Mein Velomechaniker der Rüpel?

Ein Beitrag im Outdoor-Blog des Tagesanzeigers zu Velomechanikern schlägt hohe Wellen. In empörten Kommentaren echauffieren sich zahlreiche Leser über unfreundliche, unflexible oder zu teure Velomechaniker.

Anfang Jahr diskutierten Velomechaniker im Rahmen der „Infotech“ über ein grosse Problem der Branche; den fehlenden Nachwuchs. Dreckige Hände, tiefer Lohn und geringe Aufstiegschancen würden Jugendliche abschrecken. Neben der Lehrlingsproblematik scheint es auch um das Image der Velomechaniker nicht gut bestellt.

Diesen Eindruck vermitteln zumindest die Leserkommentare zu einem Beitrag im Outdoor-Blog des Tages-Anzeigers. Autor Jürg Buschor stellt darin die Herausforderungen (gestiegene Komplexität, Arbeitsumfeld mit tiefem sozialen Status) dar und fragt den Leser nach persönlichen Erfahrungen mit Händlern und Mechanikern.  Und die Wortmeldungen bleiben nicht aus. Über 100 Kommentare wurden bis heute (18. Juni) verfasst.

Unfreundlich und teuer

Viele schätzen die Flexibilität ihres lokalen Velohändlers, der beispielsweise für die „Notfall“-Reparatur einer Bremse sein Geschäft nach Ladenschluss noch einmal öffnet. Und auch das Verständnis für die gestiegenen Anforderungen bei gleichzeitig preissensibleren Kunden ist teilweise vohanden.

Hast du schon Erfahrungen mit unserer Veloclinic gemacht?

Trotzdem dominieren negative Äusserungen. Einer der grössten Beschwerdepunkte ist die angeblich unfreundliche Behandlung. Die Mechaniker seien nicht kundenorientiert und würden die Probleme nicht immer ernst nehmen. So berichtet Moni, dass der Händler nach dem Kauf ihres 4000 Franken teuren Velos  den Service jeweils nur zähneknirschend gemacht habe. Für Unmut sorgen angeblich zu hohe Preise und Wartezeiten. Selbst während der Hochsaison haben viele Schreibende die klare Erwartung, dass ihr Velo ohne Wartezeit repariert wird. Auch die Montage von im Ausland bestellten Ersatzteilen zu normalen Stundenansätzen wird vorausgesetzt.

Ausbildung angepasst

Natürlich sind Leserkommentare immer eine subjektive Meinungsäusserung und dürfen nicht pauschalisiert werden. Die grosse Zahl der negativen Bemerkungen weisen aber trotzdem auf Problembereiche wie fehlendes Einfühlungsvermögen. Entsprechend äusserte sich Peter Sommer, Verbandspräsident für Zweiradfahrzeuge vor kurzem in einem Interview mit dem Tages Anzeiger. Wie man mit Kunden umgeht sei früher in der Ausbildung vernachlässigt worden. „Was nützt mir ein guter Mechaniker, der kein Wort herausbringt?“ Nicht zuletzt deshalb wurde die Ausbildung auf dieses Jahr hin angepasst.

Was sind deine Erfahrungen mit Velomechaniker? Natürlich sind wir auch auf deine Eindrücke zu unserer neuen Veloclinic gespannt.

8 Kommentare

Paddy
18. Juni 2012

In meinen Augen ist’s wie in jeder Branche: Es gibt die guten, die schlechtne und die zwischendrin.

Ein Velomech in unserem Dorf habe ich vor einigen Monaten zum letzten Mal angefahren: Ein übergewichtiger Mann, kurz vor der Pensionierung. Unfreundlich, arrogant. Hat mich fast schon verjagt. Brrrr.

Ein weiterer in unserem Dorf ist für mich nicht interessant, weil er den Anschein weckt, sich nur für Klientel zu interessieren, die teure Karbon-Rädern wollen oder auf hohem Niveau fachsimpeln können.

Der Top-Betrieb ist im Nachbardorf: Freundlich, speditiv, auch kurzfristig hilfsbereit, Verständnis für den normalen Velofahrer ohne vertieftes Fachwissen darüber, welche Shimano-Komponente denn nun wann besser ist als die andere. Und was mich bei allem noch erstaunt: Der ist richtig günstig. Wobei günstig nicht zu verwechseln ist mit billig.

Diese unterschiedlichen Arten von Betrieben / Leuten gibt’s aber wie gesagt in allen Branchen. Eigentlich erstaunlich, denn Freundlichkeit und guter Service würde nicht alle Welt kosten, brächte die Kunden aber in Scharen zu einem.

