Vor einigen Tagen hat uns Shimano ein Rennvelo in die Hände gedrückt. Das Highlight ist nicht etwa der knallgelbe Farbe, sondern die verbaute Ultegra Di2. Natürlich haben wir die elektronische Schaltung ausführlich getestet.
Bloss technische Spielerei oder Revolution? Die Meinungen bei Veloplus gingen bei Veloplus vor dem Test weit auseinander. Kritisch betrachtet wurde beispielsweise Umstand, dass bei allfälligen technischen Problemen nicht einfach kurz der Schraubenzieher gezückt werden kann.
Automatische Trimmfunktion
Während unseren Fahrten hatten wir keinerlei Probleme oder gar Defekte. Zudem soll die Schaltung laut Fahrern, die schon Monate elektronisch unterwegs sind, generell sehr wartungsarm sein. Eine Akkuladung reicht für tausende Kilometer. Überzeugt hat uns die Schaltpräzision. Die Kette wandert auf Druck der gut angelegten Schaltknöpfe schnell und fast geräuschlos die Ritzel rauf und runter. Das geht so leicht und leise von der Hand, dass unser Produktmanager Fredy Ruhstaller teilweise sogar das Schalt-Feedback vermisste. Auch unter Last funktioniert die Schaltung tadellos.
Eine tolle Sache finden wir den Umwerfer, der über eine automatische Trimmfunktion verfügt und sich somit selbst justiert. Am Leitblech schleifende Ketten gibt es so nicht mehr. So fällt auch das manuelle Trimmen am Lenker weg. Auf weniger Begeisterung ist bei uns die Optik gestossen. Motor und Akku sind voluminös und machen das Velo nicht eben schöner. An diesem Punkt arbeitet Shimano bereits. Zumindest bei der neuen Topgruppe Dura-Ace Di2 wird der Akku im Sattelrohr verschwinden.
Die Shimano Ultegra Di2 in Aktion (Youtube / Bikeradar)
Für wen ist eine Di2-Schaltung sinnvoll?
Wie Shimano investiert auch Campagnolo in elektronische Schaltungen. Die Super Record ist mit durchgehendem Carbon-Look schön anzusehen. SRAM hingegen setzt weiterhin auf Mechanik. Gerade erst hat der amerikanische Hersteller seine überarbeitete Topgruppe SRAM RED lanciert.
Empfehlen können wir die elektronische Schaltung von Shimano eigentlich allen Rennvelofahrern. Sie schaltet schnell, präzise und zuverlässig. Dass beim Schalten kein Weg gemacht werden muss, freut insbesondere Zeitfahrer. Doch auch mit den sehr ausgereiften mechanischen Versionen fährst du zukünftig sehr gut. Allen positiven Eigenschaften der Elektronik zum Trotz, schätzen viele Veloplus-Mitarbeiter weiterhin die Mechanik. Hier lassen sich die meisten Probleme mit einigen geübten Handgriffen beheben. Für Leichtbau-Freunde bleiben sie aufgrund des geringeren Gewichts vorerst erste Wahl.
Zukunft des Schaltens oder unnötiger Schnickschnack: Was hältst du von elektronischen Schaltungen?
10 Kommentare
23. Juni 2012
Hallo Zusammen
Das mit dem Gewicht glaube ich nicht ganz!
Was fällt den gewichtstechnisch weg im Vergleich zu der mechanischen Version? Wurde der Akku mit einberechnet? Bitte um harte Zahlen…
Seit ich mit ’ner Rohloff fahre, fahre ich von ganzem Herzen Rohloff, da kann auch Elektronik nichts dran rütteln. Ich werde wohl nie mehr wechseln. Früher musste ich jährlich die Kette wechseln oder hatte Zahnausfall zu beklagen. Jetzt habe ich meine „Rohloff Büchse“ schon 3Jahre und rund 4000km und noch nichts ersetzt.
LG mike
25. Juni 2012
Hallo Mike
Kommt im Beitrag vielleicht nicht ganz deutlich raus: Das leichtere Gewicht bezieht sich auf die mechanischen Schaltungen.
Gruss
Oli
28. Juni 2012
@Mike:
Die STI-Hebel sind wesentlich schwerer als die Brems-Schalt-Hebel der Di2, da die Mechanik viele Klinken, Federn und “Zahnräder“ (aus Stahl) braucht. Ich denke, die Kabel der Di2 sollten auch leichter sein als die Bowden-Züge mit Hüllen. Genaue Angaben habe ich leider nicht, die Tour hat von der Dura Ace die Gewichte der einzelnen Komponenten verglichen.
Den grössten Knackpunkt der E-Schaltungen sehe ich in einer dauerhaften wasserdichten Konstruktion.
28. Juni 2012
Wenn ich daran denke, wie viele neue Probleme die Elektronik bringt, die an Elektrovelos verbaut wird, dann bin ich nicht sicher, ob elektronische Schaltungen wirklich so eine gute Idee sind.
Es gibt einen sehr hohen Prozentsatz an Elektrovelo-Besitzern, welche Ihr Elektrobike regelmässig wegen Elektronik-Defekten zum Händler zurückbringen müssen. Schäden aufgrund von eindringendem Wasser, nassen Kontakten oder Erschütterungen sind leider zur Zeit noch sehr weit verbreitet.
Was ich im Filmbeitrag von Veloplus aber sehe, sind viele neue Kabel, die zu externen (!) Akkus führen etc. Da stehen mir gleich die Haare zu Berg.
