Velokilometer für einen guten Zweck

Jährlich findet in Zimbabwe die Oldlegstour statt. Bei dieser einmonatigen Mountainbike-Tour durch Zimbabwe wird Geld für verarmte Pensionäre gesammelt. Auch Veloplus-Kunde Niklaus Bellwald war bereits zum zweiten Mal bei der Tour dabei und schreibt über seine spezielle Reise für einen guten Zweck.

Oldlegstour 2022 – von Harare nach Swakopmund

Reisebericht von Niklaus Bellwald

Die Oldlegstour findet seit 2018 jährlich statt und wurde im kleinen Kreis gegründet. Ziel ist es, jährlich mindestens eine einmonatige Mountainbike-Tour durchzuführen und dabei Gelder für total verarmte Pensionäre zu sammeln. Zu erwähnen bleibt, dass Zimbabwe praktisch keine staatliche Altersvorsorge kennt und Pensionäre ihr Vermögen wegen grassierender Inflation und Missmanagement der Regierung weitgehend verloren haben.

Eine Truppe mit einer Mission – die Oldlegstour_Teilnehmer 2022.

Alle Teilnehmehmenden – ausser mir – haben oder hatten eine familiäre Beziehung zu Zimbabwe. Das Gross der Team-Mitglieder lebt weiterhin im Heimatland Zimbabwe. Drei sind vor langer Zeit nach Australien ausgewandert und ein Teilnehmer lebt heute in New Zealand. Das Team setzte sich zu Beginn aus 11 Fahrern und sechs Begleitpersonen plus drei Begleitautos zusammen. Ein Teilnehmer erlitt leider einen Sturz, der ihn zur Aufgabe der Tour zwang.

Eine grosse Herausforderung

Teilnehmenden wird im Vorfeld der Tour geraten, sich gezielt und langfristig auf die Tour vorzubereiten. Meine Erfahrungen nach zwei Teilnahmen sind, dass etwa 5‘000 – 6‘000 Kilometer als Vorbereitung gefahren werden sollten. Auf der Tour müssen die Fahrenden in der Lage sein, täglich 6 – 8 Stunden auf dem Rad unterwegs zu sein und Tagesdistanzen von bis zu 160 Kilometer zurückzulegen. Technische Fähigkeiten sind nicht wirklich notwendig, doch das Fahren auf Sandabschnitten und schlechten Kiesstrassen sollte keine Probleme verursachen.

Auf der Oldlegstour mussten die Teilnehmenden auch mit weniger guten Strassenverhältnissen zurechtkommen.

Ein langer Tag

Der Tagesablauf kann wie folgt zusammengefasst werden: Tagwache ist vor Sonnenaufgang so ca. um 5 Uhr. Dann wird je nach Präferenz Tee oder Kaffee getrunken und eine Portion Porridge gegessen. Anschliessend muss jeder Fahrer sein Gepäck (Zelt etc.) auf dem Begleitauto verladen und die Abfahrt zur Tagesetappe ist dann jeweils etwa zwischen 6.30 Uhr und 7 Uhr (je nach Länge und Schwierigkeit der Etappe). Nach etwa zweieinhalb Stunden gibt es eine Pause und Frühstück. Nach weiteren zweieinhalb Stunden wird ein Mittagshalt eingelegt und danach geht es ohne Halt weiter bis ins Camp.

Jeden Tag wurde ein neues Camp errichtet.

An sehr heissen Tagen kann ab und zu beim Begleitauto Wasser abgeholt werden, ansonsten müssen die Fahrer genügend Flüssigkeit mit sich führen. Im Camp angekommen wird das Gepäck entladen, die Bikes gereinigt, geduscht und anschliessend eine letzte Mahlzeit eingenommen. Dann steht das Briefing für den kommenden Tag an und Nachtruhe ist in der Regel vor 21 Uhr. Die Oldlegstour ist weitgehend autark unterwegs, d.h. das vorgekochte Essen wird in Tiefkühlern mitgenommen, ein Gasherd sowie einfache Duschen sind vorhanden. Weiter können etwa 600 Liter Wasser im Trailer mitgeschleppt werden. Dieser Aufwand ist notwendig, wird doch sehr oft in echten Buschcamps übernachtet. Von den Fahrern wird erwartet, dass alle bei den Tagesarbeiten mithelfen und natürlich für ihr Gepäck zu 100% Eigenverantwortung tragen.

