Die Logistik in Corona-Zeiten: «Die Onlinebestellungen haben sich vervierfacht»

Veloplus musste seine neun Läden Mitte März schliessen. Der Onlineshop sorgt jedoch dafür, dass die Logistik seit Wochen im Hochbetrieb-Modus läuft. Im Interview erzählt Logistik-Leiter Christoph Girschwiler, wie sein Team die Bestellmenge, die sich vervierfacht hat, stemmen kann. 

Christoph Girschwiler leitet die Veloplus-Logistik in Rüti ZH. Auf rund 4000m2 und mit einem Team von knapp 20 Mitarbeitenden ist er dafür verantwortlich, dass alle Online- und Telefonbestellungen rechtzeitig die Logistik verlassen und zu normalen Zeiten bei offenen Läden auch die 9 Veloplus-Filialen sechsmal wöchentlich ihre Warenlieferungen inklusive Velos erhalten. Im Interview erzählt er, wie Veloplus aktuell das Vierfache an Onlinebestellungen meistern kann und welche Anpassungen an die schwierige Lage notwendig waren.

Christoph, du bist verantwortlich für die Veloplus-Logistik in Rüti. Habt ihr mehr Arbeit seit der Corona-Zeit beziehungsweise seitdem die Läden seit Mitte März nur noch Reparaturen und telefonisch Produkte verkaufen können?

Ja, absolut. Unsere Onlinebestellungen haben seit dem Lockdown stets zugenommen und sind nach wie vor steigend. Aktuell versenden wir das Vierfache an Onlinebestellungen gegenüber dem Vorjahr. Dies weil unsere Läden nur begrenzt Produkte verkaufen können, das Angebot jedoch online erhältlich ist. Und natürlich hat der Start der Velosaison und das schöne Wetter dazu beigetragen.

Christoph Girschwiler packt als Logistik-Leiter überall an, um das Bestellvolumen bewältigen zu können.

Veloplus ist Fachhändler, verkauft aber in den Läden viel Dienstleistungen und hebt sich dank viel Know-how und Expertenwissen ab. Kann das Onlinegeschäft diese Verluste auffangen?

Der Onlinehandel ist nicht unser Hauptgeschäft, darum können wir den Verlust trotz Vervierfachung im Onlinehandel nicht komplett auffangen. Der grosse Vorteil ist, dass wir vor der ausserordentlichen Lage bereits gut aufgestellt waren, auch online, und uns so anpassen konnten. Mit unseren 4000m2 Lagerfläche und davon rund 1000m2 alleine für Velos & E-Bikes haben wir eine sehr hohe Verfügbarkeit und können schnell liefern.

Seit Mitte März haben wir in der Logistik auf einen Zweischichtbetrieb umgestellt, um den Mehraufwand bewältigen zu können.

Das Vierfache an Onlinebestellungen. Wie könnt ihr das personell bewerkstelligen?

Seit Mitte März haben wir in der Logistik auf einen Zweischichtbetrieb umgestellt, um den Mehraufwand bewältigen zu können aber auch um die Schutzmassnahmen aller umzusetzen. Weil wir mehr Personal brauchen, unterstützen uns täglich acht Verkaufsberatende aus den Läden. Zusätzlich haben Teilzeitmitarbeitende freiwillig angeboten, mehr zu arbeiten, und nicht zuletzt haben wir temporäre Mitarbeitende eingestellt. Dies auch, weil die Verstärkung aus den Läden nicht mehr verfügbar ist, sobald die Läden am 11. Mai wieder aufgehen. Damit der Übergang trotzdem funktioniert, sind wir auf die Temporären angewiesen.  

Wie geht es dir und den Mitarbeitenden mit der neuen Situation?

Uns geht es gut. Die Lage ist sehr herausfordernd für alle, daher ist das Spannungsfeld auch grösser. Aber wir meistern den Alltag sehr gut und ziehen alle am gleichen Strick. Das stimmt mich positiv für die nächsten Wochen.

Die Post hat Kontingente für Paketversand eingeführt. Ist Veloplus davon auch betroffen?

Wir haben das Glück, dass nur die grössten Online-Händler in der Schweiz betroffen sind und wir knapp nicht zu diesen zählen. Darum haben wir auch keine Kontingente vonseiten der Post auferlegt bekommen.  

Ihr könnt also den Service, «bis 17.30 Uhr bestellt, am nächsten Tag geliefert», nach wie vor anbieten?

Das ist unser Ziel, ja. Ausserhalb der Corona-Zeit ist das für uns ein normaler Service. Aktuell kann es Verzögerungen geben, weniger bei uns als viel mehr bei der Post. Wir haben während dieser speziellen Zeit die Erfahrung gemacht, dass die Post bei Priority-Versand nicht mehr nachkommt und es Verzögerungen geben kann. Aber wir haben auch gemerkt, dass das für die Kundschaft aktuell zweitrangig ist. Wichtig ist, dass Sie zu den Produkten kommen, die Sie möchten. Und diese Basis ist bei uns vollumfänglich gegeben: Wir haben keine leer stehenden Regale und können liefern.

Wie lange könnt ihr die laufende Situation und den Mehraufwand in diesem Ausmass aufrechterhalten?

Wir könnten diese Situation noch länger stemmen, wenn es sein muss. Aber wir sind auch flexibel genug, um uns anzupassen. Wenn unsere Läden am 11. Mai wieder aufgehen werden, wird es eine schrittweise Anpassung geben und der Schichtbetrieb wohl bald überflüssig. Aber wir werden sehen, was die Zeit bringt. Wichtig ist, dass wir auf alle Szenarien vorbereitet sind.

Christoph Girschwiler und sein Team meistern die aktuelle Situation mit viel Teamspirit.

Was ist die grösste Herausforderung während dieser Zeit?

Wie haben extrem viel Arbeiten und Aufgaben, die liegen geblieben sind. Solche, die halt zweite und dritte Priorität geniessen. Aber es ist ein Boomerang, der zurückfliegen wird. Von da her müssen wir täglich priorisieren, was jetzt wichtig ist. Dafür braucht es gute Absprachen im Team, dass alle am gleichen Strick ziehen und jene Arbeiten erledigt werden, die gerade wichtig sind. Das ist nicht komplett neu, aber in der jetzigen Situation viel intensiver und wichtiger als während des Normalbetriebs.

Bist du froh, wenn ihr bald einmal wieder in den Normalbetrieb über gehen könnt?

Ich habe gerne die Herausforderungen und nehme sie an. Aber es ist auch schön, wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Auch fürs Team ist es wichtig, um die Motivation hochzuhalten. Und ich glaube, wir werden diese Situation super meistern und gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen. Wir haben viel gelernt.

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