Testbericht: Die smarte Sportbrille EVAD-1 von Julbo

Der französische Brillenspezialist Julbo hat jüngst seine erste vernetzte Sportbrille auf den Markt gebracht: die Evad-1. Zwei Veloplus-Mitarbeitende haben die Innovation getestet und berichten ausführlich über ihre Erfahrungen.

Im vergangenen Herbst haben wir die brandneue Evad-1 von Julbo vorgestellt und geschrieben: «Es ist die Revolution auf dem Markt der Sportbrillen – und das neue Leuchtturmobjekt des Sportbrillenspezialists Julbo, dem vor über 130 Jahren gegründeten Unternehmens. Die Evad-1 ist mehr als eine Sportbrille, sie ist die erste Smart-Sportbrille ihrer Art. Denn mit ihr lassen sich Live-Daten in Echtzeit direkt im Sichtfeld einblenden. So können beispielsweise Leistungsdaten wie Herzfrequenz, Momentan- und Durchschnittsgeschwindigkeit, Distanz, Höhenmeter oder etwa eine Stoppuhr direkt in die Gläser projiziert werden.»

Veloplus hatte die Brille als einer von nur drei Schweizer Händlern in geringen Beständen im Angebot. Inzwischen ist die Evad-1 in allen grossen Veloplus-Läden sowie im Onlineshop verfügbar. Die beiden Veloplus-Mitarbeitenden Rebekka Löw und Björn Gisler haben die Brille ausführlich getestet und geben einen Einblick, wie einfach die Handhabung der interaktiven Sportbrille ist.

Wie war euer erster Eindruck der Evad-1 von Julbo?

Rebekka: Ich habe die smarte Evad-1 als Testbrille direkt von Julbo erhalten. Ich war erstaunt, wie leicht die Brille ist: nur 35 Gramm! Dazu gab es einen zweiten Nasensteg, Putzstäbchen, Aufladekabel, Brillenband und die Bedienungsanleitung. Die Anleitung ist super kurz und verständlich, so dass es keine Schwierigkeiten gab beim Befolgen der Schritte.

Björn: Als ich die Testbrille erstmals in den Händen hielt, machte diese einen wuchtigen Eindruck. Sobald ich die Brille aber aufgesetzt habe, war davon nichts mehr zu spüren. Sie fühlte sich leicht und gut sitzend an.

Wie wird die Evad-1 eingerichtet?

Rebekka: Als Erstes braucht man die ActiveLook®-App auf dem Smartphone, die wie üblich heruntergeladen wird. Die App ist übersichtlich und einfach aufgebaut. Es gibt die Wahl zwischen Running, Cycling und Multisport. Das Verbinden der Brille funktionierte bei mir auf Anhieb. Vier Anzeigen, die jeweils drei Daten übereinander darstellen, sind ersichtlich. Diese können nach den eigenen Bedürfnissen angeordnet und dann auf den Brillengläsern angezeigt werden.

Björn: Diese Erfahrung teile ich. Die einzige Herausforderung, die ich zu bewältigen hatte: In der App können die Sprachen Englisch, Französisch und Polnisch eingestellt werden. Deutsch ist leider nicht vorhanden. Doch die App ist einfach und übersichtlich aufgebaut, daher war es schlussendlich keine wirkliche Herausforderung.

Veloplus-Beraterin Rebekka Löw hat die Evad-1 ausführlich getestet und ist von der Smartbrille begeistert.

Wie gut sitzt die Evad-1 auf dem Gesicht?

Björn: Falls die Brille nicht optimal auf dem Nasenrücken sitzen sollte, verschafft der mitgelieferte, etwas breitere Nasenbügel Abhilfe. Diesen habe ich auch verwendet. Allerdings habe ich den Nasenbügel nach der ersten Tour erneut gewechselt, weil ich das Gefühl hatte, dass die Brille leicht nach unten rutscht. Danach hatte ich keine Probleme mehr. Ebenfalls können die Brillenbügel angepasst werden, damit die Brille optimal passt.

Rebekka: Genau, die Evad lässt sich dank des zusätzlichen Nasenbügels und der Brillenbügel gut anpassen. Allerdings passt sie trotzdem nicht perfekt auf mein schmales Gesicht. 

