Cumpan: das nachhaltige Velo

Veloplus entwickelt mit dem Projekt Cumpan ein möglichst nachhaltiges und langlebiges Velo. Nach einer umfassenden Studie mit unserem Partner ETH Juniors läuft das Projekt auf Hochtouren weiter. Christoph Ruprecht, Veloplus-Mitarbeiter und Projektverantwortlicher, befasst sich aktuell mit den Themen Lackierung, Verpackung und CO2-Kompensation.


Christoph Ruprecht ist nicht nur leidenschaftlicher Velofahrer, sondern auch Projektleiter für «Cumpan», das nachhaltige Velo von Veloplus.


In unserer letzten Fahrtwind-Ausgabe haben wir erste Resultate der Cumpan-Umweltstudie präsentiert. Dabei ist eindeutig geworden, dass Stahl als Rahmenmaterial in Sachen Nachhaltigkeit am besten abschneidet. Deshalb wird das Cumpan-Velo mit Stahlrahmen und -gabel produziert werden. Die Rahmenentwicklung ist soweit fortgeschritten, dass wir die Bestellungen für eine Musterserie bei unserem Partner in Taiwan platzieren konnten. Parallel zur Rahmenentwicklung haben wir uns intensiv mit den Themen Lackieren, Komponenten und Anbauteilen, Verpackung und der CO²-Kompensation für die unvermeidbaren Emissionen bei der Herstellung auseinandergesetzt.

Dabei ist deine Meinung gefragt (siehe Umfrage ganz unten)!

Soviel sei zum Rahmen aber verraten: Cumpan kann mit einem einzigen Rahmen sowohl den Ansprüchen der Gravelfahrerin, hin zum Randonneur- (Reise-Renner) sowie City & Alltagsfahrenden gerecht werden. Dies dank ausgeklügelter Geometrie, austauschbarer Ausfallenden für unterschiedliche Einbaustandards und Schaltungssysteme sowie vier Ausstattungsvarianten.

Bewährte Behandlung

Wie eingangs erwähnt haben wir den Fokus nicht nur auf Rahmen und Komponenten gelegt, sondern auch auf das Erscheinungsbild des Rahmens und seine Beständigkeit, womit wir beim Thema Oberflächenbehandlung sind. So haben wir uns bei den Rostschutz- und Lackierungsmethoden für die umweltfreundlichste Variante entschieden: Pulverbeschichtung. Gegenüber dem Nasslackieren werden dabei keine Lösungsmittel verwendet und die elektrisch geladene Pulverwolke setzt sich fast ausschliesslich auf dem zu lackierenden Werkstück ab. Überschüssiges Pulver wird abgestossen, es kommt zum Rücksprüheffekt, wobei sogenannte Lackieroder Rotznasen unmöglich sind. Pro Rahmen kann so bis zu einem Drittel an Farbe eingespart werden. Bedauerlicherweise haben wir keine Alternative zum herkömmlichen Phosphatieren für den inwendigen und unverzichtbaren Rostschutz gefunden. Die bei diesem Verfahren anfallenden Schlämme und Abwasser müssen als Sondermüll entsorgt werden. Wenn die Rahmen aber für zehn, zwanzig oder noch mehr Jahre gegen schleichende Korrosion geschützt werden sollen, bleibt für diese Art von Hohlraumbehandlung aktuell leider keine andere Wahl.

Sortenreine Verpackung

Dafür konnten wir die Verpackung optimieren: Denn sie wird nahezu komplett rezyklierbar sein! So werden nicht wie üblich Kabelbinder, Plastiksäcke, Schaumstoffeinlagen, Kunststoffklebeband und weiteres Füllmaterial verwendet. Dies hilft, den ökologischen Fussabdruck von Cumpan möglichst gering zu halten und freut übrigens auch unsere Velomechaniker*innen. Denn anstelle von mühsamem Sortieren und Entsorgen des Verpackungs- und Polstermaterials fällt bei unserer Verpackungslösung nur noch der «Rohstoff» Karton / Papier und ein klitzekleines Häufchen Stahlklammern an.

