Verkehrskreisel sind Velounfall-Hotspots. Ein Pilotprojekt der Suva soll den Unfällen mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) auf den Grund gehen und Erkenntnisse für Sensibilisierungskampagnen liefern.
Ein Beitrag von Fabian Baumann, Redaktor bei unserem Medienpartner Velojournal.
Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer entdecken das Velo als Fortbewegungsmittel in Alltag und Freizeit. Die Infrastruktur – Velowege und Radstreifen – ist hierzulande aber vielerorts wenig bis gar nicht auf die Bedürfnisse von Velofahrenden ausgerichtet. Das zeigt sich auch anhand der Unfallzahlen. Die Unfallstatistik bewegt sich seit Jahren auf hohem Niveau.
Werden die Unfälle genauer analysiert, so zeigt sich, dass insbesondere in Verkehrskreisels viele Menschen mit Fahrrädern verunfallen. Bei jedem dritten Unfall im Kreisel ist eine Velofahrerin oder ein Velofahrer involviert. Die Radfahrenden tragen aber nur in vier (!) Prozent der Fälle die Schuld am Unfall. Meist werden Personen auf Fahrrädern von Automobilistinnen und Automobilisten aufgrund fehlender Achtsamkeit «übersehen» und umgefahren.
«Wer mit dem Velo in einen Kreisel fährt, begibt sich in eine besondere Dynamik des Strassenverkehrs.»
SUVA
«Wer mit dem Velo in einen Kreisel fährt, begibt sich in eine besondere Dynamik des Strassenverkehrs», schreibt die Unfallversicherung Suva in einer aktuellen Mitteilung. Viele Verkehrsteilnehmende seien sich nicht bewusst, dass ein Velo im Kreisel in der Mitte der Fahrbahn fahren dürfe. Dort sei es für alle Fahrzeuge gut sichtbar, werde kaum mehr übersehen, abgedrängt oder umgefahren.
Pilotprojekt mit künstlicher Intelligenz
Zusammen mit der Stadt Luzern und dem Planungsbüro Swisstraffic lanciert die Suva ein neues Pilotprojekt. An drei verschiedenen Kreiselstandorten in der Stadt Luzern werden von Ende April bis Ende September die Fahrwege der Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer ausgewertet. Laut Mitteilung kommt dabei modernste Technik zum Einsatz. Kameras zeichnen die Fahrwege im Kreisel auf. Gleichzeitig führen die Suva und Luzern in der Stadt und auf Social-Media-Kanälen eine Sensibilisierungskampagne durch. Diese richtet sich sowohl an Velofahrende als auch an Automobilistinnen. Die Botschaft lautet: «Zeig Dich im Kreisel: Velos fahren in der Mitte!»
Nach Abschluss des Pilotprojekts erfolgt die Datenanalyse. Mithilfe einer auf künstlicher Intelligenz basierenden Software versucht ein Expertenteam herauszufinden, ob sich die Wege im Kreisel dank der Kampagne verändert haben. «Im Idealfall lässt sich die gewünschte Verhaltensänderung – mehr korrekte Kreiseldurchfahrten von Velos – an den Aufzeichnungen nachvollziehen. Dann wäre das Ziel erreicht», heisst es bei der Suva. Die Erkenntnisse flössen in zukünftige Präventionsmassnahmen der Versicherung und der Stadt Luzern ein.
13 Kommentare
7. Mai 2021
Eine typisch gefährliche Situation im Kreisel entsteht, abgesehen von nicht gesehen werden, oft wegen des zu schnellen Einfahrens „sportlicher“ Autofahrer in den Kreisel. Es wird fast ungebremst in den Kreisel eingefahren. Als in den Kreisel einfahrender Velofahrer sehe ich den Autofahrer, auf der Einfahrtsspur links von mir, noch vor dem Kreisel fahrend, und fahre in den Kreisel ein, in der Annahme vor ihm im Kreisel zu sein. Ich bin zwar auch vor ihm im Kreisel – fahre aber vielleicht mit 10 km/h in den Kreisel ein, während der Autofahrer mit wesentlich höherer Geschwindigkeit einfährt und mich in eine gefährliche Situation bringt.
Man sollte die Regel einführen, dass spätestens 50 m vor jedem Kreisel die Geschwindigkeit auf 20 km/h gedrosselt werden muss.
