Zu viert auf zwei Velos ist Familie Kuehn bereits seit über vier Monaten unterwegs. Die vierköpfige Familie hat sich ein Jahr lang auf die Reise vorbereitet und ist nun mit Veloplus-Equipment im März losgeradelt. Ziel der Reise ist es, einmal Europa zu umrunden. Was sie bis jetzt alles erlebt haben – ein persönlicher Reisebericht.
Im Juni 2015 war Familie Kuehn einkaufen bei Veloplus und hat sich für ihre grosse Europareise ausgerüstet. Wir haben die Familie unterstützt und die zwei Velos mit AIGLE FORTY15 LEONADRE Lenker ausgestattet. Stolz erzählen sie von ihren bisherigen Highlights.
Wir starteten am 5. März 2016, gegen 9.30 Uhr mit unserer Europaumrundung. Begleitet wurden wir die ersten 20 Kilometer von unserer Familie und von Freunden. Wir starteten im Regen, weiter hinaus bis kurz vor Winterthur – da begann es zu schneien. Einige unserer «Mitstrampler» schlugen sich tapfer, ohne Regenkleider durch das kalte Nass. Sie klapperten mit den Zähnen, ohne ihre Eiszapfen an den Händen und Füssen zu spüren. Nach einem gemeinsamen Mittagessen, bei dem alle etwas beisteuerten, brachen wir vier auf, unsere Reise begann.
Wir fuhren dem Rhein entlang, entdeckten wunderschöne Plätze, spürten die Kälte und freuten uns über das Zwitschern der Vögel. Hier verloren wir auch Ooyunas Geburtstagsgeschenk: ein weiss, pink geringelter Kapuzenpulli und Severins blaue lange 260 Icebreaker Unterhose, sowie unsere graue Fahne mit blauem Website Schriftzug. Vielleicht findet sie ja ein Rheinradler, wir würden uns sehr freuen.
Wir fuhren nicht bis Rotterdam (Rheinmündung), sondern über Amsterdam. Kurz hinter Amsterdam machten wir eine fröhlich, bunte Bekanntschaft mit den Bewohnern einer Häuserreihe. Wir setzen uns an einen Tisch, um etwas zum Abendessen zu kochen. Kaum hatten wir den Kocher ausgepackt und unsere bissigen Nudeln wurden weich, kam uns ein Herr, von zwei Tischen weiter entfernt entgegen und hiess uns mit einem Glas Wein herzlich willkommen. Als wir uns nach einem Platz für unser Zelt in der Umgebung erkundeten, fragte der Mann bei den Nachbarn. Dort durften wir unser Zelt in den Garten stellen. Nach einer grossen Hilfsbereitschaft eines ortsansässigen Kolumbianers, landeten wir bei einem Bekannten von ihm. Dort wurde repariert und der Tag verbracht. Die Nacht drauf übernachteten wir bei dem Wein-und-Kaffe-Spender selbst im Gästezimmer. Es fiel uns nicht schwer, das Angebot anzunehmen – es regnet in Strömen. Eine weitere Nachbarin brachte uns eine Thermoskanne mit heissem Wasser für Tee. Sie bot uns an, uns bei sich im Garten übernachten zu lassen. Schon am Morgen vorher brachte unser Gastgeber uns frischen Kaffee in den Garten. So etwas Herzliches war uns noch nicht passiert. Es ging weiter, nun am Ijsselmeer entlang. So befuhren wir den bekannten Afsluitdijk und kamen am Meer an. Nun ging es der Küste entlang: wunderschöne Plätze, verlassene Dämme, unzählige Schafe und eine fantastische Sicht auf das Wattenmeer.