CO²-Kompensation im Fokus

Mit unserem nachhaltigen Veloplus- Velo wollen wir aber nicht nur den CO²-Ausstoss gegenüber einem herkömmlichen Velo reduzieren. Wir möchten noch einen Schritt weitergehen und planen, dass Cumpan als klimaneutral produziertes Velo in unsere Läden und zum Kunden gelangt. Das bedeutet, dass sämtliche klimawirksamen Emissionen von der Gewinnung der Rohstoffe bis hin zum verkaufsfertigen Produkt und dessen Entsorgung in einer Klimaschutzmassnahme kompensiert werden. Doch die Auswahl an möglichen Klimaschutzprojekten ist in etwa gleich vielfältig wie das Velosortiment von Veloplus. Und gerne wollen wir auch Ihre Meinung zu klimaneutralen Produkten hören (siehe Box).


Deine Meinung ist uns wichtig

  • Was denkst du über klimaneutrale Produkte – sind sie sinnvoll oder nur ein Tropfen auf den heissen Stein?
  • Würdest du eine freiwillige Abgabe für ein klimaneutrales Velo unterstützen – falls ja, bis zu welchem Ausmass?
  • Wo siehst du ideale Klimaschutzprojekte, die Veloplus mit dem Projekt Cumpan umsetzen könnte?

Wir würden gerne deine Meinung erfahren. Nimm jetzt an der Umfrage teil − vielen Dank!


18 Kommentare

C Barendregt
25. Februar 2021

Es ist schön zu hören, dass sich Veloplus aktiv für die nachhaltigkeit ihrer Produkte engagiert. Das Veloprojekt haut mich nun aber nicht um. Stahl und langlebige komponenten sind gut auf dem Markt vertreten. Ich habe viel grössere Bedenken bezüglich der Lebensdauer der e-bikes. Da rechnet wohl niemand mit 10-20 Jahren. Wie sieht das leben danach aus? Könnte man nicht Umbausets anbieten um alte e bikes mit mittelmotoren noch in stadvelos um zu bauen? Hier sehe ich eine riesen Defizit und da brauchts schlaue Entwicklungen von veloplus.
Christoph Barendregt

    Veloplus – Béla Brenn
    26. Februar 2021

    Hallo Christoph
    Vielen Dank für den spannenden Input. Du hast Recht, dass es auch im Bereich E-Bike sehr wichtig ist, an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten und Veloplus ist sich dieser Thematik durchaus bewusst. Wir arbeiten laufend an Nachhaltigkeitsprojekten und werden selbstverständlich auch den E-Bike-Bereich nicht aus den Augen verlieren.
    Freundliche Grüsse, dein Veloplus-Team

Fabian Maeder
26. Februar 2021

Liebes Veloplus Team

Es ist erfreulich, dass ihr ein nachhaltiges Velo macht. Und sogar dessen CO2 Ausstoss berücksichtigen wollt.
Zum Kompensieren des CO2-Ausstoss:
Das CO2 muss dazu wieder aus der Luft raus. Also definitiv raus und so gelagert werden, so dass es raus bleibt.
(z.B. Bäume werden irgendwann wieder gefällt oder verbrennen, das zählt nicht.)
Wenn ihr also wirklich das CO2 kompensieren wollt, dann macht es richtig. Oder sonst spart euch die Mühe.

Wenn ihr es richtig macht, würde ich gerne alle Produkte so kompensieren. Wollt ihr das ev. fürs ganze Sortiment anbieten?

