Rundum geschützt: Die B’Safe-Airbag-Veloweste im Test

Velofahrende leben auf Schweizer Strassen nicht ungefährlich. Mit der B’Safe-Airbag-Weste fürs Fahrrad können sich jedoch auch Velofahrende etwas sicherer im Stadtverkehr bewegen. Eine ausgeklügelte Technologie machts möglich. Ein Testbericht.

Dies ist ein Testbericht über die B’Safe-Airbag-Weste, getestet und geschrieben von Cornelia Bisch, Veloplus-Kundin aus der Zentralschweiz. Das Produkt führt Veloplus aktuell nicht im Sortiment. Am Ende des Testsberichts wollen wir in einer Umfrage wissen, ob die Nachfrage für eine solche oder ähnliche Weste vorhanden ist. Deine Meinung zählt!

Jüngst habe ich gelesen, dass für Velofahrende die Gefahr, im Alltagsverkehr schwer oder gar tödlich verletzt zu werden, fast zehnmal höher ist als für Autofahrer. Das gibt mir zu denken. Auf der Suche nach mehr Schutz auf dem Drahtesel begegnet mir die B’Safe-Airbag-Weste. Ihre Kammern auf der Brust, am Rücken und im Nacken füllen sich mit Druckluft, sobald der am Velorahmen montierte Sattel-Sensor eine Unfallsituation erkennt und ein Auslösesignal sendet. Veloplus stellte mir die Weste zu Testzwecken zur Verfügung.

Noch bevor ich jedoch hineinschlüpfe, hält die Weste zwei Überraschungen für mich bereit: Sie ist wesentlich schwerer und mit einem Preis von 800 Franken bedeutend teurer als gedacht. Ich schlucke leer und mache mich erst mal ans Studium der Gebrauchsanweisung. Dabei wird mir klar, dass die ausgefeilte Technik hinter beziehungsweise in der Weste beides – Gewicht und Preis – rechtfertigt. 

Meine Sattelstütze ist zu dünn

Die Gebrauchsanweisung ist klar und verständlich formuliert sowie aufs Wesentliche beschränkt. Der Akku der Crash Detection Unit (CDU) der Weste hat eine Betriebszeit von 25 Stunden und muss – je nach Einsatzdauer – etwa alle ein bis zwei Wochen aufgeladen werden. Geht er zur Neige, blinkt die Diode orange auf und warnt einem damit vor. Die Batterie des Sattel-Sensors ist bereits aufgeladen und hält fünf Jahre lang. Es gibt drei Montagevorrichtungen in verschiedenen Grössen für den Sattel-Sensor, der an der Sattelstütze oder am Velorahmen unterhalb des Sattels befestigt wird. Leider passt keine für meine Stütze, sie sind alle zu gross. Der Sensor muss aber unbedingt fixiert sein, sonst könnte es allenfalls zu einer Fehlauslösung kommen. Ich grabe in der Werkzeugkiste und fördere ein übriges Stück Lenkerband zu Tage, das ich auf die Innenseite der schmalsten Halterung klebe. So klappts, jetzt passt sie perfekt.

Ich probiere die Weste an und stelle fest, dass sie – auf beide Schultern verteilt – gar nicht so schwer wirkt. Ins Gewicht fallen vor allem der Sensor und die Druckluftkartusche, die je in einer Seitentasche untergebracht sind. Seitlich unter den Armen und am Rücken zwischen den Luftkammern besteht die Weste lediglich aus robustem, luftdurchlässigem Netzstoff. Geschlossen wird sie mit einem Reissverschluss, der oben mit einer magnetischen Schutzklappe versiegelt wird. Ich betrachte mich im Spiegel. Nicht übel, konstatiere ich, wenn auch ein bisschen sehr gelb. Das schwarze Modell der B’Safe ist zwar weniger sichtig, aber doch um einiges eleganter. So, Helm auf und los!

