Flavia und Noëmi entdecken Schottland mit dem Velo

Sich nach der bestandenen Matura etwas Gutes tun: Das war auch der Plan von Flavia Mäder und Noemi Schenk. Doch die beiden jungen Frauen wollten nicht einfach Party auf Ibiza machen, sondern lieber mit dem Velo Schottland kennenlernen – und berichten nun von ihrem grossen Abenteuer. Hier ihr Bericht aus Skye.

Gastbeitrag von Flavia Mäder und Noëmi Schenk

 

«Nach einer weitgehend problemlosen Anreise verbrachten wir die ersten Tage in Edinburgh bei den Hendersons, den ehemaligen Gasteltern von Noemis Auslandjahr, und machten uns schon mal mit den Köstlichkeiten der schottischen Küche vertraut: Fish and Chips, Black Pudding (Blutwurst) zum Frühstück und das Ganze mit Irn Bru nachspülen, deliziöse Bagels of the week … dergestalt gestärkt machten wir uns dann vor rund zehn Tagen bereit für unser grosses Veloabenteuer.

 

Am Freitag vor einer Woche war es endlich so weit: Wir starteten den Tag früh und schwangen uns mit riesiger Vorfreude zum ersten Mal auf den Sattel. Der Küste von Fife entlang, durch Glenrothes bis nach Perth radelten wir mit vollem Elan ziemlich zügig in Richtung Newburgh, natürlich nicht ohne einmal auf einer Hauptstrasse auf der falschen Strassenseite zu fahren und es erst nach 5 langen irritierenden Minuten zu merken. Die erste Nacht verbrachten wir am River Tay und beendeten den gelungenen Start mit selbstgekochten Hörnli und Tomatensauce.

Loch Ness ohne Ungeheuer

Der zweite Tag war «a day to remember», nahezu traumatisch: Beschwingt davon, dass wir ja schon so weit gekommen waren, strampelten wir ziemlich ambitiös den höchsten mit dem Velo befahrbaren Pass hinauf, ohne dies im Voraus wirklich zu wissen. Mit dem unerklärlich konstanten Gegenwind, dem kalten Regen und einer Autobahn gepflastert mit «Road kill» haben wir nicht gerechnet. Relativ müde und vor allem nass stellten wir in Rekordzeit unser Zelt auf, schlürften mit klammen Fingern eine Bouillon und fühlten uns, als wären wir in der Arktis. Nach drei Tagen und beinahe 300 km erreichten wir zu unserem Erstaunen auch schon Inverness und gönnten uns dort einen riesigen heissen Kaffee, der uns Füsse und Herz erwärmte 🙂
Weiter dem Loch Ness entlang verblieben wir trotz besten Chancen auf Erblicken des Seemonsters erfolglos. Je weiter wir in den Westen kamen, desto mehr zeigte sich das Land von der Seite, die man erwartet, wenn man sich in die Highlands begibt. Immer noch gegen Wind ankämpfend, zog die fast kitschige Märchenlandschaft an uns vorbei und offenbarte schlussendlich nicht nur das Meer, sondern auch Sonnenschein, als wir die Brücke zur Isle of Skye antraten.

Die wahren Ungeheuer: Miggies …

Die müden Beine machten sich langsam bemerkbar und wir beschlossen, es etwas gelassener zu nehmen und die einmalige Umgebung dafür umso mehr zu geniessen. Frühes Aufstehen leitet bei uns eigentlich immer zu einem relativ frühen Abendessen, welches wir spätestens um fünf Uhr geniessen. Nicht nur unsere hungrigen Bäuche stimmen dieser Angewohnheit zu, sondern auch unsere Nerven, die durch die kleinen schottischen Mücken in regelmässigen Abständen zu Ausrastern führen. Seit kurzem bechlossen die Miggies aber nicht nur, uns die Dämmerung zur Hölle zu machen, sondern eskortieren sogar unsere Flucht ins Zelt, die dadurch etwas sinnlos wird. Nichtsdestotrotz lockt der Aufenthalt im Zelt, denn abends wurde es zur Gewohnheit, uns zu ein paar Buchseiten noch etwas wie Cookies oder Brownies zu gönnen. Diese Entscheidung fällt uns immer sehr leicht, vor allem wenn man bedenkt, dass sie immer zu unerklärlich sagenhaften 50p oder £1 erhältlich sind.

Kalte Nächte

Der anstrengendste Teil des Tages steht dennoch bevor uns: Wie packen wir uns am besten für die kalte Nacht ein? Noëmis Technik lautet, nach diversen kalten Nächten (auch die zu Flavias Übel sehr knisternde Rettungsdecke nützte nichts!): Back to the roots, sie schläft wie ein Neandertaler im Fell, d.h. fast keine Kleider und dann schichtenweise Lagen aufbauen. Die dadurch wahrhaftig warmen Füsse sind morgens aber doch immer abgekühlt, was das Aufstehen  dafür umso leichter macht. Man freut sich dann so richtig, die dauernassen Schuhe überzuziehen, die Beinmusklen anzuspannen und weiterzuziehen, bis einem das Füdli so weh tut, dass man wieder mal eine Pause einlegen darf.

Wir sind darauf gespannt, was uns auf unserem Weg zurück nach Dunfermline noch alles erwartet, immerhin stehen noch eine Fährenfahrt, die Besteigung von Ben Nevis, evtl ein Abstecher nach Glasgow und eine Endspurt-Küstenfahrt entlang dem Firth of Forth auf dem Plan.»

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