Vielen Dank!
Fabian Maeder

    Veloplus – Roger Züger
    26. Februar 2021

    Hoi Fabian
    Danke für deinen Kommentar. Freut uns natürlich, dass dir unser Vorhaben gefällt. Wir wollen genau mit dieser Umfrage eruieren, was unsere Kunden für eine CO2-Kompensation wünschen. Denn es gibt in diesem Fall nicht richtig oder falsch, viel mehr wirkungsvollere und weniger wirkungsvollere Massnahmen. Es ist daher noch nicht entschieden, welche Projekte wir für die Kompensation umsetzen werden.
    Betreffend CO2-Kompensation im ganzen Sortiment: Das ist schwierig. Wir sind zwar auch Hersteller von Eigenprodukten, vor allem aber Händler. Daher können wir den verursachten CO2-Ausstoss von externen Produkten nicht 1:1 nachverfolgen und somit auch keine willkürlichen Beiträge für eine Kompensation verlangen. Der Trend geht aber klar in diese Richtung. Denn immer mehr Hersteller produzieren immer mehr ihrer Produkte klimaneutral oder mit CO2-Komensationsmöglichkeiten. Es wird noch einen Moment dauern, aber irgendwann dürfte dies wohl – auch wenn es ein Blick in die Glaskugel ist – Standard werden. Beste Grüsse, dein Veloplus-Team

Peter A
26. Februar 2021

Ich persönlich finde das wichtigste viel weniger die „nachhaltigkeit“ in der Produktion, sondern in der Haltbarkeit und reparierbarkeit des Velos.

Inwiefern ist Stahl nachhaltiger als Alu? Alu kann sehr einfach recyclet werden, genauso wie Stahl. Geht es um die Herstellungsprozesse selber? Die Haltbarkeit?

Die meisten teureren Teile an Velos ausser des Rahmens sind ‚Verbrauchsmaterial‘. Riemen, Kette, Ritzel, Schaltung, etc. Die haben eine Kilometerleistung, und wenn die ‚Aufgebraucht‘ ist, dann brauchts halt einfach etwas neues; genau wie eine Kupplung im Auto.

Ich denke z.B. dass Scheibenbremsen umweltfreundlicher sind als Felgenbremsen; da ein Rotor ein Stück Metall ist, welches gewechselt und recyclet werden kann, während bei einer Felgenbremse ne ganze neue Felge benötigt wird.

Wie Christoph sehe ich das Problem bezüglich Nachhaltigkeit vor allem in E-Bikes ; und in Billigvelos (diese 200-500 Franken Fixies und „Baumarktvelos“). E-Bikes sind grosse dicke Rähmen mit nem Motor und ner teuren Batterie drin; erstes was wohl kaputt geht ist die Batterie; und da diese so teuer ist, wird bei den meisten Leuten direkt ein neues E-Bike gekauft werden. Das ist halt einfach ein Batterieproblem, und das wird auch so bleiben. Man liest zwar immer von „neuen revolutionären Batterien“; aber wirklich etwas brauchbares war bis jetzt noch nicht dabei.

Billigvelos werden n paar Jahre gebraucht und dann weggeworfen; irgendwo hingestellt und vergessen. Nach n paar Jahren kommen halt Reperaturkosten auf einen zu, die höher als der Neupreis des Velos sind, wenn man das nicht selbst machen kann.

Bei ‚richtigen‘ Velos; also teureren Markenprodukten (nicht, weil sie Marke sind, sondern die Art, wie sie gebaut sind), gehen normalerweise nur die Sachen kaputt, die halt nach einer Weile Kaputt gehen. Schläuche, Reifen, Antriebe, Kurbeln, Sättel, etc. ; das kann alles relativ einfach ausgetauscht und repariert werden; zum Glück sind die meisten Teile auch relativ standardisiert.

Wenn dann doch mal ein neues Velo her muss, kann das alte weiterverkauft werden; siehe die ganzen 80er Villiger etc. Velos, die immer noch überall rumcruisen.

