In der freien Natur zu übernachten ist ein besonderes Erlebnis – egal ob in einem Zelt oder unter freiem Himmel. Ob campieren oder biwakieren: ein guter Unterschlupf sowie der richtige Rastplatz sind entscheidend. Ebenso wichtig ist es zu wissen, wo Wildcampen in Europa überhaupt erlaubt ist.
Um was geht es in diesem Blogbeitrag:
- Was bedeutet wild campieren?
- Welches Zelt ist für das Veloabenteuer das richtige?
- Wie funktioniert ein Biwak?
- Die gesetzlichen Bestimmungen zu Wildcamping
- Wo ist wild camping in Europa erlaubt?
Der Sommer ist da. Das Veloabenteuer lockt. Bei mehrtägigen Bikeabenteuer, egal ob Bikepacking oder ausgiebige Fahrradreise, stellt sich immer die Frage nach der Übernachtung: Zelt, Biwak, Tarp oder doch lieber in der Hängematte? Die Möglichkeiten sind vielfältig, die Vorlieben individuell. Wir zeigen dir die Vor- und Nachteile deiner Optionen.
Zudem ist es wichtig, die rechtliche Situation über Wildcamping zu kennen, bevor in der Natur irgendwo ein Zelt oder Biwak aufgeschlagen wird. In der Schweiz genauso wie in Europa. Denn wer unerlaubt irgendwo übernachtet, dem können saftige Bussen aufgebrummt werden.
Kennst du schon das Expertenwissen von Veloplus?
Auf unserer Webseite geben unsere Produktmanager dir auf verschieden Seiten Expertenwissen und Know-How zu allen Themen rund um das Velo und andere Outdoor-Themen. Stöbere jetzt in unserem Expertenwissen!
Was bedeutet wild campieren?
Wild campen heisst nichts anderes, als abseits von offiziellen Campingplätzen zu übernachten. Dies gilt für Übernachtungen mit oder ohne Motorfahrzeug (Wohnmobil, Vans etc.). Beim Wildcampen ohne Motorfahrzeug spricht man von zwei Wildcamping-Arten. Von Campieren, dem Übernachten in einem Zelt, oder von Biwakieren, dem Übernachten ohne Zelt unter freiem Himmel, in einen Iglu oder in einer (Schnee-)Höhle.
Ob du nun campierst oder biwakierst, hängt ganz von deinem Veloabenteuer ab. Wer ein klassisches Veloabenteuer plant und mit einem umfangreichen Taschen-Setup fährt, der campiert mit grosser Wahrscheinlichkeit. Wer ein kurzes Bikepacking-Abenteuer unternimmt, der biwakiert – oder campiert auf ganz minimalistische Art und Weise.
Nebst den unzähligen Transportmöglichkeiten am Velo (siehe Bild oben) verfliessen auch Campieren und Biwakieren immer mehr. So gibt es nicht mehr nur mit oder ohne Zelt, sondern Mischformen wie Biwakzelt, Tarp (in den USA auch als Tarptent bekannt, wenn das Tarp auf alle Seiten geschlossen werden kann) oder Hängematte.
Welches Zelt ist für das Veloabenteuer das richtige?
Bevor du ein Zelt kaufst, musst du dich für einen Zelttyp entscheiden. Und da hast du die Qual der Wahl. Eines haben fast alle Zelte gemeinsam: Den Vorteil, dass sie grundsätzlich für den Ganzjahreseinsatz verwendet werden können, einen guten Schutz vor Wind und Wetter sowie einen komfortablen Platz bieten. Aber die Wahl des richtigen Zeltes ist gar nicht so einfach. Denn es gibt Kuppelzelte, Tunnelzelte, Geodätzelte oder auch Pyramiden-/Tipizelte. Jeder einzelne Zelttyp hat seine Vor- und Nachteile.
Geodätzelte
Geodätzelte haben die Form von einer Halbkugel und sind dem Kuppelzelt ähnlich. Allerdings weist das Geodätzelt mindestens drei sich kreuzende Zeltstangen für eine sehr stabile Konstruktion auf. Dank dieser Robustheit sind die Zelte vor allem für Expeditionen mit rauen Wetterbedingungen geeignet. Auf Veloabenteuer ist dieser Zelttyp allerdings weniger zu sehen, weil Geodätzelte schwerer und im Aufbau komplexer als andere Zelte sind.
