Erste Critical Mass in St. Gallen

Am Freitag, 31. Juli, findet in St. Gallen die erste Critical Mass statt. Damit wird in einer weiteren Schweizer Stadt auf die Velo-Infrastruktur auf Schweizer Strassen aufmerksam gemacht.

Zürich, Basel, Biel, Genf, Lausanne, Luzern, Winterthur – die Liste der Critical Mass-Bewegung in der Schweiz ist lang. Nun wird sie um eine Stadt länger: St. Gallen.

Was ist die Critical Mass?

Die Critical Mass ist eine weltweite Bewegung, bei dem sich mehrere Velofahrende in den Städten zu einer Ausfahrt treffen. Die Bewegung will damit ein Zeichen setzen, um dem Velo in der Verkehrsplanung des Individualverkehrs wieder mehr Beachtung zu schenken. Neu ist die Critical Mass aber keineswegs. Der Ursprung führt ins Jahr 1992 zurück, als in San Francisco erstmals eine Critical Mass stattfand. Seither hat sich die Bewegung global ausgebreitet.

Die grössten Critical Masses fanden zwischen 2004 und 2014 in Budapest statt, wo jeweils zwischen 50 000 bis 100 000 Teilnehmende durch die ungarische Hauptstadt fuhren. Die Schweiz kommt wenig überraschend nicht an solche Zahlen heran, dennoch ist das Wachstum frappant. In Zürich fuhr im Juni mit 1400 Teilnehmenden die grösste Critical Mass über die Schweizer Strassen. Vorreiter von St. Gallen war Frauenfeld, wo im Oktober vergangenen Jahres erstmals eine Critical Mass veranstaltet wurde.

Critical Mass in Budapest.

Keine Demo, keine Verkehrsbehinderung

Verantwortlich für die Critical Mass in St. Gallen zeigt sich Selena Özcelik. Ab 18.30 Uhr soll am Gallusplatz der Start erfolgen. Eine fixe Route gibt es jedoch nicht: „Wir treffen uns spontan, wer vorne fährt, bestimmt die Route“, sagt die 27-Jährige gegenüber dem St. Galler Tagblatt. Teilnehmen kann jeder, der gerade Lust und Zeit hat, denn die Critical Mass ist keine offizielle Veranstaltung.

Wer denkt, der plötzlich florierende Individualverkehr von Velofahrenden verstösst im Grundsatz gegen das Strassenverkehrsgesetzt, der irrt. Denn laut diesem dürfen Velofahrende ab einer Gruppe von zehn Personen die gesamte Strassenbreite nutzen. „Wir behindern den Verkehr nicht, wir sind der Verkehr“, lautet das Motto. Özcelik sagt, dass es nicht darum gehe, andere einzuschränken, sondern ein Stück Lebens- beziehungsweise Verkehrsraum fürs Velo zurückzugewinnen. Regel gibt es jedoch sehr wohl: Dass sich alle Teilnehmende an die Verkehrsregeln halten – „darauf legen wir grossen Wert“.

Critical Mass durch Zürich – eine beeindruckende Schaar an Velofahrenden.

Dass Özcelik die Fäden für die Critical Mass in den Händen hält, kommt nicht von ungefähr. Aufgewachsen ist sie Niedersachsen in der Nähe der niederländischen Grenze. Es folge eine Ausbildung in Münster, der deutschen Velostadt schlechthin. Doch mit dem Umzug nach St. Gallen vor zwei Jahren verringerten sich auch ihre Kilometer auf dem Velo. Sie sei gehemmt gewesen. „Einerseits wegen der Topografie, andererseits weil ich mich auf den Strassen in St. Gallen nicht sicher gefühlt habe.“ Nun will Özcelik mit der Critical Mass ein Zeichen setzen und hofft, viele Gleichgesinnte bei der Premiere anzutreffen.

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