Seit November ist der neue Onlineauftritt von Veloplus live. Die Projektverantwortlichen geben Einblick in ihr Projekt und die Digitalisierung bei Veloplus.
Digitalisierung ist gerade in aller Munde. Veloplus hat mit dem neuen Webauftritt inklusive Onlineshop die Grundlage für den Ausbau des Serviceangebots gelegt. Denn digitale Schaufenster sind heute auch für stationäre Geschäfte elementar wichtig, weil mehr als die Hälfte
aller Ladenbesucher*innen das Angebot vorher online abklärt. Wir verschaffen einen Blick hinter die Kulissen und haben mit den Projektverantwortlichen Jens Kistler und Stefan Schefer gesprochen.
Jens, was war für dich als Projektleiter des neuen Onlineauftritts die Herausforderung?
Jens: Dass es eigentlich nicht ein Projekt war, sondern mehrere. Gegen aussen sichtbar ist der neue Onlineauftritt inklusive Shop. Im Hintergrund sind aber gleich mehrere Teilsysteme neu programmiert und Prozesse angepasst worden. Beispielsweise das Filtersystem für eine einfache Suche, der Online-Grössenrechner für Velos oder etwa das neue Buchungssystem für Kurse. Gleichzeitig haben wir bestehende Systeme integriert. Die Arbeit verschiedener Umsetzungspartner musste somit gut koordiniert werden.
Stefan, du bist als temporärer Mitarbeiter zu diesem Projekt gestossen. Was war der Reiz?
Stefan: Ich war zu dieser Zeit oft auf Shops für Veloprodukte unterwegs, daher war für mich das Thema bereits sehr spannend. Zudem war es die Mischung aus technischen und konzeptionellen Anforderungen, die zu berücksichtigen waren und mich definitiv zu Veloplus zogen – auch, weil wir als Projektteam viele Freiheiten in der Umsetzung geniessen, was nicht selbstverständlich ist.
Seit November ist der neue Webauftritt online. Ist damit eure Arbeit erledigt?
Jens: Ganz und gar nicht. Wir haben damit eine solide Basis für die Weiterentwicklung gelegt. Unter anderem steht die Integration von Produkten an, welche wir nicht selber an Lager haben.
Stefan: Für mich bildet der neue Onlineauftritt die Grundlage für weitere digitale Angebote. Es bleibt spannend, und die Projekte gehen uns nicht aus. Deshalb freue ich mich auch, dass mittlerweile aus der temporären Mitarbeit am Projekt eine feste Anstellung geworden ist.
«Der Onlineboom während des Lockdowns war eine Bestätigung, massiv in die Digitalisierung zu investieren.»
Jens Kistler
Wie haben sich während der Projektlaufzeit die Anforderungen verändert?
Jens: Insbesondere bei den Umsystemen und deren Anbindung war eine gewisse Flexibilität gefragt. Generell sind die Anforderungen komplexer geworden und es galt mehr externe Dienstleister zu koordinieren als ursprünglich geplant.
Was für Auswirkungen hatte die durch Corona ausgelöste Digitalisierungswelle?
Stefan: Die physische Zusammenarbeit mit den Umsetzungspartnern ist komplett durch Online-Meetings ersetzt worden. Technisch war und ist dies kein Problem, aber emotional gibt es einem derart kreativen Projekt einen ganz anderen Touch. Neu sind die Reisevortrag-Livestreams oder die GPS-Onlinekurse Angebote, die wir wegen Corona innert kürzester Zeit umgesetzt haben.
Jens: In der heissen Phase des Projektes hat der erste Lockdown dem Onlinegeschäft einen grossen Schub verliehen. Dies hat einerseits den Druck für das Go-Live verstärkt, war gleichzeitig aber aber eine Bestätigung für den Entscheid, massiv in die Digitalisierung zu investieren.
Hat sich euer Blick als Kunden von Onlineshops durch die Arbeit bei Veloplus verändert?
Jens: Ich war schon immer ein kritischer und interessierter Konsument von Online-Angeboten. Aber klar, man schaut natürlich auch bei Mitbewerbern nochmals genauer hin. Solange man immer wieder die Kundenbrille trägt, fällt man hoffentlich die richtigen Entscheide für den eigenen Onlineauftritt.
Stefan: Man kriegt schon eine andere Vorstellung davon, wie viel Komplexität hinter vermeintlich einfachen Funktionalitäten steckt. Als Beispiel seien Filter oder der Checkout-Prozess erwähnt. Ist etwas besonders gut oder schlecht gelöst, fällt dies sofort auf.
Wo seht ihr für Veloplus das grösste Potenzial in der Digitalisierung für die Zukunft?
Stefan: Der Trend hin zu Plattformen mit digitalen Dienstleistungen ist ein spannender Aspekt. So werden im Bereich Servicedienstleistungen rund ums Velo neue Angebote entstehen. Allerdings ist es mir persönlich ein Anliegen, dass Digitalisierung unterstützend wirkt und nicht den Kontakt zwischen Kunden und Fachpersonal komplett ersetzt.
«KMU müssen mit den Trends mithalten, haben aber nicht die Möglichkeiten von Amazon oder Zalando.»
Jens Kistler
Gibt es auch Risiken?
Jens: Auch als KMU muss man mit den grossen Trends mithalten, sich aber bewusst sein, dass nicht auf die Möglichkeiten von Amazon oder Zalando zurückgegriffen werden kann. Die wachsende Komplexität kann ein Risiko sein. Unsere Aufgabe besteht darin, in dieser Situation die Mittel dort einzusetzen, wo sie den Velofahrenden und dem Betrieb den besten Nutzen bringen.
Gab es Vorbilder bei der Entwicklung des neuen Onlineshops?
Stefan: Wir wollten keine Copy-Paste-Lösung bauen, sondern ein Produkt, das den Bedürfnissen von Veloplus angepasst ist und die Philosophie des Unternehmens widerspiegelt.
Jens: Genau – dies ohne jedoch das Rad neu erfinden zu wollen. Es gibt genügend Beispiele, die wir in unsere Diskussion miteinbeziehen konnten, darunter klassische E-Commerce-Anbieter, aber auch andere Lösungen aus der Velo- und Outdoorbranche.
Seid ihr zufrieden mit dem Endresultat?
Jens: Ja, unbedingt. Die Kundinnen und Kunden finden sich offensichtlich gut zurecht und die vielen Spezialfunktionen laufen zuverlässig. Aber natürlich sehen wir immer Kleinigkeiten, die verbessert werden können.
Stefan: Unser Gradmesser sind die Kunden. Bisher gab es viele positive Rückmeldungen. Trotzdem schauen wir gespannt auf die erste Hochsaison des Velos mit dem neuen Auftritt. Da können wir hoffentlich den Beweis erbringen, dass gute Arbeit geleistet wurde.
Wie ist eure persönliche Haltung zum Thema Onlineshopping?
Stefan: Ich kaufe primär Unterhaltungs- und Heimelektronik online ein. Bekleidung und Sportausrüstung möchte ich allerdings selber sehen und spüren. Bei Velozubehör ist es 50 / 50. Insbesondere schätze ich auch die persönliche Beratung im Laden.
Jens: Ich kaufe am liebsten online ein und beobachte dabei auch gleich, wie die Shops gebaut sind. In echte Läden gehe ich für Lebensmittel und für Bekleidung, die ich anprobieren möchte.