Als 365-Tage-Velofahrerin bin ich auf Kleidung angewiesen, die Wind und Wetter standhält. Veloplus schickte mich in eine Testphase mit einem Zweiteiler, der über den Wetterschutz hinaus besondere Vorzüge bietet.
Von Cornelia Bisch, Veloplus-Kundin aus der Zentralschweiz
Ich bin jeweils nicht unglücklich, wenn Sportkleidung nicht einfach nur praktisch ist, sondern auch einen ordentlichen Schnitt aufweist und nicht allzu schrill daherkommt. Mit der wasserdichten, atmungsaktiven «Reflect360+»-Velojacke der Marke Provinz habe ich quasi den Fünfer und das Weggli erwischt: Sie weist einen eleganten Schnitt auf und besteht voll und ganz aus reflektierendem Stoff in dezentem Silbergrau. Damit ist sie nachts um ein Vielfaches besser sichtbar als Stoffe in Neonpink und dergleichen. Was immer mir mit eingeschaltetem Frontlicht begegnet, bekommt dieses postwendend und grossflächig von meiner blendenden Erscheinung zurückgeschickt. Keine Gefahr, übersehen zu werden. Ein wichtiger Aspekt für Radfahrer im Strassenverkehr, vor allem winters, wenn trübe Suppe herrscht oder die Dunkelheit früh hereinbricht.
Aber wirkt das nicht erschreckend auf Autofahrer, wenn ich so plötzlich unverhofft aufleuchte, frage ich mich besorgt? «Nicht die Bohne», kommentiert Kollegin Trix überzeugt, die probehalber bei Dunkelheit an mir vorbeifährt. «Im Gegenteil, man sieht sofort klar, dass es sich um eine Velofahrerin handelt.» Was man von manchen Subjekten nicht behaupten kann, die sich nachts mit an Oberarmen, Waden und Hundehälsen montierten Reflektoren und Blinkbändern am Strassenrand aufhalten. Das ist also schon mal geklärt.
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Kein Regen- und kein Schweisstropfen
Die Jacke in dezentem Grau ist gesprenkelt mit kleinen, glänzend schwarzen Punkten, welche die schillernde Wirkung noch verstärken und dem Stoff bei Sonnenschein eine attraktive Brillanz verleihen. «Sehr stilvoll», urteilen meine Freundinnen, welche die Jacke bei einem Herbstspaziergang bewundern. Da sie hinten nur geringfügig länger geschnitten ist, eignet sie sich auch fürs Wandern.
Allerdings zeigen sich nun zwei kleine Mängel. Erstens gibt es keine Seitentaschen, in die man beim Laufen die Hände schieben könnte. Die beiden Taschen sind stattdessen vorne an der Brust angebracht und werden durch eine rückseitige sowie eine Innentasche ergänzt. Der Vorteil der Brustplatzierung erschliesst sich mir nicht ganz, auch nicht in Bezug auf die Veloanwendung. Der zweite Mangel besteht im Fehlen einer Kapuze, die – zugegeben – beim Radfahren nicht so wichtig ist wie beim Wandern. Dennoch schätze ich dieses Detail bei allen Regenjacken, denn ich trage bei ganz üblen Regengüssen gerne auch mal eine Kapuze unter dem Helm. Das verhindert das Eindringen des Wassers am Nacken. Immerhin schliesst der Kragen der Leuchtjacke hoch hinauf.
Zum Glück regnet es nicht auf dem Spaziergang, dafür aber eine Woche später auf dem Weg zur Arbeit, den ich nun wieder pedalend zurücklege. Das heisst es regnet nicht, es schüttet wie aus Kübeln. Da ich mal wieder Turbo einlegen muss und die Temperaturen nicht wirklich tief sind, schätze ich die Belüftungsschlitze unter den Armen und auf dem Rücken, welche die innere Hitze entweichen lassen. Den Dichtetest bestehen Jacke wie Hose ohne jede Einschränkung. Ich treffe rotbackig, aber rundum trocken im Büro ein. Ok nicht ganz: An den Schuhen muss ich noch arbeiten.
Monsun-Regenhose: Viel Kniefreiheit beim Treten
Womit ich bei der ebenfalls atmungsaktiven, wind- und wasserdichten «Monsun+»-Regenhose angelangt bin. Diese, so teilt mir der engagierte Verkäufer von Veloplus mit, verfüge über die Besonderheit eines ausgeklügelten Schnitts rund um die Kniepartien. «Das reduziert die Reibung während der Fahrt», erklärt er mir. Vor dem Kabinenspiegel sieht das in der Beinmitte ein wenig ausgebeult aus. Aber sobald man mit angewinkelten Knien im Sattel sitzt, machen sich die Vorzüge des Schnitts bemerkbar: pure Beinfreiheit und ein freies Tretgefühl. Das frühere Regenhosenmodell fühlte sich trotz ausreichend weitem Schnitt immer irgendwie einengend an, sobald ich im Sattel sass. Ausserdem wurden durch die Tretbewegungen die Hosenbeine hochgezogen, sodass sie unten im Bereich des Schuhansatzes nicht mehr richtig schützten.