Auch Björn Gisler, Berater im Veloplus-Laden Emmenbrücke, sieht grosses Potenzial von interaktiven Sportbrillen.

Wie war das Fahrgefühl mit der Evad-1?

Björn: Der wuchtige erste Eindruck löste sich in Luft auf. Und die Sportbrille fühlte sich auch nicht schwerer an als andere Brillen. Das Sichtfeld war gut, wenn ich jedoch an das grosse Nasenteil dachte, so sah ich es auch – was mich aber nicht weiter störte. Ein grosses Plus ist das Reactivglas, welches die Tönung der Umgebungshelligkeit sehr gut anpasst. Die Anzeige ist übrigens super lesbar, aber dennoch nicht zu aufdringlich.

Rebekka: Das Gefühl war toll. Die Daten direkt im Sichtfeld zu haben ist super. Laut Julbo soll es möglich sein, die Position der Anzeige zu ändern. Ich sah jedoch keinen Unterschied, egal wie stark ich die Anzeige geschoben habe. Wahrscheinlich liegt das an meiner Fehlsichtigkeit, denn mein Partner sah die Positionsänderungen der Daten sofort: links, rechts, rauf und runter. Die Projektions-Grundposition der einseitig projizierten Anzeige der Evad-1 ist mittig zentriert. Ich kann die Anzeige problemlos ausblenden und nur wenn ich möchte fokussiere ich, um die gewünschten Daten zu sehen. Entsprechend ist die Anzeige im Strassenverkehr weder störend noch ablenkend.

Wie werden bei der Evad-1 weitere Sensoren oder Daten hinzugefügt?

Rebekka: Das funktioniert sehr einfach. Ich habe meine Garmin-Geräte mit der Brille verbunden, mittels ActiveLook®-App. Zum Beispiel habe ich meine dynamischen Vector 3-Pedalen hinzugefügt. So hatte ich nach wenigen Sekunden nebst Geschwindigkeit und Distanz auch Trittfrequenz und Wattangaben auf die Brillengläser projiziert.

Björn: Weitere Geräte können einfach per Bluetooth gekoppelt werden. Leider ist mein Brustgurt mit Pulsmessung ohne Bluetooth, somit konnte ich diesen nicht verbinden.

Rebekka: Genau, den Puls wollte ich auch im Sichtfeld anzeigen. Ich habe zwar keinen Brustgurt, dafür eine Fēnix 6 GPS-Uhr von Garmin, mit der ich den Puls messen kann. Damit diese von der App als Sensor gefunden werden kann, musste ich die Uhr in den Einstellungen auf «Herzfrequenz senden» umstellen. Somit konnte ich in der ActiveLook®-App auch die Fēnix 6 hinzufügen und mir alle Angaben in der Brille anzeigen lassen, die ich wollte: Zeit, Geschwindigkeit, Distanz, Höhenmeter, Trittfrequenz, Watt und Puls.

Konntet ihr die Daten während Touren aufzeichnen und später analysieren?

Rebekka: Ja, aber das Aufzeichnen mit der Smartphone-App braucht wie immer viel mobile Daten und Akku. Und ich wollte meinen Smartphone Akku lieber schonen, um Fotos zu machen oder um für einen Notfall gerüstet zu sein. Aus diesem Grund besitze ich ein GPS-Gerät fürs Velo, mit dem ich aufzeichne. So habe ich die Evad-1 mit meinem GPS verbunden. Dafür habe ich mir im Garmin Connect IQ™-Store die ActiveLook®-App für das Edge 530 heruntergeladen. Das könnte ich auch für die Garmin-Uhr machen, wenn ich mit dieser aufzeichnen wollte. Will ich aber nicht. Die Verbindung über das GPS funktionierte sehr gut. Nur fehlte mir nun die Watt-Anzeige. Die Vector-Pedale habe ich natürlich mit dem GPS verbunden. Aber in der ActiveLook®-Ansicht auf dem GPS habe ich nur Geschwindigkeit, Durchschnittsgeschwindigkeit, Distanz, Höhenmeter und Herzfrequenz. Entsprechend sind auch nur diese Anzeigen auf den Brillengläsern sichtbar. Ich konnte auch nicht aus dieser Ansicht austreten, um zum Beispiel in die Kartenansicht zu wechseln. Auf Nachfrage habe ich erfahren, dass diese Schnittstelle zwischen Garmin-Geräten und der Smart-Brille noch nicht vorhanden ist.