Ein weiteres imposantes Treffen fand in der Nähe des Damms statt. Wir wollten unbedingt die organic picfarm besuchen. Wussten nur nicht genau, wo sie ist. Gut 15 Kilometer übers Ziel hinausgeschossen drehten wir um, fragten in einem Dorf nach dieser Farm und einige Zeit später fuhren wir an den Hof. Ein kläffender Hund empfing uns. Ich klingelte und fragte, ob dies der Hof mit den Schweinen sei. Prompt wurden wir sehr spontan eingeladen, unser Zelt aufzustellen. Kurz darauf gab es Abendbrot – und was für eines. Zuerst Suppe, mit allem möglichen Gemüse, Bohnen, Erbsen und was das Herz begehrt. Kaum fertig wurde uns die Hauptspeise serviert Bulgur mit einer riesengrossen Gemüsepfanne. Anschliessend gab es frischen grünen Salat mit Cranberries und Apfelstücken. Als sei dies nicht genug, bestand der Nachtisch aus roter Grütze. Noch nie hatten wir so vollwertig und ausgiebig gegessen. Am nächsten Morgen frühstückten wir ebenso ausgiebig. Wir haben uns mit Rosinenbrötchen und Applestroop (Apfeldicksaft) die Bäuche vollgeschlagen. Und dazu bekamen wir auch noch einen grossen Lunch mit auf den Weg. Bis heute denken wir an das herrliche Abendessen, was uns sehr lang sättigte.
Holland war bis jetzt eines der freundlichsten Länder mit interessierten Menschen. Für die meisten unvorstellbar: „Wenn nur ihr Erwachsenen das machen würdet, ja gut. Aber mit Kindern?! Und was ist mit der Arbeit, ja was tut ihr wenn ihr zurück seid?“ Das und Weiteres wurden wir von den Leuten gefragt. Für viele nicht vorstellbar, einfach mal los zu ziehen, mit dem guten Gewissen, das wir immer irgendwo was finden würden.
Dann hiess es weiter: Holland-Deutschland-Dänemark.
In Dänemark wo es fantastische Shelter (einfache Holzhütten zum schlafen) gibt, und wir gerade auf der Suche nach eben diesen waren, lud uns eine Familie zu sich zum Muttertags-Grillen ein. Ein grosses Familienfest mit Tochter, Enkel, Urenkel, Sohn, Schwiegersohn, Eltern, usw. Wir wurden gebeten Platz zu nehmen und zu geniessen. Salat, Fleisch, Käse, Gemüse, Brot, Melone, Erdbeeren, Eis – all dies auch für uns. Es wurde getrunken, erzählt und gelacht. Die gefeierte Frau und ihr Mann erzählten uns, dass die Brücke Kopenhagen-Malmö mit dem Fahrrad nicht zugänglich ist. Nach langem Hin und Her entschieden wir uns zur Fährüberfahrt. Nachdem wir den kargen, herrlichen Weg nach Skagen fuhren und uns die terra-cotta roten Dachziegel und curryfarbenen Häuser angeschaut hatten, ging es zurück nach Frederikshafen und von dort mit der Fähre nach Oslo. In Oslo empfing uns ein Auf und Ab und wir fanden keine guten Radwege. Ausserhalb Oslos wurde es schon angenehmer, nun überquerten wir schon bald die Grenze: Schweden! Roter Asphalt direkt auf Höhe der Reichsgrenze lädt uns nach Schweden ein, noch kein Kiesweg. Und doch ein Kiesweg: 23 wunderschöne, karge, kalte und warme Kilometer auf dem Kiesweg bis Sörvattnet. Wunderschöne weite Wälder, viel Luft zum atmen, viel totes Holz zum brennen und unzählig schöne Stunden.
Nun befinden wir uns noch immer in Schweden, genauer in Funäsdalen – der Ski und Skooter Ort schlechthin. So haben wir auch jetzt Anfang Juli, selbst wenn die Sonne am Abend noch scheint, laue 4 Grad – nachts deutlich weniger. Gefahren sind wir eine empfehlenswerte Strecke ohne viele Autos, über Torsby, Sysslebäck, Idre nach Funäsdalen, mit einem Schlenker über Lofsdalen, Linsell und Hede. Nun geniessen wir die Fjällregion Schwedens, mit einem Abstecher auf die karge, kalte, windige und wunderschöne Flatruet zwischen Schneeresten und sommerlicher Blütenpracht.
Wir wünschen Familie Kuehn auf ihrer weiteren Tour viele unvergessliche Momente und freuen uns bereits jetzt auf weitere Reiseberichte.