Mit verstellbaren, abnehmbaren Hosenträgern ergänzt, sitzt die Hose perfekt und ist bereit für den ersten Einsatz. Diesen absolviert sie vorerst noch nicht bei Regen, sondern bei beissendem Wind, der mir wiederum die Backen rötet, aber die Gelenke nicht im Mindesten tangiert. Winddichte erstklassig.
An besagtem Sturmtag allerdings stelle ich zuerst einmal einen Mangel fest. Des Zeitdrucks wegen radle ich nämlich einfach los, ohne aufs Wetter zu achten. Unterwegs nimmt der Regen zu, sodass ich anhalten muss. Halb durchnässt, versuche ich, meine etwas unförmigen Treter durch die Reissverschlussöffnungen an den Unterschenkelpartien der Regenhose zu zwängen, was nicht besonders gut gelingt. Der Reissverschluss dürfte etwas höher hinauf führen, die Unterschenkelpartie etwas weiter geschnitten sein. Die ebenfalls dort angebrachten, mit Rückstrahlern versehenen Klettverschlüsse sorgen ja dafür, dass die Hose – sobald montiert – trotzdem eng anliegt.
Nun aber muss ich ordentlich Gummi geben, um noch rechtzeitig im Büro einzutreffen. Als ich mich zwanzig Minuten später aus der Regenhose schäle, stelle ich erstaunt fest, dass ich komplett trocken bin. Die Hose hat also nicht nur dicht gehalten, sondern die bereits vorhandene Nässe an den Unterkleidern nach draussen spediert. Wenn das nicht ein schlagender Beweis für die Atmungsaktivität des Stoffes ist. Ich bin also alles in allem hoch zufrieden mit meiner neuen Ausrüstung. Die nasskalte Jahreszeit kann kommen.
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3 Kommentare
3. Dezember 2021
Reflektierende Kleider oder Kleber am Rad gutes Licht sind absolut notwendig bei Nachtfahrten. Man sieht aber immer wieder Radfahrer bei Nacht mit Scheinwerfern, die falsch eingestellt sind und den Gegenverkehr auf das Schlimmste blenden. Das ist kontraproduktiv.
4. Dezember 2021
Ich fahre die ProViz seit mehreren Jahren im Winter. Die Jacke ist relativ schwer, was mich aber nicht stört. Die Unter-Arm-Belüftung funktioniert gut, Fahrtwind dringt nicht ein, Schweiss kann gut entweichen. Die Brusttaschen finde ich optimal: Man kann auch während der Fahrt problemlos reingreifen – das geht bei normal platzierten Taschen nicht so gut. Die Bilder im Bericht zeigen nicht, wie gut die Jacke reflektiert. Im Finstern wird man nur von Leuten übersehen, die nicht schauen (die gibt es allerdings immer wieder mal). Fazit: Gute Ausrüstung im Immer-Heller-Krieg der Scheinwerfer: Die ProViz leuchtet umso heller zurück!
5. Dezember 2021
Ich habe mir diesselbe Jacke vor bald gut zwei Jahren gekauft. Ich pendle jeweils knapp 70km mit einem S-Pedelec und wollte eine Jacke, die mich bereits aus grösserer Distanz sichtbar macht im Dunkeln und der Dämmerung. Dies erfüllt diese Jacke sehr gut. Bei Tageslicht ist die Sichtbarkeit der grauen Jacke ungenügend, dann streife ich mir ein Gilet in gelber Leuchtfarbe drüber.
Womit ich überhaupt nicht zufrieden bin ist die Wasserdichtheit und die Dampfdurchlässigkeit. Beides ist aus meiner Sicht ungenügend, wenn es wie im Artikel beschrieben „aus Kübeln schüttet“ oder wenn man dem Regen länger exponiert ist. Die Jacke hat eine Wassersäule von nur 10‘000 mm (Gore-Tex hat 28‘000 mm) und ich habe bemerkt, dass die Feuchtigkeit an exponierten Stellen wie den Schultern und Armen durchdrückt. Umgekehrt hat die Jacke keine gute Feuchtigkeitsregulation, was dazu führt, dass ich stark schwitze mit dieser Jacke. Eine grosse Herausforderung, wenn es regnet und mann die Belüftungsschlitze eigentlich nicht offen lassen kann.
Soweit meine Erfahrung nach 2 Jahren: Sichtbarkeit top, Rest eher flop. Ich würde das Geld eher in eine sehr gute Gore-Tex Jacke stecken, die man auch sonst tragen kann und beim Velofahren zusätzlich ein Gilet in Leuchtfarben mit Reflektoren überstreifen.