Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen, Nationalrat, Ständerat: Alle sagen Nein zum Velohelm-Obligatorium für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre.
In der soeben angelaufenen Sommersession des Parlaments (30. Mai bis 17. Juni) hat nun auch der Ständerat über den heiss diskutierten Vorschlag der Velohelmtragpflicht für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre entschieden. Und die Kleine Kammer hat sich mit 29:13 deutlich gegen dieses vom Bundesrat vorgeschlagenen Vorhaben ausgesprochen. Damit folgt der Ständerat den Entscheiden der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF), die das Vorhaben Anfang Februar als erste Instanz bereits überdeutlich abgelehnt hat (22:2), und des Nationalrats, der sich in der Frühlingssession ebenfalls auf der anderen Strassenseite positionierte als der Bundesrat.
Damit hat sich das Thema Velohelm-Obligatorium wohl wieder für ein paar Jahre verabschiedet. Aber mit grosser Sicherheit wird es irgendwann wieder aufs Polit-Tablet gesetzt. Denn bereits 2010 und 2011 ist kontrovers darüber diskutiert worden, ob Jugendliche – damals lediglich bis 14 Jahre – einen Helm tragen sollen beziehungsweise müssen. Kurz vor Weihnacht 2011 stimmte die Grosse Kammer klar gegen das vom Bundesrat angestrebte Velohelm-Obligatorium (128:55). Später lehnte das Gesetz auch der Ständerat ab.
An diesem Entscheid hat sich nun auch zehn Jahre danach nichts geändert. Veloplus freut sich über den Entscheid, dass der Helm kein Zwang wird, empfiehlt aber grundsätzlich, einen Helm zu tragen.
Mehr zum Thema Helm?
Follow us:
10 Kommentare
3. Juni 2022
als kindertraumatologe ist mir diese haltung absolut schleierhaft! wenn durch diese helmpflicht nur ein kind pro jahr gerettet werden kann, schädelhirntraumata mit intracraniellen blutungen gehören zum undankbarsten in meinem beruf, dann muss diese pflicht endlich durchgesetzt werden! dass ihr euch über diesen entscheid freut kann ich nicht im geringsten nachvollziehen!
5. Juni 2022
verstehe nicht, warum veloplus gegen eine helmpflicht für jugendliche ist??
ein guter helm schränkt kaum ein, bietet aber in bestimmten situationen mehr sicherheit.
alle velo- und auch trotti-fahrer:innen sollten dieses sicherheitselement nutzen. leider geht dies nicht ohne vorschriften….
5. Juni 2022
Guten Abend
Den Entscheid kann ich nicht nachvollziehen. Verantwortungsvolle Eltern haben sich schon vor Jahren für die Helmlösung entschieden.
Nur verantwortungslose „Erziehungsberechtigte“ kümmern sich nicht um die Sicherheit ihrer anvertrauten Kinder!
Freddy, ein verantwortungsvoller Grossvater
6. Juni 2022
Warum Veloplus sich freut, dass Kinder damit noch immer nicht passend geschützt sind, kann man nicht nachvollziehen, auch nach jahrelangem Nachdenken. Welche Eltern wissen denn überhaupt, ob ihre Kinder Helm tragen – wie viele Eltern kümmert es überhaupt nicht? Nein für ein Obligatorium, aber ja man sollte einen tragen? Dann hätte ich auch gerne endlich die vollständige Freigabe ALLER Drogen, denn Alkohol
6. Juni 2022
…ist ja auch nicht schädlich.
7. Juni 2022
Es sind halt Politiker die da entschieden haben. Könnte ja Wählerstimmen kosten. Mehr muss ich dazu ja nichts sagen.
7. Juni 2022
Innerhalb kurzer Zeit bin ich mit den Folgen von zwei Velounfällen aus dem Bekanntenkreis konfrontiert. Beide Personen erlitten ein schweres Schädel-Hirn-Trauma.
Mir fehlen gleichwertige Argumente, welche ein Nein für das Velohelm-Obligatorium rechtfertigten.
8. Juni 2022
Man sollte auch Eigenverantwortung übernehmen als Eltern , es sollte kein zwang sein .
14. Juni 2022
Ja man kann vieles was mehrere Faktoren hat schlecht einordnen. Natürlich schützt ein intakter Helm, wenn jemand auf den Kopf fällt.
Was aber eine viel beachtete Studie aus den UK auch zeigt ist, dass Autofahrer bei Velofahrern mit Helm einfach näher fahren, was wiederum für den Velofahrer gefährlich ist (https://psyarxiv.com/nxw2k). Warum also diskutiert man hier über eine Helmtragpflicht und nicht über die Pflicht und Durchsetzung, in geeignetem Abstand Velofahrer zu überholen? Was ist, wenn man Helmpflichten einführt und dann einfach weniger Schüler deswegen Velofahren lernen-messen wir die z.B. an kardiovaskulären Erkrankungen frühzeitig Verstorbenen in 20 und mehr Jahren auch mit ein? Wie viel Kopfverletzte Velofahrer gibt es pro Jahr in der Schweiz überhaupt? Was ist damit erreicht, dass den Kindern Gefahr und Angst vor der Bewegung auf dem Rad suggeriert wird und sie später als Autofahrer nicht wissen, was es heisst, selbst in der vulnerablen Position zu sein? Werden beim Radfahren so extrem viele Kinder am Kopf verletzt oder kommen Kopfverletzungen v.a. aus anderen Aktivitäten? Ich will die Kopfverletzungen nicht klein reden, wir wissen aber einfach sehr wenig bis nichts zum Problem und stellen einmal mehr einfach Anforderung an die Schwachen in einer Situation, ohne das wir wissen, was wir damit eigentlich lösen und was wir damit in einer Gesellschaft, die sich eh schon zu wenig bewegt, verschlimmern.
17. Juni 2022
Ich bin entsetzt, dass ausgerechnet Veloplus hocherfreut über diesen Entscheid ist!
Auch ich wurde im letzten Halbjahr mit der Thematik konfrontiert: Velounfall ohne Helm mit Todesfolge!
@ Rucci:
Ein Velohelm signalisiert den Kids nicht Gefahr, sondern Sicherheit und Spass an sicherere Bewegungsfreiheit !
Ich empfehle einen Schnuppertag zu absolvieren auf einer Traumatologiestation einer Kinderklinik !
Danke für die zusätzlichen Gedankenanstösse, sind jedoch leider etwas zu sehr am aktuellen Thema vorbei geschrammt !