Ich vermute, dass man beispielsweise nach einem Sturz seine Schaltung zwischendurch halt mal „neu booten“ muss oder ihr ab und zu ein Firmware-Upgrade spendieren soll, damit alles wieder funktioniert.
Die automatische Trim-Funktion ist tatsächlich ein Vorteil. Allerdings: Sooo oft verstellt sich meine mechanische Schaltung ja auch wieder nicht. Also spare ich nicht wirklich viele Handgriffe.
Interessant wäre es, wenn die Schaltung lediglich aus Schalthebel sowie vorderem und hinterem Umwerfer bestehen würde. Alle Teile wären absolut wasserdicht. In jedem dieser Teile wäre ein autarker Akku drin. die Kommunikation zwischen den drei Teilen würde via Funk (Bluetooth o.ä.) sichergestellt. Dann wäre wenigstens der Kabelsalat behoben und Fehler durch schlechte Kontakte kämen nicht vor. Die 3 Teile zusammen müssten dann leichter wiegen als die mechanischen Systeme. – So die Idealvorstellung.
(Wobei auch dabei ein Restrisiko bezüglich Elektronik-Defekten und möglicher Funk-Kommunikationsprobleme bleibt)
12. Juli 2014
Das mit dem Schalten per Funk (Bluetooth o.ä.) gab es schon einmal und hat eine Firma an den Rand eines Konkurses gebracht. So konnte man damals auch beim Kollegen seine Schaltung manipulieren und nachher während des Fahrens vom eigenen Velo seine Schaltung bedienen!
Gruss, Matthias.
17. Juli 2014
Spannender Punkt Matthias. In Anbetracht der Probleme mit der Mavic Mekatronic sicher ein guter Einwand. Das System war 1999 sicher noch nicht ganz ausgreift und seiner Zeit weit voraus. Wir werden es aber wohl schon in näherer Zeit erfahren, denn SRAM experimentiert mit einer kabellosen elektronischen Schaltung. Mit der heutigen Technologie stünden die Karten für Mavic wohl auch um einiges besser. Etwas mühsamer stelle ich mir das mit der separaten Stromversorgung für Wechsel, Umwerfer, linkem Shifter und rechtem Shifter vor. Da wäre mir persönlich ein zentraler Akku wie bei einer DI2 lieber. Also ich bin gespannt. 😉
Hier der Link zum Video der neuen SRAM Schaltung:
http://youtu.be/9Yn_U7vcB4g
27. Juli 2015
Kann mir evt. jemand helfen:
Wisst ihr, wann diese Shimano ultegra Di2 neuongelben Testvelos den Händler abgegeben wurden (Jahr/ Erscheinungsjahr, auch mehrere)? Und ob sie etwas dafür bezahlen mussten für die Testvelos?
Mir wurde ein ausgeliehenes entwendet und der Velohändler will mit diesen Daten nicht raus rücken. Er spricht nur immer vom Neupreis, aber nicht vom Zeitwert des Fahrrades. So wird es für mich enorm schwierig, mit der Versicherung zu sprechen….
LG Sandra
31. Juli 2015
Hallo Sandra
Ich weiss leider auch nicht viel über diese Testvelos. Es müsste bei uns aber im Juni 2012 abgegeben worden sein. Bezahlen mussten wir nichts dafür.
Ich hoffe, das hilft dir weiter.
Liebe Grüsse
Michi
13. Februar 2016
Hi.Lese hir ein paar gute kommentare.Bin Profi und betreiber einer kleinen Fahhradreparaturwerkstatt.Kann bis jetzt nur wenig gutes über elktronik im Fahrradbereich berichten.Habe ca.30% probleme mit Pedelcs oder ähnliches im dauerbetrieb bei Alltagsfahrern im Winter und schlechtwettereinsatz(korrodierte konntakte,hoher verschleiss,fehlfunktionen von firmware,teilweise auch funktionsstörungen ohne grund.Auch lagerschäden nach nur 2 jahren beim Kurbellager sind schon oft bei Mittelmotor aufgetreten.Die euphorie mancher nutzer ist mir daher nicht ganz nachvollziehbar.Drei meiner Bekannten sind nutzer von Rennrädern mit elektrischer Schaltung und derweil nicht mehr so begeistert.Nach 2 jähriger nutzung sind dannn doch mehr probleme aufgetaucht wie bei traditionellen Schaltungen,(Verbogene Umwerferleitbleche,gebrochene Ritzel oder verbogene Kettenblätter,Regenwasser geschädigte konntakte.Was aber besonders bemängelte wurde ist das man es kaum noch selbst reparieren kann wenns mal defekt ist.Naja sehs halt nicht so positiv was die Fahrradentwicklung betrifft.
Mein Alltagsfahrrad ist mein Gessellenstück und hab ich vor 26 Jahren gebaut benutze und gebrauche ich heute noch und es hat derweil 140000 km zurückgelegt.
15. Februar 2016
Hallo Mike
Danke für deinen Input. Oft zeichnen sich Probleme bei neuartigen Anbauteilen und Komponenten erst im Dauerbetrieb und ausserhalb des Labors ab. Wir sind aber sicher, dass sich die Hersteller ranhalten und ihre Produkte auch laufend verbessern – gerade Shimano als Klassenprimus würde seinen Ruf aufs Spiel setzen, wenn es qualitativ minderwertige Produkte auf den Markt wirft.
Liebe Grüsse, Michi