Die epische Veloreise durch die Alpen

Epic Alps. So nennt Veloplus-Verkaufsberater Tyler Haab seine bisher grösste Radreise: 14 Tage, 21 Pässe, 4 Länder und über 2291Kilometer und über 37 340 Höhenmeter. Ein unglaubliches Veloabenteuer mit Höhen und Tiefen.

Tyler Haab lebt für seine Passion – das Fahrrad. Sein Lieblingsterrain? Der Asphalt. Auf dem Rennrad ist er zuhause. Und so war es für ihn schon lange klar, wie er seine zweiwöchigen Ferien verbringen wird. In Meilen startete seine Reise, von dort ging es zuerst bis nach Nizza ans Meer, dann entlang der Küste nach Italien, weiter Richtung Österreich über die Dolomiten und dann zurück nach Meilen. Sportlich und mental eine unfassbare Leistung. Doch was treibt ihn an?

«Bereits letztes Jahr war ich auf einer 11-tägigen Veloreise mit dem Rennrad in Österreich. Die Landschaft, die Berge und Pässe sowie die Erfahrung bis ans eigene Limit zu kommen, haben mich geprägt. Das wollte ich wieder erleben», erzählt Tyler.

Als er damals von seinem Veloabenteuer zurück kam stand für ihn fest: nach der Reise ist vor der Reise. So begann die Planung für sein Projekt «Epic Alps». Und weil er schon immer Mal die grossen Pässe Frankreichs, auf denen auch die Tour de France stattfindet, befahren wollte, war die Streckenführung eigentlich schon früh gegeben. Da für ihn aber klar war, dass er auch nochmals zu den Dolomiten zurückkehren wollte, entstand in der Planung eine Velorundreise, die ihn von der Schweiz aus über 21 Pässe durch Frankreich, Italien und Österreich führen sollte.


Die Reise

Zwei Kilometer im Schnee – von Meilen nach Nizza

Gleich die ersten vier Tagesetappen sollten der schwierigste Abschnitt seiner ganzen Reise sein. Die berüchtigten hohen Pässe Frankreichs verlangten ihm alles ab. Auf dreien der Pässe lag sogar noch so viel Schnee, so dass er teilweise nur noch zu Fuss weiterkam. Beispielsweise auf der Passhöhe beim Col du Galibier musste Tyler über eine Strecke von fast 2 Kilometern sein Fahrrad durch den Schnee tragen. Bei jedem Pass wusste er aber genau, dass es ganz sicher möglich war durchzukommen. Egal wie.

Entsprechend gross war die Erleichterung aber auch der Stolz, die Französischen Alpen innert nur 4 Tagen durchquert zu haben.

Denn in der Vorbereitungsphase hatte Tyler viel Kontakt zu anderen „Gümmelern“, um zu erfahren, welche Pässe bereits befahrbar sind. Denn auch das ist Teil der Reisevorbereitung für ein solches Projekt. Hinzu kamen dann oft auch noch nasse und kalte Bedingungen, welche die Reise ebenfalls nicht erleichterten. Entsprechend gross war die Erleichterung aber auch der Stolz, die Französischen Alpen innert nur vier Tagen durchquert zu haben. „Nach den ersten vier sehr herausfordernden Tagen war es einer der emotionalsten Momente meiner Reise, als ich in Nizza das Meer erblickt habe“, sagt Tyler. Erschöpft, müde aber auch glücklich begann von Nizza aus der zweite Teil seiner Reise.

Der emotionale Moment, an dem Tyler das Meer erreichte.

Hitze und Gegenwind – von Nizza nach Rapallo

Nun gings weiter von Nizza der Küste entlang nach Rapallo in Italien. An Tag 6 legte Tyler rund 180 Kilometer zurück. Und auch wenn mit den Französischen Alpen der erste grosse Meilenstein überwunden war und in diesem Abschnitt entlang der Küste nur wenig Höhenmeter zu überwinden waren, wurde es zu einer grossen körperlichen und mentalen Herausforderung.

Nicht die Höhenmeter, sondern die Hitze, die Schmerzen der vergangenen Tage und ein extremer Gegenwind, mit dem er nicht gerechnet hatte. So kam er teilweise nur auf eine Geschwindigkeit von 22 km/h statt den 30 bis 35 mit denen er gerechnet hatte. Der Tag verging langsam und hinzu kamen auch mentale Probleme mit der Aussicht auf den bevorstehenden siebten Tag, der von der Strecke noch viel herausfordernder sein sollte. In Rapallo angekommen, kam die Ruhe vor dem Sturm, seiner längsten Tagesetappe in den 14 Tagen.

