Präzision statt Kraft

Das Projekt «Mam Weefo» – übersetzt mein Velo – im Norden von Burkina Faso nimmt Fahrt auf. Anfang Februar war das Team von «Velos für Afrika» vor Ort und half beim Aufbau einer Velowerkstatt. In 18 Tagen Velo-Schulung wurde das Basiswissen vermittelt. Ein Gastbeitrag von Claudia Meyr von «Velos für Afrika». 

«Manchmal kam ich schon ans Limit, allen 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gerecht zu werden», erzählt Tim Basler, Leiter der Velowerkstatt des Gump- & Drahtesels im Liebefeld bei Bern. Für vier Wochen hat er im Februar 2014 seinen Arbeitsplatz nach Irim verlegt, einem 4000-Seelen-Dorf im Norden von Burkina Faso.

Die 470 Schweizer Occasions-Velos, die Tim im Oktober in den Container im Liebefeld verladen hat, kamen nun fast 4000 Kilometer weiter wieder zum Einsatz. Für den Export sind sie möglichst platzsparend demontiert worden – nun galt es, sie wieder zusammenzubauen. «Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sehr motiviert», erzählt Tim. «Bereits am zweiten Tag haben sie 80 Velos parat gemacht.» Auch mit Schraubenzieher und Abzieher hantierten sie schon nach kurzer Zeit sehr geschickt.

470 Schweizer Occasions-Velos kommen 4000 Kilometer weiter wieder zum Einsatz.

470 Schweizer Occasions-Velos kommen 4000 Kilometer weiter wieder zum Einsatz.

Doch auch für die gestandenen Velomechaniker unter den Teilnehmern, stellten die Schweizer Velos eine Herausforderung dar. «Die Technik ist viel komplexer als die der Velos, mit denen sie im Allgemeinen zu tun haben», erklärt Tim. Statt Hammer und Kraft war nun Präzision gefragt. Die Werkzeugkoffer von Veloplus waren selbstverständlich mit im Gepäck. «Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gingen sehr sorgfältig mit dem Material um», so Tim. Kein Wunder, denn gutes Werkzeug ist in Burkina Mangelware. Umso grösser war die Freude, dass sie dieses am Ende der Schulung behalten durften.

Bald trägt das Velo die Last

Für die sechs Frauen, die ebenfalls an der Schulung teilnahmen, hiess es erst einmal die verschiedenen Bestandteile des Velos kennenzulernen. «Bei den Frauen ging es vor allem darum, ihnen zu zeigen, wie sie kleine Reparaturen selber durchführen können. Wie zum Beispiel einen Platten flicken», so Tim Basler. «Die Frauen haben sehr viel Kraft. Man merkt, dass sie körperlich hart arbeiten.» Das erstaunt wenig, denn normalerweise sind sie jeden Tag mehrere Stunden zu Fuss unterwegs, holen Wasser, bewässern die Gemüsegärten und sammeln Brennholz. Dank dem Projekt «Mam Weefo» erhalten die Frauen von Irim zukünftig Velos zu vergünstigten Konditionen – eine grosse Erleichterung. Oder um es in den Worten der fünfzigjährigen Teilnehmerin Habibou auszudrücken: «Jetzt muss ich noch leiden, bald ist es mein Velo, dass die Last trägt.»

«Mam Weefo» ist ein Gemeinschaftsprojekt von «Velos für Afrika», einem Programm des Gump- & Drahtesles, der Schweizer Hilfsorganisation «Association Kaïcedra» und der ortsansässigen Organisation «Association Aidons l’Afriques Ensemble» (AAAE).

Sie möchten die Projekte von «Velos für Afrika» unterstützen? Schenken Sie uns Ihr altes Velo. Ihre Veloplus-Filiale nimmt es kostenlos entgegen. Übrigens: Bereits mit einer Spende von 70 Franken ermöglichen Sie den Transport eines Velos – von der Schweiz bis zur neuen Besitzerin oder dem neuen Besitzer in Afrika.

«Velos für Afrika» ist vom 9. bis 11. Mai an den Bike Days in Solothurn.

www.velosfuerafrika.ch

www.kaicedra.org

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Die Kommentare werden zuerst von uns gesichtet und freigeschaltet. Dein Kommentar erscheint deshalb mit Verzögerung.