Ich bin mit meinem neuen Riemenvelo mit Starrgabel, welches mein Hauptverkehrsmittel ist, zufrieden und hoffe, dass ich das für lange Zeit sein kann – das Ziel ist, dass es mindestens 15 Jahre hält, bis ich was neues will – natürlich mit regelmässiger Wartung 😉

    Veloplus – Roger Züger
    26. Februar 2021

    Hoi Peter
    Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Inputs.
    Gut sprichst du es an: Wir haben im Herbst ausführlich darüber Berichtet, warum Stahl für unser nachhaltiges und langlebiges Velo am besten geeignet ist. Die ETH juniors hat in unserem Auftrag eine Studie durchgeführt. Hier gehts zum Bericht: https://blog.veloplus.ch/2020/09/30/cumpan-das-nachhaltige-velo-von-veloplus/
    Beste Grüsse, dein Veloplus-Team

Thomas L
26. Februar 2021

Liebes Veloplusteam
Für mich ist das der falsche Ansatz. Grundsätzlich sollten mehr Menschen das Fahrrad als Verkehrsmittel und als Hobby nutzen. Das gelingt mit guter Funktion zu einem guten Preis. Bei diesem Projekt geht es aus meiner Sicht hauptsächlich um die Klimakompensation in der Herstellung. Darum kommt ihr auf einen schweren Stahlrahmen der danach mit teuren Anbauteilen auf ein erträgliches Gewicht gebracht werden muss. Die Kundengruppe, die sich zu diesem Preis ein Fahrrad kaufen wird, ist sehr klein. Der Gedanke finde ich grundsätzlich gut, die Umsetzung zielt aber am grössten Teil der Kunden vorbei.

    Veloplus – Béla Brenn
    2. März 2021

    Hallo Thomas
    Vielen Dank für deinen Input. Wir sind voll auf deiner Seite und finden das Velo ebenfalls ein tolles Verkehrsmittel und Velofahren das beste Hobby der Welt. Deswegen unterstützen wir auch verschiedenste politische Projekte, die das Fahradfahren fördern. Tolle Fahreigenschaften, grosse Modularität des Rahmens, Langlebigkeit und ein bezahlbarer, realistischer Preis sind uns in diesem Projekt ebenfalls sehr wichtig.
    Unsere Kunden*innen haben wir bereits vor 2 Jahren an Bord geholt und einen Kundenanlass zum Thema nachhaltiges Velo durchgeführt. Stahl, Dauerhaftigkeit, Modularität aber auch Fahrspass haben sich bei dem Anlass klar herauskristallisiert. Dass ein Stahlrahmen fast immer schwerer ist als ein Aluminiumrahmen lässt sich aufgrund der Materialdichte natürlich nicht wegdiskutieren. Allerdings sind die Unterschiede zwischen einem hochwertigen Stahlrahmenset und einem mittelklassigen Aluminiumrahmenset sehr gering und betragen oft nicht viel mehr als ein Kilogramm. Beispiele hierzu findest du in unserem aktuellen Velo-Sortiment. Gravelbikes mit Aluminiumrahmen wiegen um ca. 10-10.5 kg. Ähnlich ausgestattete Stahlrahmenvelos wiegen zwischen 11-12 kg

    Die Langlebigkeit, die Fahreigenschaften und Fahrkomfort sowie Nachhaltigkeit haben also Stahl zum Material unserer Wahl gemacht.
    Bei einem klimaneutral hergestellten Artikel würden wir alle in der Herstellung, Erstausstattung, Logistik und Entsorgung anfallenden Emissionen kompensieren. Der Mammut Anteil stammt hier von den ca. 8 Kilogramm Komponenten und Anbauteilen aus Aluminium- und Magnesiumlegierungen. Das wäre bei einem Aluminiumrahmen nicht anders.

