Flurina Bürklin und David Joss fahren mit dem Velo von Seedorf an den Bajkalsee. Zurzeit sind sie in der Türkei unterwegs und haben das Schwarze Meer bereits vor Augen. In ihrem Bericht von unterwegs erzählen sie, was nur Langsamreisende erleben: das Erfahren und Erleben von anderen Kulturen. Und ganz nebenbei wissen sie jetzt auch, wo der Tee herkommt 😉
«Eine Hand waagrecht haltend und mit der anderen darüber kreisend, als würde mit einem Teelöffelchen im Glas gerührt, rufen die oft am Strassenrand unter Pergolas oder Vordächern sitzenden Männer einen zu sich hin: Es ist dies die wohl häufigste Form einer Einladung zum «Çay», dem Alltagsgetränk der türkischen Bevölkerung. Und eins steht fest: Man wird sicher mehrmals eingeladen, wenn man durch die grosse Türkei radelt.
Eine Passfahrt liefert die Antwort
Wieder einmal der Aufforderung zum geselligen Teetrinken nachgekommen, stellten wir uns die Frage, wo denn eigentlich all dieser Schwarztee herkäme? Erst ganz am Schluss unseres Reiseabschnittes in der Türkei, bei der Fahrt über den Cankurtaran-Pass, fanden wir die Antwort auf unsere Frage.
Die Strasse schlängelte sich aus der Talebene hinauf durch das Dörfchen «Çiftekörpü» weiter Richtung Pass, hinein in die immer dichter werdenden, mystisch anmutenden Wolken. Je weiter wir aufstiegen, desto häufiger säumten die niedrigen, grünen Büschchen an den steilen Berghängen die Strasse.
Vorwiegend Frauen in weiten Pluderhosen und mit Kopftüchern knieen in den kleinen Pfaden zwischen den Büschen, schneiden gekonnt den noch hellen Saum der Büsche ab und legen die dabei gewonnenen Blätter auf eine grosse Plane. Ist die Plane voll, wird sie an allen vier Enden zusammengebunden und abtransportiert.
Das Schwarze Meer in Sicht
Der Szenerie unsere volle Aufmerksamkeit schenkend, erreichten wir unterdessen den Pass und starteten in die Abfahrt. Am Horizont liess sich das Schwarze Meer erblicken. Davor eröffnete sich uns ein Blick auf unzählige Teefelder, die auf ihre Durchquerung warteten. Ein herrlicher Anblick! Die Strasse führte uns vorbei an grasenden Kühen, spielenden Kindern, durch kleine Dörfchen inmitten der Tee-Bergflanken. Schwer zugängliche Teeplantagen waren alle mittels simplen Drahtseilbahnen mit den Dörfchen verbunden.
Die zuvor erwähnte Planen-Packung verschwand inmitten eines dieser Döfer in einem Zwischenlager. Aus diesem wurden via Förderband eifrig Kleintransporter beladen. Diese begleiteten uns schliesslich zahlreich bis nach Hopa, wo sie in das Fabrikgelände des türkischen Teeproduzenten schlechthin einbogen.
Wir unsererseits erfreut darüber, nicht nur «Çay» getrunken, sondern nun auch dessen mehrheitliche Herkunft erfahren zu haben, bogen schliesslich in Hopa rechts ab, Richtung Batumi, von wo unsere Reise gegen Osten über den Goderdzi-Pass weitergehen soll.»