Die Queenstage – von Rapallo bis zum Garda See

1 Tag, über 10 Stunden Fahrt, 260 Kilometer und 2730 Höhenmeter. Am siebten von 14 Tagen erreichte Tyler seinen leistungsmässigen Höhepunkt seiner Tour. Oder wie er es nennt „die Queenstage“. In einem Tag durchquerte er somit fast ganz Italien von West nach Ost. Nach zwei Anstiegen zu Beginn des Tages führte sein Weg durch die Po-Ebene. Die schier endlosen, geraden Strassenabschnitte ohne grosse Abwechslung werden zu einer mentalen Gedulds- und Ausdauerprobe. Am Abend nach dieser kräftezehrenden Fahrt, belohnte sich Tyler mit zwei Pizzas zum Abendessen.

Vertrautes Terrain – vom Gardasee über die Dolomiten zurück nach Hause

Vom Gardasee aus nähert sich Tyler einem vertrauten Terrain, den Dolomiten. In den Dolomiten hat Tyler seine 11-tägige Rennradtour ein Jahr zuvor durchgeführt. Und diese war auch der Ursprung seiner diesjährigen Tour. Die Dolomiten haben Tyler verzaubert und er wusste, dass er hierher zurückkehren wird. Und so war es ein grosser Moment, als er nach all den neuen Eindrücken, Erfahrungen und Leistungen der letzten Tage die ihm so vertrauten Dolomiten erreicht hatte.

Nach den Dolomiten gings zurück in Richtung Schweiz. Auf der Heimreise kam es noch zu einem „Grande Finale“, das es in sich hatte. Auf den letzten drei Etappen, alle um die 200 Kilometer lang, kam er über den Jaufenpass, das Timmelsjoch, das berühmte Stilfserjoch (Passo dello Stelvio), den Ofenpass und den Albulapass.

„Das grösste Highlight auf der Heimreise war für mich auf dem Stelvio. Ich finde wenn man zurück in die Schweiz fährt sollte man immer einen berühmten Pass befahren. Letztes Jahr bin ich ebenfalls via Stelvio zurück in die Schweiz gefahren. Das wollte ich dieses Jahr auch so machen“, sagt Tyler.

Tyler fragte sich auf der letzten Etappe oft, wie die Rückkehr nach Meilen sein würde. „Ich wusste nicht, ob es mich emotional berühren wird oder nicht.“ Im Endeffekt sei er körperlich wohl schlicht zu müde und zu erschöpft gewesen, um zu begreifen, was er in den letzten 14 Tage durchlebt hat. „Richtig emotional wurde es daher erst, als ich meinen Vater wieder in die Arme nehmen konnte, zurück zur Arbeit ging und realisierte, was ich in den letzten zwei Wochen erlebt und geleistet habe.“

Die Reise in Zahlen

  • Tage: 14
  • Kilometer: 2291 km
  • Höhenmeter: 37 340
  • Pässe: 21
  • Länder: 4
  • Längste Tagesetappe: 10 Stunden, 260 Kilometer

Schau dir auf Strava die genauen Daten, Zahlen sowie weitere Bilder und alle Angaben zu den einzelnen Tagesetappen der Reise von Tyler an.


Ausrüstung und Vorbereitung

Unterkünfte und Reise

In Zeiten von Corona erfordert ein solch grosses Projekt noch mehr Vorbereitung als sonst. Tyler hat nichts dem Zufall überlassen. Alle seine Unterkünfte und Etappen hat er bereits im Vorfeld geplant und gebucht. Die Etappen waren also nicht zufällig gewählt, sondern führten genau über die Pässe und Wege, die er sehen und vor allem befahren wollte.

Über Strava und Instagram hatte er auch viel Kontakt zu anderen Veloreisenden. Denn man muss auch darüber informiert sein, welche Pässe überhaupt geöffnet sind und wo man durchkommt. Ansonsten könnte man viel Zeit oder sogar einen ganzen Tag verlieren, was den Zeitplan natürlich auf den Kopf stellen würde.

Auch bei den Hotels und Unterkünften musste er alles im Vorfeld abklären. Genau dasselbe auch mit den Reisebestimmungen. Bei seiner Reise durch vier verschiedene Länder mit unterschiedlichen Bestimmungen musste er genau darüber informiert sein, wo welche Bestimmungen und Covid-Massnahmen herrschten, ob und wie eine Durchreise überhaupt möglich war und welche Dokumente er dabeihaben und welche Vorkehrungen er treffen musste. Das schöne an einer Veloreise? Die Fahrt ist gratis, also bleibt mehr Geld für die Unterkunft.

Gepäck und Verpflegung

Tyler liebt das Rennrad, die Geschwindigkeit und die Distanzen. Das sportliche Velofahren ist seine grösste Leidenschaft. So gilt, je leichter das Gepäck desto besser. Eine kleine Rahmen und Oberrohrtasche, eine Lenkertasche sowie eine Satteltasche waren alles, was er auf die 14-tägige Tour mitgenommen hat. Sein Lieblingsprodukt auf der Reise waren die „Voile-Veloplus Straps“ mit denen er seine Lenkertasche perfekt fixiert am Lenker anbinden konnte.