    Hochwertige Komponenten drücken natürlich das Gewicht. So lassen sich leichte und steife Laufräder spürbar besser beschleunigen und sorgen für ein agileres Fahrgefühl. Wird beim Rahmengewicht beispielsweise 300-400 Gramm eingespart, ist der Unterschied beim Fahren praktisch nicht spürbar. Wird dieselbe Masse bei den Laufrädern eingespart, ist der Effekt der geringeren rotierenden Masse sehr gut spürbar. Cumpan soll mit robusten und dauerhaften Komponenten ausgestattet werden. Wir haben eine klare Vorstellung welche Komponenten in diese Kategorie fallen und würden unabhängig vom Rahmenmaterial immer auf eine ähnliche Komponentenauswahl zurückgreifen.

    Wir hoffen diese Ausführungen geben dir ein bisschen mehr Klarheit über das Projekt.
    Freundliche Grüsse, dein Veloplus-Team

R. Meyer
28. Februar 2021

Hallo
Vielleicht ist es eine Überlegung wert, als Velorahmen Holz zu verwenden. Es gibt schon ganz tolle Konstruktionen. Nachhaltiger geht’s fast nicht mehr!
Hier ein Link mit einem sehr schönen, modernen Velo.

https://youtu.be/jd0vt5v37B0

    Veloplus – Béla Brenn
    2. März 2021

    Guten Tag
    Besten Dank für den Vorschlag und den tollen Youtube-Beitrag. Das Projekt sieht sehr spannend aus und hat sicher durchaus Potenzial. Allerdings gilt es bei der Nachhaltigkeit eines Velo mit Holzrahmen einige Punkte zu berücksichtigen: ein Holzrahmen benötigt in der Regel ein Tretlagergehäuse, Ausfallenden, ein Sattelrohr und ein Steuerrohr aus Aluminium. ein Holzrahmen besteht also nicht wie so oft angenommen nur aus Holz. Dadurch verliert der Holzrahmen natürlich ein klein wenig an Attraktivität. Im Fall von TWMPA Cycles wird eine Carbongabel im Rahmen verbaut. Diese macht den ganzen positiven Effekt des Rahmens in Bezug auf die Nachhaltigkeit wieder rückgängig.
    Für die Ausarbeitung des Nachhaltigkeitskonzept von unserem Cumpan-Velo, haben wir eine Studie mit der ETH durchgeführt und verschiedenste Faktoren berücksichtigt für die optimale Materialwahl. Hier kannst du alles darüber lesen:
    CUMPAN – Das nachhaltige Velo von Veloplus.
    Wie man sieht gibt es also verschiedenste Punkte auf die man achten kann in Bezug auf die Nachhaltigkeit und es gibt nicht nur eine richtige Lösung. Holz wäre sicher eine Option. Wir sind jedoch überzeugt, dass wir mit dem Stahlrahmen auf einem guten Weg sind.
    Freundliche Grüsse, dein Veloplus-Team

marcel barraud
8. März 2021

Rahmen von Taïwan (so einfache Stahlrahmen können auch in der Schweiz gemacht werden), andere Teile von China, Japan, Malaysian (zb Shimano Bremsen), Reifen von China oder Indonesian (zb Schwalbe). Ekologie heisst in der Nähe produzieren.!!! Und so gibt es auch Arbeit für die Schweiz und Europa. Und weniger Transport mit verschmutzende Frachtschiffe.

    Veloplus – Béla Brenn
    10. März 2021

    Hallo Marcel
    Besten Dank für den Input.
    Lokal produzieren wäre natürlich auch uns am liebsten gewesen. Leider ist es aktuell aber so, dass die meisten Komponentenhersteller in Asien angesiedelt sind. Es gibt aber durchaus spannende und vielversprechende Projekte in Europa. Mit Antriebsgruppen oder Komponenten im Prototypenstatus zu planen war uns aber auch ein wenig zu riskant. In ein paar Jahren, könnte es aber durchaus möglich sein, komplette Serienvelos die zu 100% Made in Europa sind herzustellen. Wie gross die Kundenakzeptanz und wie konkurrenzfähig diese im Vergleich zu Fernost-Velos wären, lässt sich aktuell aber nur schwer abschätzen.