Die erste Testfahrt bringt wichtige Erkenntnisse mit sich. // Bilder Matthias Weiss

Ganzjahresfahrer müssen klug wählen

Ein wenig unheimlich ist mir schon auf meiner Jungfernfahrt. Wird der Airbag nun losgehen, sobald ich über einen Naturweg ruckle oder unsanft über einen Randstein rolle? Nichts da. Alles läuft wie gewohnt, und bald würde ich die Weste vergessen, wäre ich nicht am heissesten Tag im Jahr unterwegs. Ehrlich, das Ding heizt trotz der luftigen Zwischenteile ganz schön ein. Aber da es relativ locker sitzt, halte ich es aus. Allerdings drängt sich mir nun die Frage auf, welche Grösse ein Ganzjahresfahrer wählen sollte. Denn im Winter muss mehr Kleidung darunter passen, ohne dass die Weste allzu eng anliegt. Darüber dürfe man keine Kleider tragen, gibt die Gebrauchsanweisung zu verstehen, lediglich ein leichter Rucksack sei erlaubt. Die wärmenden Eigenschaften der B’Safe kommen einem im Winter freilich zu Gute. Aber reicht das aus? Allenfalls müsste die Wintergarderobe mit zusätzlichen Armlingen ergänzt werden. Beim Kauf der Weste sollte man unbedingt sämtliche saisonalen Kleidervarianten mitbringen, um die richtige Grösse wählen zu können.

Der Ernstfall im Test

Um den Ernstfall erleben zu können ohne einen Hollywood-Stunt hinlegen zu müssen, vermittelt mir Veloplus einen Techniker, der zum Fototermin erscheint und mit einer Fernbedienung den Mechanismus auslöst. Beide Männer – Techniker und Fotograf – stehen vor mir wie die Jungs vor dem Weihnachtsbaum mit erwartungsvoller, sensationshungriger Mine. Zum Glück geht alles blitzschnell. Es gibt einen ordentlichen Knall, etwa vergleichbar mit einem Knallkörper – auch geruchstechnisch –, ich verspüre einen leichten Druck und sehe schlagartig aus wie ein Michelin-Männchen. Die Geschwindigkeit des Vorgangs von nur Sekundenbruchteilen ist verblüffend. Aber nur so macht die Sache schliesslich Sinn, denn bei einem Sturz muss die Weste ja vor dem Aufprall vollständig aufgeblasen sein. Den Knall dürfte man in einer solchen Schreck-Situation kaum wahrnehmen. Eine permanent piepende und orange blinkende Diode kann mit den obligaten drei Drückern, die auch zum Ein- und Ausschalten der CDU nötig sind, zum Schweigen gebracht werden. Innert weniger Minuten ist die Luft wieder aus den Kammern entwichen. Nun muss nur noch die Druckluftkartusche ausgetauscht werden und die Weste ist wieder einsatzbereit.

Die Hygiene lässt zu wünschen übrig

Leider lässt sich die Weste nicht waschen, nur feucht abreiben. Da vor allem sommers darin mehr geschwitzt wird als üblich, ist das ein nicht unbedeutender Nachteil. Sprays fürs Auffrischen oder Desinfizieren von Textilien helfen gegen üble Gerüche. Dennoch wird die Ansehnlichkeit des blendenden Neongelbs mit der Zeit wohl unweigerlich leiden. Hier bringt wiederum das schwarze Modell Vorteile mit sich.

Die B’Safe Airbag-Weste hat definitiv eine potenziell lebensrettende Wirkung. Ihre Wartung ist total unkompliziert. Sie täglich zu tragen, ist nicht immer angenehm, aber durchaus zumutbar, und – wie vieles im Leben – letztlich eine Frage der Disziplin und Gewöhnung.  

18 Kommentare

Matts
7. Mai 2021

Adapter am Velo? Mit MTB, Rennvelo, Alltagsvelo, Tourenvelo, e-Bike kommen da doch ein paar zusammen und dann noch ab und zu mit Tandem oder sonstigen fremden Velos unterwegs.

Heinz Gadient
7. Mai 2021

Vollkommener Quatsch. Nicht die VelofahreInnen müssen sich panzern um schlussendlich mit halben Ritterrüstungen unterwegs zu sein. Es braucht eine konsequente Trennung von motorisiertem und nichtmotorisiertem Verkehr. Wäre das bewerkstelligt, bräuchte ich nicht mal einen Helm. Die 45kmh Elektrofahrer die teilweise unterwegs sind wie durchgedrehte Gorillas, gehören selbstverständlich zum motorisierten Verkehr.