7. Mai 2021
Hallo Velo-Team,
Ich bin selbst Opfer eines Velo -Unfalls in einem Kreisel. Am Samstag den 15.09.012 bin ich in dem Kreisel von Schaan kommend in den Kreisel Richtung Buchs Rheinstr. fahrend im Kreisel von einem Auto angefahren worden, und wurde mit einem gebrochenen Bein in das Spital Grabs eingeliefert. Obwohl ich sehr vorsichtig an den Kreisel heran gefahren bin und mich in allen Richtungen abgesichert habe kam es trotzdem zu diesem Unfall weil der Fahrer des Pkw`S mich übersehen hat. Meiner Meinung nach sollte es eine abgegrenzte Fahrbahn für Velofahrer im Kreisel geben, denn es sind ja auch inzwischen nicht nur Alltagsradler, Rennradfahrer und E-Bikes unterwegs. Dieser abgegrenzte Radweg sollte ausserdem farblich gekennzeichnet sein und für die Autofahrer dementsprechend sichtbar sein per Verkehrsschild. Ich lebe zwar wieder in Wilhelmshaven in Norddeutschland ( habe von 2008- 2018 in Buchs CH gelebt) , es ist mir aber ein Anliegen für die VerKehrssicherheit im Kreisel mit beizutragen. Mit freundlichen Grüßen
Michael Gödecken
7. Mai 2021
Für ist am gefährlichsten wenn nach mir ein Motorradfahrer in den Kreisel einfährt denn mehrmals wurde ich schon mich im Kreisel zu überholet. Auch wenn ich mich in der Mitte der Fahrbahn befinde. Auch wurde ich schon beschimpft „weist du was du da machst du must dich nicht wundern wenn du unter die Räder kommst.
7. Mai 2021
Ich stelle beim einfahren in den Kreisel mit dem Fahrrad immer wieder fest, dass Automobilisten mit überhöhtem Tempo, mich als Radfahrer, auch wenn ich in der Strssenmitte fahre, stark gefährden und die Gefahr vom „abschiessen“ besteht.
Herzliche Grüsse Pius Egli
7. Mai 2021
Vor Jahren habe ich mit dem Auto in einem Kreisel einen korrekt fahrenden Velofahrer abgeschossen. Ich „traf“ ihn am Hinterrad – zum Glück hat es ihm nichts getan, ich musste einfach ein neues Hinterrad beschaffen.
Wie kam es dazu:
Starker Regen, Morgen früh, noch finster. Der Velofahrer fuhr rasch (seine Aussage) in den Kreisel ein. Es war viel Verkehr mit vielen blendenden Autoscheinwerfern. Das Velo war mit Licht, Speichen- und anderen Reflektoren bestens ausgestattet. Ich sah trotz gutem Schauen den Velofahrer erst in meinem Scheinwerferlicht beim Stürzen! Ev. war der Velofahrer im Moment meines Schauens exakt hinter der A-Säule versteckt (Windschutzscheibenbegrenzung), oder ich habe ihn wegen der vielen anderen Lichter und Reflexe schlicht übersehen! Der Kreisel war sogar mit orangen Strassenlampen versehen, was noch mehr Reflexe verursachte.
Vorsicht gilt auch für den Velofahrer, er unterliegt immer dem Auto – auch wenn der Fahrer langsam in den Kreisel fährt und kein Rowdy ist – dies gilt besonders bei misslichen Wetter- und Lichtverhältnissen. Auch die stärkste Funzel geht bei den damals herrschenden Verhältnissen unter und Reflektoren bringen nicht mehr viel.
7. Mai 2021
Das Verhalten im Kreisel widerspiegelt die in letzen Jahren stark gestiegene aggressive Fahrweise aller Verkehrsteilnehmer (inkl. Velofahrer). Ich durchfahre täglich vier Kreisel auf einer Hauptverkehrsachse. Mindestens zweimal die Woche muss ich im Kreisel eine Vollbremsung machen, weil einfahrende Fahrzeuge den Vortritt missachten. Jedesmal hoffe ich, dass ich dabei nicht von hinten abgeschossen werde. Die Aussage „nicht gesehen“ lasse ich nicht gelten. Ich fahre seit Jahren auch tagsüber mit Licht. Mein Velo ist sowohl vorne wie hinten mit zusätzlichen Lichtern ausgerüstet. Die Frontbeleuchtung leistet gegen 450 Lumen, was manchen Kleinwagen mit H4-Leuchten alt aussehen lässt. Ein weiteres Problem im Kreisel sind die unzähligen Blinkermuffel, welche unnötige Staus verursachen.