    Die Problematiken des Erz- und Mineralienabbaus, deren Herkunft und die damit verbundene Logistik würden aber auch bei einer Herstellung in der Schweiz oder Europa weiterhin zu grossen Teilen bestehen bleiben.
    Unserer Meinung nach der sinnvollste Ansatz ist: wenn bewusst und nur was wirklich nötig ist konsumiert wird, lokal produzieren was möglich und sinnvoll ist, robuste und langlebige Artikel bevorzugt werden und wenn immer möglich repariert statt weggeworfen wird.

    Freundliche Grüsse, dein Veloplus-Team

Jürg Strub
13. März 2021

Hallo
es ist ja schön, dass ihr euch um Nachhaltigkeit bemühen wollt. Aber euer Projekt „Cumpan“ wird nie nachhaltig, solange der Rahmen in Taiwan produziert werden soll. Unmöglich! Arbeitsbedingungen, Herstellung, Verpackung etc. lassen sich nur durch viele Flugreisen eurerseits kontrollieren. Der Transport lässt sich gar nicht kontrollieren.
Es gibt in der Schweiz die Firma Aarios, die Stahlrahmen selber herstellt, und sonst gäbe es beispielsweise in Italien noch viele kleine und mittelgrosse Hersteller, die Stahlrahmen selber herstellen. So könntet ihr neben wirklicher Nachhaltigkeit durch lokale Produktion auch ein traditionelles und wertvolles Handwerk unterstützen und fördern. Erst so könnte „Cumpan“ in meinen Augen nachhaltig werden.
Freundliche Grüsse

    Veloplus – Béla Brenn
    18. März 2021

    Hallo Jürg
    Vielen Dank für deine Bemerkung. Natürlich wäre auch uns eine 100 prozentig lokale Produktion am liebsten. Dass es wahnsinnig gute Rahmenbauer in Italien, der Schweiz, Deutschland, England etc. gibt wissen wir natürlich und einige davon haben wir uns auch sehr genau angesehen. Viele dieser tollen Custom-Rahmenbauer haben aber sehr begrenzte Produktionskapazitäten, was auch einer der Gründe war weshalb wir schlussendlich einen Rahmenbauer in Taiwan bevorzugt haben. Natürlich können wir die Arbeitsbedingungen in Taiwan nicht kontrollieren und wollen diese auch nicht schönreden. Dass die Bedingungen aber deutlich besser, geregelter und transparenter als in China oder Kambodscha sind ist unbestritten.
    Bei der Diskussion um die lokale Produktion geht oft vergessen, dass Eisenerz und Mineralien für die europäische Stahlindustrie zu grossen Teilen aus Minen in Brasilien stammen und auch irgendwie nach Europa gelangen müssen. Zudem macht der Stahlrahmen gerade mal 2-2.5 Kilogramm eines Komplettvelos aus. Sehr viele Anbauteile und Komponenten stammen nach wie vor aus diversen asiatischen Ländern und müssen auch nach Europa verschifft werden. Ein Stahlrahmen hergestellt in Europa schneidet also nicht in jedem Fall besser ab.
    Unserer Meinung nach der sinnvollste Ansatz ist: wenn bewusst und nur was wirklich nötig ist konsumiert wird, lokal produzieren was möglich und sinnvoll ist, robuste und langlebige Artikel bevorzugt werden und wenn immer möglich repariert statt weggeworfen wird.
    Freundliche Grüsse, dein Veloplus-Team

