, soll künftig eine Veloweg
stadtauswärts geschaffen werden. Das Mitwirkungsverfahren ist abgeschlossen. Doch das
Projekt muss auch noch den Einsprachen standhalten. Sie sind leider zu erwarten, denn um
Platz für Velos und Bäume zu schaffen, sollen zahlreiche Parkplätze abgebaut werden.
6. Autoarme Langstrasse
Die Langstrasse ist heute schon eine der wichtigsten Veloverbindungen zwischen den Kreisen 4
und 5. Wobei Velofahrende diese stark frequentierte Route derzeit eigentlich bloss in eine
Richtung legal befahren können. Velofahrende, die von der Militärstrasse Richtung Helvetiaplatz
unterwegs sind, nutzen die Busspur, auf der sie theoretisch nicht unterwegs sein dürften. In der
Vergangenheit hat die Polizei da immer wieder mal Bussenzettel verteilt, obwohl es auf der
Strecke so viele Velofahrende hat, dass der Regelverstoss längst zur Normalität geworden ist.
Nun will die Stadt die Langstrasse im November 2023 offiziell für die Velofahrenden öffnen. Sie
teilen die Strasse künftig tagsüber bloss mit dem Bus und den Taxis. Denn der motorisierte
Individualverkehr soll zwischen 5.30 und 22 Uhr auf die Achse Ankerstrasse und Kanonengasse
umgeleitet werden.
Mehr Infos zur autoarmen Langstrasse
Weitere Velovorzugsrouten
In Zürich soll in den kommenden Jahren ein durchgehendes und sicheres Netz von Velorouten
entstehen. Das Netz soll sich über 130 Kilometer erstrecken. Mindestens 50 Kilometer muss die
Stadt im Sinne der Volksinitiative «Sichere Velorouten für Zürich» umsetzen. Neben den beiden
bereits erwähnten Strecken, sind sieben weitere Vorzugsrouten geplant, die jedoch noch alle
durch Einsprachen verzögert werden könnten. Doch nachdem sich mehrere Gewerbetreibende
und Hauseigentümer bereits im Kreis 3 gegen die Aufhebung von Parkflächen gewehrt hatten,
könnten es künftig weniger werden. Denn dank des Rekurses gibt es nun einen Entscheid des
Zürcher Verwaltungsgericht. Die Kurzfassung des Urteils: Die geplante Velovorzugsroute in
Wiedikon ist wichtiger als der Erhalt von Parkplätzen – es ist zu erwarten, dass das Gericht auch
an anderer Stelle im Sinne der Initiative entscheidet.
Mehr Infos zum Velovorzugsrouten-Netz Zürich
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Was fehlt dir am Velowegnetz in Zürich? Was würdest du in der Planung und Umsetzung ändern? Schreib uns deine positiven oder auch negativen Erfahrungen unten in die Kommentare!
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1 Kommentar
10. Mai 2023
ZELTWEG 45
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