Beat Zbinden
18. Juni 2012

Die Velomechaniker sind klar KEINE Rüpel!
Einige sind höchstens ein bisschen speziell und das sind wir Gümeler/innen doch alle auch.
Ein wichtiger Tipp wäre, die Kompetenz im Verkaufsgespräch teilweise noch zu verbessern und dies könnte durch ein professionnelles Bike-Fitting (Vermessung des Fahrers, der Fahrerin und dadurch optimale Einstellung des Velos) unterstützend wirken.

Johanna
19. Juni 2012

Dieses Problem kenne ich nicht: Unser Velomech und alle seiner Mitarbeiter sind einfach nur GROSSARTIG! Immer gut gelaunt (man hat richtig das Gefühl, sie freuen sich, wenn man zu ihnen kommt!), freundlich, speditiv, kompetent – und sie arbeiten im Sommer bis spät in die Nacht hinein. Sie sind selbst leidenschaftliche Velofahrer – so begegnen wir uns sogar manchmal unterwegs. Wenn ihr in der Nähe von Gossau SG wohnt, dann mein Tipp: Versucht es doch mal bei Gätzi – de bike und outdoorshop!

Markus
24. Juni 2012

Klar, wünsche ich mir auch Reparaturen ohne Wartezeiten, zumindest wenn es um Kleinigkeiten geht. Aber dass dies in der Saison nicht immer geht, dafür muss man aber wirklich auch Verständnis haben. Wenn ein Velogeschäft jemanden speziell anstellen würde nur für „stand-by“-Reparaturen von ungeduldigen Kunden, das würde kaum rentieren.

Dass Velogeschäfte höhere Tarife für das Zusammenmechen von im Ausland bestellten Velos anwenden, dafür habe ich volles Verständnis. Schliesslich entgeht ihm die Marge beim Veloverkauf, dann soll er wenigstens an der Montage etwas verdienen können. Wenn man die Stundenansätze mit denjenigen z.B. eines Automechanikers oder anderer Berufsgattungen vergleicht, darf man auch festhalten, dass die Stundenansätze grundsätzlich sehr anständig sind.

Ich schreibe dies übrigens nicht als Inhaber eines Velogeschäftes. aber ich sehe berufsbedingt öfters in Zahlen verschiedener KMU’s rein und es gibt meines Erachtens kaum viele Velogeschäfte, welche unanständig viel verdienen. Man muss auch sehen, dass diese Branche von April bis September hoch ausgelastet ist und dann ein halbes Jahr wieder – wenn man nicht auch noch Skis etc führt – wohl eher unterbeschäftigt ist. Dies macht die Sache auch nicht einfacher.

Paco
27. Juni 2012

Rüpel? Ach was…… Mein Fahrradhändler ist grossartig (Wenger 2Rad in Basel) – ich fühle mich jeweils prima aufgehoben und ernstgenommen. Und auch bei längeren Touren, wo ich schon mal wegen einer Kleinigkeit bei einem zufällig ausgewählten Mech vorbeischauen musste – ich begegne den Mechs jeweils mit Respekt und Freundlichkeit – und bezahle für guten Service auch Geld ohne den Rappen zweihundertmal umzudrehen. Da liegt nämlich auch einer der Hunde begraben – viele Kunden kaufen nach der „möglichst billig“ Mentalität ein – informieren sich stundenlang im Internet und kommen dann als „Smart Shopper“ in eine Service-Werkstatt, wo sie dem Reparateur nicht mit Respekt sondern mit der „Ich weiss dann alles besser“-Mentalität begegnen und der eventuelle Service auf den Rappen genau stimmen muss. Dass da einige Mechs in einer solchen Situation die Beherrschung verlieren könnten, würde ich sogar verstehen!

Ich bin kein Fahrradmechaniker, als erfahrener Servicetechniker und Werkstattleiter im professionellen Audiotechnik-Bereich kann ich aber Parallelen herleiten…..

Ralph
28. Juni 2012

Doch, Velomechs sind rüpelhaft.
Ich bins auch und das schon als Hobbyvelomech.

Johannes
28. Juni 2012

Kann ich absolut nicht bestätigen. Aber viele Produkte die sie verkaufen (müssen) sind unehrlich. Am Umwerfer steht z.B. XT drauf, Kurbel schon zwei Klassen günstiger, Steuerlager ist billiger Ramsch. Wie soll sich ein Velomech auf diese Weise wohlfühlen, wenn er selber kaum hinter der Qualität seiner Produkte stehen kann?

Daniel
29. Juni 2012

Einen rüpelhaften Velomech habe ich noch nicht angetroffen. Bei der Qualität gibt es aber Unterschiede. Velo-Service und Reparaturen mache ich deshalb, wenn immer möglich selber. Das ist billiger und so habe ich auch das nötige know-how um Pannen auf Velo-Reisen zu meistern. Dank Veloplus ist es auch genial einfach an gute Ersatzteile zu kommen.

Danke an Veloplus, weiter so!

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