Max Schlorff
7. Oktober 2021

Ich schliesse mich einigen Vorrednern an. Dass ihr die Rahmen offenbar in Taiwan herstellen lässt (das habe ich leider so nirgends gelesen oder vielleicht überlesen, jedenfalls taucht es hier in den Kommentaren auf) lässt euer Bekenntnis zur Nachhaltigkeit auf wackligen Füssen stehen. Klingt ein wenig nach Werbung und Mainstream.
Es gibt in der Schweiz immerhin noch einen Hersteller von serienmässig gebauten Fahrradrahmen. Im nahen Ausland wären solche vermutlich auch zu finden gewesen. Mit etwas Kompromissbereitschaft und Goodwill wäre es wahrscheinlich möglich gewesen, dort zu produzieren. Wieso nicht?
Vermutlich werden auch die Flizzi in Taiwan produziert. Euer Credo auf die Nachhaltigkeit ist einfach nicht glaubwürdig, um es beim Namen zu nennen, da solltet ihr nochmals über die Bücher unter hinterfragen, wozu ihr dieses Fahrrad wirklich produzieren wollt.
Freundliche Grüsse

    Veloplus – Béla Brenn
    12. Oktober 2021

    Guten Tag Max
    Danke für dein Feedback. Dass der Rahmen in Taiwan hergestellt wird, haben wir in einem anderen Blogbeitrag zum Cumpan erwähnt (siehe hier). In jenem Blogbeitrag zeigen wir auch die Resultate einer Studie zur Nachhaltigkeit auf, welche wir in Zusammenarbeit mit den ETH juniors durchgeführt haben. Diese hat uns klar zur Überzeugung gebracht, dass der Standort der Rahmen-Produktion alleine nicht das ganze Bild der Nachhaltigkeit aufzeigt.

    Denn was in der ganzen Diskussion oft vergessen geht: Der Mammutanteil der Emissionen wird unter anderem auch von den Komponenten und Anbauteilen verursacht und die stammen auch bei Herstellern in der Schweiz oder im nahen Ausland, wo wir uns ebenfalls potentielle Rahmenbauer genauer angeschaut, Gespräche geführt und Zusammenarbeiten gesucht haben, mit ganz wenigen Ausnahmen aus Asien. Somit muss man den Blick auch auf andere Faktoren werfen. Denn Nachhaltigkeit hat ganz viele verschiedene Facetten. Nachhaltig ist auch ein möglichst langer Lebenszyklus und der wird mit Robustheit, Langlebigkeit, dem richtigen Material und Reparierbarkeit erreicht. Nachhaltigkeit einzig auf den Produktionsstandort zu reduzieren greift unserer Meinung nach aber zu kurz.
    Wenn du Zeit hast lies doch mal unseren Blog zur Nachhaltigkeitsstudie der ETH juniors und sag uns deine Meinung.

    Freundliche Grüsse, dein Veloplus-Team

Beat R.
8. Oktober 2021

Toll, dass ihr ein möglichst langlebiges Velo entwickelt. Allerdings habe ich persönlich bezüglich den austauschbaren und unterschiedlichen Ausfallenden gewisse Skepsis. Sofern diese ohne Lizenzen etc. sind und auch in 20 Jahren nahezu überall auf der Welt erhältlich sind, dann erfüllt der Rahmen eine aus meiner Sicht wichtige Grundvoraussetzung für „langlebig“. Ich hatte einen guten Stahlrahmen mit ebenfalls austauschbaren Ausfallenden. Leider ging eines der Ausfallenden nach ca. 10 Jahren kaputt. Einen entsprechenden Ersatz hatte ich nur mit sehr viel Aufwand aus einem Restbestand bekommen. Für mich persönlich besteht auch ein Zusammenhang zwischen Einfachheit, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit. Daher lieber Kettenschaltung als komplexe Nabengetriebe. So oder so, ich wünsche euch viel Erfolg und bin auf das Resultat gespannt

Dietrich Schneider
20. November 2022

Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema nachhaltiges Velo. Interessant, dass es keine Alternative zum herkömmlichen Phosphatieren gibt. Dieses funktioniert aber als Oberflächentechnik sicherlich sehr gut.

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