    Veloplus – Béla Brenn
    7. Mai 2021

    Guten Tag Heinz
    Du hast absolut Recht, dass die konsequente Verkehrstrennung von Fahrrädern und Autos/Motorfahrzeugen das oberste Ziel sein muss. Und wir setzen uns auch konsequent für velofördernde Projekte und mehr sichere Velowege ein. Bis dahin ist es jedoch noch ein langer Weg und man muss sich Schritt für Schritt an den Infrastrukturwandel hinarbeiten. In der Zwischenzeit jedoch braucht es jedoch auch Massnahmen die ebenfalls zu mehr Sicherheit im Strassenverkehr bzw. weniger schweren Unfällen führen. Ein solches Airbag ist natürlich nicht die einzige Lösung, aber es ist zumindest eine interessante Innovation.
    Freundliche Grüsse, dein Veloplus-Team

Peter Egloff
7. Mai 2021

Die Weste schützt zwar den Körper, der Kopf knallt jedoch beim Aufprall (siehe Video) voll die Kühlerhaube resp. den Prellbock. Ein Airbac für den Kopf-Hals (Genick) könnte in einem Helm Sinn machen.
Gruss Peter

Drahomira Lukacovic
7. Mai 2021

Eigentlich eine gute Sache, nur….wenn ich einen Velounfall habe, dann bleibt mein Oberkörper meistens heil, Beine dagegen bekommen/bekamen immer sehr viel ab. Mir brächte das also nichts. Es brächte nur was, wenn es dazu auch eine Art „Sicherheitshose“ oder sogar einen Overall gäbe. Aber der Preis ist ganz schön happig.

    Veloplus – Béla Brenn
    7. Mai 2021

    Hallo Drahomira
    Vielen Dank für deinen Kommentar und den spannenden Vorschlag. Du hast Recht, dass oft auch die Beine bei Velo-Unfällen betroffen sind. Da lohnt es sich sicher, dass man sich darüber Gedanken macht. Und ja ein solches Airbag ist sicher eher in einem höheren Preissegment. Dies ist jedoch auch so, dass in solchen Airbags auch sehr viel Technologie integriert ist. Wir haben aber auch viele Produkte für mehr Sicherheit, die in tieferen Preissegmenten liegen.
    Freundliche Grüsse, dein Veloplus-Team

Erwi
7. Mai 2021

Warum in aller Welt gibt es immer noch schwarze Bike-Kleider ?
Es ist vielleicht chic, aber einer guten Sichtbarkeit ist es überhaupt nicht zuträglich.
Es gibt doch noch zig andere Farben !

Daniel Heusser
9. Mai 2021

Das finde ich super. Fahre auch noch Töff, und das seit Jahren nur mit Airbag. Zweimal gestürzt, beide Male Airbag ausgelöst. Es geht doch nicht nur immer um die bösen Autofahrer. Man kann auch auf Velowegen, im Wald, bei Downhill usw… schwer stürzen. Nachteile: Das mit dem Schwitzen und der Preis. Aber bedenke: Alles ist günstiger als im Spital zu landen, deshalb würde ich sie kaufen.

Felix Ganter
11. Mai 2021

Ist die Weste denn bereits in Kombination mit dem HÖVDING Airbag getestet worden? Ergänzen sich beide Systeme oder behindern sie sich gegebenenfalls im Nacken-/Halsbereich? Kann man mit dem Hövding Airbag eigentlich einen Helm tragen? Leider gibt es wohl noch keine Hose mit seitlichem Airbag – die hätte ich bei meinem Sturz gebraucht, so hat es leider den Oberschenkelhalsknochen getroffen/gebrochen …

    Veloplus – Roger Züger
    8. Juni 2021

    Hoi Felix
    Nein, uns ist bist dahin noch kein Test in Kombination mit dem Hövding bekannt. Wir können daher keinen Angaben zu gegenseitiger Funktionsbeeinflussung machen.
    Der Hövding ist übrigens ein vollwertiger Helmersatz und kann NICHT in Kombination mit einem Helm getragen werden. Die Funktion (Entfaltung bei Sturz) wäre nicht mehr gewährleistet.
    Beste Grüsse

Marco Boeschenstein
11. Mai 2021

Ich finde es wirklich toll, dass es unterdessen so tolle und technisch ausgereifte Sicherheitswesten für uns Velofahrer gibt…ich kenn persönlich jemanden, der sich beim Sturz nach einer Streifkollision mit einem Autofahrer erheblich verletzt hat…und ich fühle mich unterdessen deutlich wohler auf meinem Velo, wenn ich die Veste und dem Helm trage!!!