- Vorteile: Stabilität von allen Seiten, hohe Traglast, Robustheit
- Nachteile: Packmass und Mehrgewicht, etwas aufwendiger im Aufbau, kostenintensiv
Kuppelzelte
Kuppelzelte sind die am häufigsten anzutreffende Zeltart auf Veloreisen. Meistens sorgen zwei sich in der Kuppe kreuzende Zeltstangen für eine solide Stabilität. Versehen mit einem Aussen- und Innenzelt, wobei das Innenzelt häufig auch einzeln gebraucht werden kann. Dies beispielsweise in warmen und trockenen Sommernächten, damit von einer optimalen Belüftung profitiert werden kann und weniger Gewicht getragen werden muss. Kuppelzelte sind schnell und einfach aufgebaut und halten Schnee oder Wind besser aus als Tunnelzelte.
- Vorteile: solide Grundkonstruktion, einfach und schnell im Aufbau, geringes Gewicht, kleines Packmass
- Nachteile: Teurer als Tunnelzelte in derselben Gewichtsklasse, kleinere Absis als bei Tunnelzelten
- Produktempfehlung: Die Hubba-Serie von MSR – etwas vom besten, was der Markt derzeit zu bieten hat.
Tunnelzelte
Bei Tunnelzelte verlaufen die Zeltstangen parallel zueinander und bilden einen Tunnel. Dank steilen Seitenwänden entsteht so eine optimale Raumnutzung mit viel Platz. Tunnelzelte müssen jedoch zwingend mit Abspannleinen und Heringen befestigt oder mit einer anderen Möglichkeit abgespannt werden, damit sie nicht in sich zusammenfallen. Tunnelzelte verfügen grundsätzlich aber über das beste Verhältnis zu Gewicht und Raumausnutzung.
- Vorteile: optimale Raumnutzung, schnell und einfach im Aufbau, grosse Apsis (Vorzelt)
- Nachteile: Abspann ist Pflicht, geringe Traglast, nicht so windstabil
- Produktempfehlung: Starlight von Robens, Voyager von Robens
Firstzelte
Das Firstzelt ist die Ursprungsform und das Urgestein unter den Zelten. Heutzutage sind sie auf Outdoor-Abenteuern aber kaum mehr anzutreffen, zumindest nicht als klassisches Zelt. Die beliebte und effiziente Dachgiebel-Form sieht man allerdings sehr oft, meist jedoch in Kombination mit einem Tarp (siehe Biwakieren).
- Vorteile: kostengünstig, geeignet für Gruppen
- Nachteile: gutes Abspannen unumgänglich, nicht geeignet für raue Outdoor-Bedingungen,
Pyramidenzelte/Tipizelte
Pyramiden- und Tipizelte verfliessen immer mehr, womit die Abgrenzung schwierig wird. Ein Pyramidenzelt hat grundsätzlich vier Seitenwände, ein Tipi-Zelt meist sechs oder acht, wobei in der Mitte eine Stange vorhanden ist. Aufgrund ihrer Form bieten Sie guten Schutz vor Wind und Wetter und oftmals auch viel Platz für mehrere Personen.
- Vorteile: mehrere Schlafplätze, Kopffreiheit, windstabil
- Nachteile: Abspann notwendig, Packmass, Gewicht
- Produktempfehlung: Green Cone von Robens
Wie funktioniert ein Biwak?
Wer nicht campieren, sondern biwakieren will, der fährt ohne Zelt los. So wird unter freiem Himmel geschlafen. Oder aber es wird ein minimalistisch geschütztes Nachtlager geschaffen, das zumindest vor Insekten, Regenschauer oder minimal vor Wind schützt. Ein Überblick über die gängigsten Biwak-Möglichkeiten wie Biwakzelt, Hängematten und die Einsatzzwecke von Tarps.