Björn: Toll ist, dass die App auf dem Smartphone über zwei Stunden pausieren und dann weiter aufzeichnen kann. Nach einer Mountainbike-Tour habe ich die Aufzeichnung gestoppt und analysiert. Die Distanz stimmte, jedoch fand ich die Höhenmeterangabe etwas zu viel. Da es bei der graphischen Darstellung einen starken Ausschlag nach unten hatte, welcher wieder auf die vorherige Höhe steigt, glaube ich, dass etwas nicht gestimmt hat. Auf meiner GPS-Uhr waren 20 Prozent weniger Höhenmeter, was nach meiner Berechnung etwa hinkam. Eventuell lag es daran, dass ich unterwegs eine lange Pause gemacht habe. Nach einer Rennvelotour stimmten die Daten auf alle Fälle.

Wie gut ist die Bedienung der Evad-1 während der Fahrt?

Björn: Die Bedienung mit einem Handzeichen über den linken Brillenbügel ist ungewohnt und am Anfang nicht so einfach. Nach der ersten kurzen Testphase war ich noch nicht Herr über das Gadget. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mit mehrmaligem Gebrauch immer besser wird und der Automatismus schnell vorhanden ist. Das Abschalten der Anzeigefelder funktionierte ebenfalls sehr gut und ist ein tolles Feature. So konnte ich gemütliche Ausfahrten geniessen, ohne ständig die Geschwindigkeit im Visier zu haben.  

Habt ihr auch versucht, die Tour-Daten auf weiteren Plattformen zu teilen?

Rebekka: Ja, das habe ich. Die Aufzeichnungen, die ich mit der ActiveLook®-App gemacht habe, wollte ich auf Strava hochladen, um die Ausfahrt mit meinen Freunden teilen zu können. Das funktionierte, auch wenn Strava die ActiveLook®-App (noch) nicht unterstützt. Dafür musste ich die Aufzeichnung zuerst auf meine Garmin Connect-App exportieren, von wo ich sie auf Strava teilen konnte.

Björn Gisler hat die smarte Evad-1 auf dem Rennvelo wie auch auf dem MTB getestet und sagt: „Die Evad-1 ist für beide Bereiche bestens geeignet.“

Euer Testfazit zur Evad-1 von Julbo?

Björn: Die Brille ist ein super Gadget. Es zeigt für meine Bedürfnisse die richtigen Daten an und zeichnet alles Nötige auf. Auch ist der Tragkomfort gut und man kann die Brille nach seinem Gefühl anpassen. Die Elektronik stört in kleinster Weise. Das Datenfeld ist an einer guten Position und kann auch abgeschaltet werden. Weiter ist es schön, dass mein Aerolenker kein GPS draufhat und somit «aufgeräumt» daher rollt. Für Velofahrende, die sich eine Navigationskarte benötigen oder wünschen, ist die Evad aber (noch) nicht der Ersatz für das GPS-Gerät. Aber ich denke, dass Julbo die Software noch weiter ausbaut und in Zukunft noch mehr über die Brille angezeigt werden kann. Auf jeden Fall ist die Evad-1 aber ein großartiges, spannendes und zukunftsweisendes Produkt.

Rebekka: Mit der Brille und der Konnektivität kam ich sehr gut zurecht. Das ganze System ist intuitiv und schlicht aufgebaut. Die Smartbrille ist ein super Produkt für ambitioniertere Sportler und Sportlerinnen oder jene, die es werden wollen. Denn mit der Evad-1 hat man die Leistungsdaten stets im Sichtfeld. Schade ist, dass noch nicht alle Schnittstellen vorhanden sind. Ich bin gespannt, wie sich die Sportbrillen künftig entwickeln werden – Julbo hat auf jeden Fall eine erste Benchmark gesetzt.

1 Kommentar

Remo Viscardi
4. Juni 2021

Cooles Gadget – aber was mache ich als kurzsichtiger Brillenträger? Gibt es eine Möglichkeit die Evad auch mit korrigierten Gläsern zu bekommen?

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