Marcel
12. Mai 2021

Ich finde es eine super Sache. Wie ich das verstanden habe dann geht es darum, den Brust, Rücken- und Nackenbereich zu schützen. Eine Arm oder Beinverletzung ist natürlich auch sehr hässlich aber meistens nicht lebensgefährlich. Für mich ist das wichtigste der Schutz des Rückens. Ein Helm muss natürlich auch getragen werden. Ich selbst fahre seit letztem Sommer damit und es stört mich überhaupt nicht. Was die Hygiene angeht ist es so, dass ich dieses Gilet ab und zu mit einem Schwamm und Seifenwasser reinige. Da ich es über der Kleidung trage, wird es auch fast nicht verschwitzt. Der Preis ist für mich völlig in Ordnung, wenn ich daran denke, dass ich in Zürich im Restaurant für einen Liter Hahnenwasser 5.00 -9.00 CHF zahle, dann ist mir meine Leben oder jeden Tag den ich nicht im Spital verbringen muss, dieses Geld x-fach wert. Schlussendlich muss jeder für sich entscheiden. Ich trag eine Airbagweste von Helite beim Motorradfahren und beim Velofahren und jeder der schon mal einen Unfall hatte weiss was es bedeutet verletzt zu werden.

    Veloplus – Béla Brenn
    12. Mai 2021

    Hoi Marcel
    Herzlichen Dank für dein Feedback. Ja du hast absolut Recht. Sicherheit ist sehr wichtig und etwas, auf das man immer aufpassen sollte. Und besser fährt man mit Vorsicht als mit Nachsicht.
    Beste Grüsse, dein Veloplus-Team

Manfred Beck
12. Mai 2021

Nach einem selbstverschuldeten und einem unverschuldeten Unfall mit dem 45er Bike habe ich mich für den Kauf der Weste entschieden. Ich kann die Weste wärmstens weiterempfehlen und wenn man bedenkt für was man sonst alles Geld liegen lässt, ist das für die eigene Sicherheit und Gesundheit eigentlich ein Schnäppchen.

Pia Nussbaumer
13. Mai 2021

Ich fahre seit fast einem Jahr mit der b’safe-Airbagweste von helite. Sie ist komfortabel und angenehm zu tragen. Sogar in der Hitze des letzten Sommers war der Tragekomfort optimal und ich habe sie nicht als störend empfunden.
Letzte Woche war ich ohne Airbagweste in der Stadt unterwegs und habe mich dabei ertappt, wie ich mich unsicherer fühlte. Für mich war der Kauf der Weste gut investiertes Geld. Heutzutage gibt man so viel Geld für Versicherungen aus, weshalb nicht etwas kaufen, das den eigenen Körper direkt schützt, anstatt sich anschliessend mit der Unfallversicherung herumzuschlagen.
Vor Jahren war es undenkbar, dass man zum Velofahren oder Skifahren einen Helm trägt. Heute gehört es einfach dazu und wir schützen automatisch unseren Kopf, weshalb nicht auch den Rücken und den Nacken schützen? Für mich gehört es heute zur Normalität nebst dem Velohelm die Airbagweste anzuziehen.
Ich bin sehr zufrieden mit der b’safe-Weste und kann sie nur wärmsten empfehlen.

Roland Merz
14. Mai 2021

Hallo zusammen, die B’Safe-Airbag-Veloweste von Helite ist für mich der perfekte Schutz. Egal ob ich mit dem Fahrrad täglich zur Arbeit fahre oder mit dem E-Bike auf wunderschönen Wegen die Natur geniesse – die Weste ist immer dabei. Und sie hat mir bei einem Sturz auf einem Trail auch bereits wichtige Dienste geleistet und mich perfekt geschützt. Mit meinen 54 Jahren lande ich nicht mehr so dynamisch auf dem Boden wie in jungen Jahren … smile. Anschliessend musste ich nur die Patrone auswechseln und sofort ist mein „Schutzengel“ wieder perfekt in Funktion. Die Weste kann ich nur weiter empfehlen!

Roland Merz
15. Mai 2021

Hallo zusammen, egal ob mit dem Fahrrad zur Arbeit oder mit dem E-Bike auf einer Tour durch die schöne Schweiz  – die B’safe-Airbagweste von Helite kann ich nur weiterempfehlen! Und sie hat mich bei einem Sturz auf einem Bike-Trail bereits einmal perfekt geschützt. Und danach einfach eine neue Patrone eingesetzt und wieder ist mein neuer „Schutzengel“ voll in Funktion. Für meine Sicherheit ist mir nichts zu teuer!

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