Biwakzelte
Biwakzelte sind die minimalistische Art zu zelten, wobei diese Übernachtungsart klar näher beim Biwakieren mit einem Biwaksack liegt als beim Zelten. Denn beim Biwakzelt verfügt lediglich der Kopfbereich über etwas Luft, dies aufgrund eines kleinen Gestänges. Daher fallen die Biwakzelte auch in die Rubrik der Einbogenzelte. Biwakzelte bestehen aus wind- und wasserdichten Materialien. Fegt ein Sturm oder Gewitter drüber, kanns aber ziemlich ungemütlich werden. Vor Regenschauern, Insekten oder Zugluft schützen die Biwakzelte aber ideal.
- Vorteile: sehr leicht, günstiger als Zelte, gute Isolation und Wärmerückhalt
- Nachteile: nur eine Person, minimales Platzangebot, Feuchtigkeitstransport kann problematisch sein
Biwaksack
Der Biwaksack ist ein Sack, der dich vor Kälte und Regen schützt. Grundsätzlich kann der Biwaksak als Notfall eingesetzt werden, wenn keine eigentliche Übernachtung geplant war. Oder aber bei der beabsichtigten Outdoor-Übernachtung, bei der es überraschend Kalt wird oder es zu regnen beginnt. Der Biwaksack bietet im Optimalfall Platz für dich und wenn eine Isomatte.
- Vorteile: Gewicht, kleines Packmass
- Nachteile: wenig Platz, Ein- und Ausstieg, kein Schutz für Ausrüstung
- Produktempfehlung: Notfallbiwaksack Ultralite Bivi von Mountain Equipment
Tarp
Ein Tarp ist eigentlich nichts anderes als eine leichte Zeltblache, mit der mittels Abspannleinen ein Unterschlupf errichtet werden kann. So ziemlich immer und überall. Der Fantasie werden dabei keine Grenzen gesetzt, in Kombination mit dem Velo gibt es Dutzende von Möglichkeiten, ein Dach über dem Kopf zu basteln. Wer ein Tarp, Heringe und Spannseile dabeihat, kann sich eigentlich überall einen erlebnisreichen Unterschluf errichten (Bilder Pinterest):
- Vorteile: sehr leicht, sehr günstig, immer und überall einsetzbar, für mehrere Personen
- Nachteile: keine Isolation, kein Insektenschutz, kein Rundum-Schutz
- Produktempfehlung: Tarp von Robens
Hängematten
Hängematten oder auch Hammock vermitteln den absoluten Feriengenuss beim Biwakieren. Mit doppeltem Boden inklusive Matteneinschubfach sorgen sie nicht nur für mehr Komfort, sondern auch für den Schutz vor Moskitos. Ein zusätzliches Moskitonetz auf der Oberseite sorgt für den Rundum-Insektenschutz. Allerdings braucht es für die Hängematten immer auch geeignete Möglichkeiten für die Aufhängung.
- Vorteile: leicht, Liegekomfort, Schutz vor Insekten
- Nachteile: umständlich im Aufbau, keinen Rundum-Schutz, nicht überall verwendbar
- Produktempfehlung: Scout Hammock Combi von Exped, Travel Hammock von Exped
Die gesetzlichen Bestimmungen zu Wildcampen
In der Schweiz ist die rechtliche Lage für Wildcampen nicht einheitlich geregelt. Zwar sind Wald und Weide für jeden zugänglich (Art. 699 Abs. 1 ZGB), aber je nach Kanton und Gemeinde gelten unterschiedliche Einschränkungen. Eines ist schweizweit aber einheitlich: Campieren ist ausdrücklich verboten in Nationalparks, eidgenössischen Jagdbanngebiete (Wildtierschutzgebiete), Naturschutzgebiete und Wildruhezonen (während der Schutzzeit).
Diese Regeln gelten sowohl fürs Campen als auch für Biwakieren. Bei Letzterem ist es allerdings etwas unproblematischer. Denn Notbiwaks sind grundsätzlich immer erlaubt. Am besten jedoch oberhalb der Baumgrenze, wo keine Schutzgebiete mehr vorhanden sind. Einen guten Überblick über rücksichtsvolles Übernachten in der freien Natur bietet die SAC-Broschüre «Campieren und Biwakieren».