Sein Trikot und die Sportkleidung hat er unterwegs an den Abenden gewaschen, und die „Alltagskleidung“ trug er nur Abends nach dem Duschen womit er dies in den zwei Wochen auch nicht zwingend waschen musste. Wichtig ist natürlich auch Ersatzteile für das Fahrrad. So hatte er beispielsweise immer zwei Schläuche dabei. In den 14 Tagen seiner Reise hatte er zwei Mal einen Plattfuss und musste einen Schlauch wechseln. Ebenfalls dabei war eine kleine Kamera für die Fotos seiner Reise.

Viele Tankstellen-Shops unterwegs waren geschlossen. Dafür fand Tyler einen guten Wurststand.

Die wichtigste Verpflegung unterwegs war Wasser. Aber auch Coca Cola gabs hin und wieder um den Zuckerspiegel hochzuhalten. Zu Beginn der Reise hatte er zudem noch ein paar Riegels und Gels als Sofortnahrung für unterwegs eingepackt. Nach vier Tagen war dieser Vorrat dann aber aufgebraucht. Ab dann hat sich Tyler alternativ verpflegt. „Ich muss ehrlich zugeben, dass ich auf dieser Tour nicht oft für die Verpflegung angehalten habe, da viele Tankstellen-Shops in Frankreich und Italien geschlossen waren. In Frankreich habe ich mir aber natürlich ab und zu bei einer Bäckerei ein gutes Croissant gegönnt.“ sagt Tyler schmunzelnd.

Für die Zukunft hat er bereits weitere Pläne für Rennvelo-Reisen im Auge. Ein Ziel von ihm ist eine 24-Stunden Radfahrt durch die ganze Schweiz ohne Support. Wir sind gespannt auf zukünftige Stories!

Packliste

Velobekleidung

  • Cycling Cap
  • Halsschlauch
  • Baselayer
  • Trikot
  • Weste
  • Ärmling
  • Knieling
  • Regenjacke
  • Bib shorts
  • Socken
  • Handschuhe
  • Überschuhe
  • Helm
  • Brille
  • Schuhe

Kleider

  • T-Shirt
  • T-Shirt Langarm
  • Unterhose
  • Shorts
  • Socken
  • Kompressionssocken
  • Finken
  • Badehose

Hygieneartikel

  • Zahnbürste
  • Zahnpaste
  • Feuchtigkeitscreme
  • Rasierer
  • Rasierschaum
  • Sonnencreme
  • Kamm
  • Sitzcreme
  • Repaircreme
  • Shampoo
  • Desinfektionsmittel
  • Deo
  • Masken

Elektronik

  • Apple-Ladekabel
  • USB-Ladekabel
  • Powerbank
  • Kopfhörer
  • SD-Karten Adapter
  • Kamera
  • Pulsgurt
  • Garmin
  • Iphone

Veloausrüstung

  • Ersatzschlauch 2x
  • Multitool
  • Ersatzakuus für Schaltung
  • Minipumpe
  • Frontlampe
  • Rücklampe
  • Leichtes Veloschloss
  • Riegel/Gels

TYLER HAAB (24)

Bei Veloplus seit:
Dezember 2018
Arbeitsort:
Veloplus-Laden Wetzikon
Funktion:
Verkaufsberater
Lieblingsroute Rennvelo:
Meilen – Glarus – Klausenpass – Ibergeregg – Zürich – Meilen
Lieblingsroute Bike:
Finale & Massa Marittima
So viele Velo besitze ich:
1 Rennvelo und 1 MTB-Fully
Lieblingsprodukt aus dem Veloplus-Sortiment:
Mikro H2O Satteltasche
Lieblingsessen nach einer Tour:
Pasta mit viel Gemüse und Fleisch
Lieblingsgetränk nach einer Tour:
Frische Milch mit Ovo

4 Kommentare

Didi Haab
1. Juli 2021

big congrats again – sohnemann!!!

bin mächtig stolz auf dich und deine leistung. schön zu sehen, wie gross deine leidenschaft für das fahrradfahren ist! freue mich auf unsere bikeferien im herbst in massa 🙂

paps

PS: toller blog beitrag!

Andreas Arnheiter
5. Juli 2021

Hallo, welche Reifen hattest du auf dem Rennvelo? Und welchen Gps?

Lg, Andreas

    Veloplus – Roger Züger
    6. Juli 2021

    Hallo Andreas
    Ich habe mir vor der Reise einen frischen Satz Continental 5000 montiert. Jedoch empfehle ich einen Reifen der ein wenig mehr Pannensicherheit bieten kann, beispielsweise den 4-Season von Continental. Bei dem GPS-Gerät nutze ich das Garmin 1030. Ich schätze das grosse Display sehr, um mich möglichst rasch und unkompliziert navigieren zu lassen. Vor der Reise habe ich alle meine Etappen via PC auf das Gerät hochgeladen.
    Sportliche Grüsse, Tyler

Thomas Myerscough
17. April 2022

Great job – thinking of doing a repeat of your trip this Summer. Any advice for me? What was your inspiration for creating the route. Looks like you’ve got some good sections from the Giro and Tour de France.

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