7. Mai 2021
Die grösste Gefahr für mich stellt die grosse Geschwindigkeitsdifferenz dar. Ich versuche daher immer möglichst in der Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs einzufädeln um nicht von hinten umgefahren zu werden. Dann möglichst weit innen zu fahren, um zu allen einbiegenden Autos möglichst viel Distanz zu haben. Das gelingt aber natürlich nur mit einem leichten Rennrad und bei guten Verhältnissen. Kreisel sind für Velos schlicht nicht optimal.
7. Mai 2021
Danke für den Hinweis von Harald Heider, die Autofahrgeschwindigkeit schon vor dem Kreisel stark zu reduzieren.
Bevor ich in einen Kreisel einfahre, beobachte ich dessen Verkehr so früh wie möglich und passe meine Geschwindigkeit entsprechend an. Da finde ich es ziemlich deppet, wenn das Kreiselzentrum so zugebaut ist, dass dies nicht möglich ist.
Die Geschwindigkeit der Velofahrer wird von vielen Autofahrern sehr oft unterschätzt. Im Kreisel fahrend wurde mir schon mehrmals der Vortritt von in den Kreisel einfahrenden Autos abgeschnitten. Einmal hatte ich sehr grosses Glück, dass ich „nur“ schleuderte und nicht stürzte. Der Autofahrer hatte mich zwar gesehen, meine Geschwindigkeit aber total unterschätzt.
Ich fahre, ausser wenn ich sofort die nächste Kreiselausfahrt nehme, mit dem Velo immer in der Strassenmitte. Da hat mich doch tatsächlich ein Autofahrer kurz vor der Einfahrt rechts überholt…
7. Mai 2021
Im Kreisel sollte ein absolutes Überholverbot gelten.
8. Mai 2021
Der Velostreifen sollte vor dem Kreisel in die Mitte der Fahrspur- und um den Kreisel mit Zeichen zu den jeweiligen Ausfahrten geführt werden, um den Veloresistenten Autofahrern zu zeigen, dass es das Recht und für die Unfallfreie Fahrt, die Pflicht ist sich in der Mitte der Spur aufzuhalten.
Ich erlebe zu oft als Autofahrer wie unsichere Radfahrer am rechten Strassenrand schon abgedrängt werden, bevor sie überhaupt im Kreisel sind oder als Velofahrer wie man rechts mit dem nötigen Kommentar oder gehupe überholt wird
Gute Fahrt
Ob mit dem Auto oder Velo
9. Mai 2021
Ich wurde auch schon vor längerer Zeit mit dem Velo zwei mal im Kreisel abgeschossen weil mich der viel zu schnell einfahrende Autofahrer wegen seiner A- Stütze nicht gesehen hatte. Jeder möchte halt so schnell wie möglich durch den Kreisel kommen! Ohne Vorsicht von beiden Seiten geht das nicht! Meine Tochter hat in der Schule bei der Veloprüfung gelernt dass man mit dem Velo ca. zehn Meter vor dem Kreisel (mit Handzeichen) schon in die Mitte der Fahrbahn einspuhren soll und auch im Kreisel bis man mit Handzeichen wieder aus dem Kreisel fährt bleibt, so kann sich der Autofahrer gar nicht vordrängen. Meines Wissens gibt es auch ein Gesetz dass man im Kreisel gar kein Fahrzeug überhohlen darf? Unfallfreie Faht mit Gruss Kurt
9. Mai 2021
Ich pflichte Harald Heider mit der Höchstgeschwindigkeit für die Kreiseleinfahrt von 20 km/h voll zu. Nur sollte dies dann auch sporadisch kontrolliert und Fehlbare ohne wenn und aber gebüsst werden.
Ich bin auch PW- und Velofahrer und kann mit meinen 85 Lebensjahren die zur Diskussion stehenden Situationen recht gut beurteilen!
12. Mai 2021
Ich kann den Kommentaren nur beipflichten: Sehr oft(!) – und in erster Linie schwere SUVs(!)-Kisten – fahren in die Kreisel ein als gäbe es kein Morgen mehr. Das erlebe ich sowohl als Velofahrer als auch als – notabene langjährigen Mitarbeiter im Aussendienst – fast tagtäglich. Ganz nach dem Motto: Der Schwere sägt zuerst – und wenn’s dann doch rumpelt: Anayway, mir machts ja nichts…!! :-(((
(Übrigens gewusst, dass sich ganz viele PKW-Fahrer für den Klimawandel rüsten…? Sie kaufen einen groben SUV – damit Sie bei Hochwasser trockene Füsse haben….)