Egal wo du campierst oder biwakierst, ein paar Grundregeln und den Verhaltenskodex solltest du immer beachten (Quelle SAC):
- Tipp: Beachte Informationstafeln vor Ort. Übernachte nicht zu nahe bei Hütten. Falls du doch in der Nähe einer Hütte übernachten möchtest, so kontaktiere das Hüttenteam und schlage ihm eine Entschädigung für die Benutzung der Toilette vor oder konsumiere etwas in der Hütte. Damit schonst du die Umwelt und schaffst Akzeptanz.
- Sicherheit: Ist mein Standort sicher vor Blitzeinschlägen, Steinschlag, Lawinen oder Hochwasser? Flüsse und Bäche können auch bei schönem Wetter plötzlich anschwellen (durch Starkniederschläge im Einzugsgebiet oder den Betrieb von Wasserkraftanlagen). Halte im Zweifelsfall einen Sicherheitsabstand zu Fliessgewässern ein. Benutze bestehende Feuerstellen, vermeide Feuerschäden und beachte unbedingt Feuerverbote.
- Rücksicht nehmen: Vermeide grössere Aktivitäten und Lärm, vor allem in der Dämmerung, weil zu dieser Zeit viele Wildtiere aktiv sind. Lasse Esswaren und Essensreste nicht offen herumliegen, damit keine Tiere angelockt werden. Wähle für die Notdurft einen Platz abseits von Gewässern, verwende Toilettenpapier (Taschen- oder Feuchttücher verrotten nur sehr langsam) und vergrabe oder decke die Exkremente und das Papier zu. Erledige den Abwasch mit biologisch abbaubaren Spülmitteln an einem Ort, an dem das Abwasser ebenfalls nicht direkt in ein Gewässer gelangen kann. Nimm sämtlichen Abfall wieder mit.
Wo ist wild campen in Europa erlaubt?
Auch in Europa gibt es von Land zu Land andere Bestimmungen. Grundsätzlich gilt immer: Ist Wildcamping nicht ausdrücklich erlaubt, ist es meist verboten. Und dies ist in den meisten Fällen der Fall, oder nur unter bestimmten Auflagen erlaubt. Offiziell erlaubt ist Wildcampen in Europa allerdings nur in den wenigsten Ländern. Einen guten Überblick bietet dir unsere interaktive Europakarte zum Thema Wildcampen.
Nützliche Links für deine Tourenplanung:
- Velodach: Übernachte bei gleichgesinnten – kostenlos.
- Nomady: Die Plattform für Wildcamping-Plätze, die privat aber zugänglich sind
Titelbild: Exped
Follow us:
4 Kommentare
2. Juli 2021
Hallo Veloplus-Team
Könntet ihr das Buch „how to shit in the woods“ vom outdoor Verlag noch als Pflichtlektüre für alle mit Wildcampingabsichten aufführen. Ich mein das jetzt nicht motzig oder abschätzig, aber ganz viele wissen dazu wirklich erschreckend wenig. Und wenn man für Wildcamping „Werbung“ macht, gehört dies dazu.
Vielen Dank und liebe Grüsse
Martina
6. Juli 2021
Wo kann man den Kommentar von Martina liken, ich sehe keinen Knopf dafür? Fettes Double Like von mir 🙂
6. Juli 2021
bin ich voll bei dir Martina, habe ich vermisst bei eurer Blog. jeder will frei campen, und nun noch viel mehr Leute. darum um so wichtiger dass es allen bewusst ist, was kann ich da machen.
schade gibts das Buch nicht auf D.
7. Juli 2021
Wir sind regelmässig mit Velo für ein bis drei Wochen in der Schweiz und verschiedenen Ländern unterwegs. Oft müssen wir wild campen, denn in vielen Ländern sind die Campingplätze im Frühling noch nicht offen oder wir erreichen keinen Campingplatz. Unsere Vorgehen zum Wildcampen sind dann:
– der Platz sollte von Häusern und Strassen nicht einsichtig sein
– keine bewirtschafteten Flächen nutzen, sondern an Waldrändern, bei Hecken, in Waldlichtungen, an Ufern usw.
– spät aufstellen und früh aufbrechen
– nichts hinterlassen und fremden Güsel mitnehmen