Die eigene Routine finden

Während den Tagesetappen sind die Fahrer frei, ob sie sehr schnell oder etwas gemächlicher unterwegs sein wollen. Eine indikative Zielvorgabe bezüglich Geschwindigkeit wird im Briefing genannt und erwartet, dass diese erreicht wird. Oldlegstour ist aber kein Rennen! Meine Erfahrungen sind, dass es wenig Sinn macht, immer mit den stärksten Fahrern mitfahren zu wollen. Optimaler für mich war, sich nach Gefühl zwischen den schnellen und etwas gemächlicheren Gruppen treiben zu lassen und so von folgenden Vorteilen zu profitieren: Ich konnte die Umwelt besser wahrnehmen und mit lokalen Leuten einen kurzen Schwatz halten, ich hatte auch tagsüber kurze Erholungsphasen undich ging nie das Risiko ein, in eine Trinkschuld zu geraten. Von einer solchen erholt sich der Körper unter den täglichen Strapazen kaum mehr.

Der Austausch mit der lokalen Bevölkerung ist etwas vom schönsten bei der Oldlegstour.

Die Strassen im Südlichen Afrika

Immer wieder wird die Frage nach der Qualität der Strassen aufgeworfen. Hierzu folgendes: wir sind maximal einen Drittel der Tour auf Teerstrassen (oder was davon noch übrig war) gefahren, der Rest war Gravel, Tracks oder sonstige Pfade. Vor allem die berüchtigten „Wellblechpisten“ setzten uns allen zu – Tage, an denen wir über sehr viele Kilometer auf solchen Strassen fahren mussten, waren eine echte Herausforderung (und zuweilen recht schmerzhaft).

Die Route der Oldlegstour

Ein paar Worte zur Route: gestartet wurde im Zentrum von Harare. Von da aus ging es zuerst westwärts nach Gokwe um dann in nördlicher Richtung zum Chizarira National Park, wo wir nach einem langen, steilen Aufstieg auf das Plateau des Parks gelangt sind. Danach führte die Route zum sehr grossen Lake Kariba (Stausee). Entlang des Stausees erreichten wir den Zambezi-River und fuhren diesem Entlang bis zu den Victoria-Falls.

Ein Highlight war sicher die Überquerung des Zambezi auf der alten Eisenbrücke. Bei Livingstone überquerten wir die Grenze nach Sambia. Unsere Route führte weiter den Zambezi hoch bis Katima Mulilo wo die Grenze nach Namibia überquert wurde. Anschliessend folgte die lange Durchquerung des Caprivi Strip mit Durchfahrt durch den Bwabwata Nationalpark. Nach dem Ort Rundu wurde Richtung Grootfontein gefahren um danach zum Etosha Nationalpark zu gelangen.

Im Etosha wurde uns die Durchfahrt mit den Bikes nicht erlaubt und so mussten die Bikes auf den Trailer verladen werden. Nach dem Etosha Nationalpark führte die Route in südlicher Richtung nach Palmwag und drehte dann wieder gegen Süd-Osten nach Twyfelfontein. Weiter fuhren wir via Brandberg Reservate, einer fast kompletten Umrundung dieses Massivs zum Messum Crater und weiter zur Küste des kalten Atlantik der bei Mile 108 erreicht wurde. Die letzten Kilometer führte die Route dann über die ausgezeichnete Salzpiste der Skeleton Coast entlang via Henties Bay nach Swakopmund.

Herzlichen Dank für diese unglaubliche Reisestory, Nik Bellwald!

Das Veloplus-Team bedankt sich bei Nik Bellwald für das teilen dieser grossartigen Geschichte und dein Engagement für die Pensionäre von Zimbabwe. Willst auch du an der Oldlegstour teilnehmen, etwas für Pensionäre in Zimbabwe spenden oder noch mehr über dieses Projekt erfahren? Alle Infos dazu findest du hier: https://www.oldlegstour.com/


Follow us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Die Kommentare werden zuerst von uns gesichtet und freigeschaltet. Dein Kommentar erscheint deshalb mit Verzögerung.